Etwas irritiert nahm Philipp Reinhardt (LC Jena) die Nachricht seiner Disqualifikation über 3000 Meter entgehen. Er soll in den Innenraum getreten sein. So gibt es für ihn von den Deutschen Hallenmeisterschaften aus Leipzig nur eine inoffizielle Zeit: 8:06 Minuten. Mit feuchten Augen stand Tina Donder (LAC Erfurt Top-Team) in der Mixed-Zone. Nach ihrem ersten Rennen über 3000 Meter bei den Aktiven saß die Enttäuschung über den Verlauf tief, sie konnte dem hohen Tempo der Spitzenathleten bis zum Ende nicht wirklich folgen und verpasste ihre Bestzeit deutlich.
Zwei junge Sportler, die mit leisen Hoffnungen nach Leipzig gereist waren, erlebten einen Wettkampf, der alles andere als leise war. Sie hatten mit Abstand unter allen Teilnehmern die größte Strecke mit 15 Runden auf der schnellen Rundbahn in der Arena Leipzig zurückzulegen. Am ersten Wettkampftag startete Philipp Reinhardt, das Feld mit Spitzenathleten wie Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen), Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald) und Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) sehr stark besetzt.
Das Spitzentrio hielt sich in den ersten Runden noch bedeckt, sie ließen andere die Arbeit machen. Philipp Reinhardt übernahm die Spitzenposition sogleich nach dem Start. „Ich habe mich vorab mit meinem Trainer besprochen, was wir am Start machen. Entweder ein bisschen Tempo oder ein passiver Angang. Wir haben uns für ersteres entschieden.“ So kam es, dass Philipp Reinhardt einige Runde die Führung inne hatte. Ihm ging es schließlich um eine schnelle Zeit. „Das Ziel wollte ich von vornherein nicht aus den Augen verlieren.“
Auf dem letzten Kilometer fehlte bei ihm die nötige Geschwindigkeit, um mit den Spitzenleuten wie Richard Ringer, Timo Benitz oder Florian Orth mitzuhalten. Dahingehend verlief die Vorbereitung auf die Hallen-DM nicht optimal. „Ich komme ein bisschen aus der Grundlage. Geschwindigkeit habe ich noch gar nicht so gemacht“, erklärte Philipp Reinhardt sein Defizit. Auf der Uhr stand bis dato eine gute Zeit für den 22-Jährigen, der in der Mixed-Zone erfuhr, dass er disqualifiziert wurde.
Was war passiert? So richtig erklären konnte es sich der Medizinstudent aus Jena nicht. „Ich habe es überhaupt nicht gemerkt, wo es hätte passieren können. Es gab zwischendrin, gerade auf den zweiten Kilometern, ein leichtes Gedränge. Da passiert es auch mal, dass einem auf die Hacken getreten wird. Das ist so, dafür sind wir nicht im Sprint. So kann es passieren, dass man unfreiwillig in den Innenraum tritt. Das muss man einfach berücksichtigen“, ärgerte er sich über die für ihn fehlerhafte Entscheidung einer Disqualifikation. Anstatt einer neuen Saisonbestleistung standen vier Buchstaben (disq) in der Bestenliste. „Das ist nicht zufriedenstellend und schade“, gab er zu Protokoll. Für ihn war es der letzte Wettkampf in der Halle. In der kommenden Woche ist dann weniger mehr. Weniger Laufkilometer, einfach mal die Beine hochlegen und regenerieren.
In dieser Hallensaison hat Tina Donder nach fast zweijähriger krankheitsbedingter Zwangspause bereits gezeigt, dass sie in der Lage ist, gute Rennen abzuliefern. Mit diesem Gefühl startete sie am Sonntag über 3000 Meter. Noch dazu war es ihr erstes bei den Aktiven. „Ich war schon vor dem Rennen sehr nervös und war mir insgesamt auch etwas unsicher über meine Leistungsfähigkeit.
Zum einen, weil ich diese Routine eines so großen Wettkampfes nicht mehr gewohnt war und zum anderen, weil ich vor zwei Wochen noch mit einer Mandelentzündung im Bett lag“, beschrieb sie ihre Gefühle vor dem Rennen.
Der erste Kilometer verlief zeitmäßig im Soll. Doch die Topathleten wie Alina Reh (SSV Ulm), Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier), Hanna Klein (SG Schorndorf) und Maren Kock (LG Telis Finanz Regensburg) drückten vorn gehörig auf das Tempo. Tina Donder konnte irgendwann nicht mehr folgen und musste für jeden Meter, jede Runde hart arbeiten. „Optisch sah es bis dahin vielleicht ganz gut aus, aber locker war das alles von Beginn an nicht für mich. Nach Runde drei oder vier, ich bin mir gar nicht so sicher, musste ich schon richtig arbeiten, um voranzukommen. Von da an wurde ich immer fester. Es war wie ein Albtraum, in dem man läuft und läuft und nicht mehr vorankommt“, schilderte sie ihre ersten Runden auf der schnellen Rundbahn.
Aufgeben? Keine Option. Die Thüringerin kämpfte sich durch, auch wenn der Schritt und die Rundenzeiten ab dem zweiten Kilometer immer langsamer wurden. „Ich konnte nicht mehr gegenhalten. Als ich dann in die letzte Runde ging und die Zeittafel sah, den großen Abstand zur Läuferin vor mir, war das natürlich nicht unbedingt ein positiver Aufschwung. Ab da wollte ich nur noch ankommen“, sagte sie. Sie erreichte das Ziel, als 15. in 10:04,31 Minuten.
Völlig ausgepumpt, mit feuchten Augen irrte sie anschließend in der Mixed-Zone umher. Es war nicht das Rennen, was sie sich vorgestellte hatte. Es war eins, dass sie so schnell wie möglich vergessen möchte. „Ich hake es ab, nehme die Erfahrung mit und gehe Schritt für Schritt weiter, sodass ich im Sommer wieder durchstarten kann. Ganz nach dem Motto: Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weitergehen.“