Der Harztor-Lauf hat sich einen Namen gemacht in der Laufszene in Deutschland, so viel ist sicher. Wie anders ist es sonst zu erklären, dass trotz eines mehr als wechselhaften Wetters 664 Sportlerinnen und Sportler auf den vier Wertungsstrecken an den Start gingen? Das bedeutete für die engagierten Organisatoren nicht nur ein neuer Teilnehmerrekord, sondern natürlich auch jeden Menge Arbeit.
Jeweils zwei Busse wurden eingesetzt, um das gewachsene Starterfeld zu den Starts der längeren Strecken nach Sophienhof und Ilfeld zu bringen. 145 gemeldete Läufer und Läuferinnen waren es beim „Halbmarathon der Thüringer Energie AG“. Der Start erfolgte wieder im Rahmen des alljährlichen Lämmerfestes auf der Ziegenalm im Ortsteil Sophienhof. Dank des erneuten Einsatzes eines Übertragungswagens konnten auch die Besucher auf dem Eventgelände in Niedersachswerfen diesen Start mitverfolgen.
Gemeldet hatten für den Halbmarathon neben vielen neuen Sportlern auch bekannte Gesichter: neben Vorjahressieger Peter Seidel gingen seine Teamkollegen Ulrich Konschak und Stephan Knopf an den Start. Sollten die drei Triathleten ihrem gemeinsamen Erfolg aus 2016 wiederholen können? Zum Start kamen alle Athleten gut weg und schon auf dem Weg zum Nonnenforst kristallisierte sich eine erste Reihenfolge heraus. Doch die noch vor den Läufern liegenden Anstiege sollten diese Reihenfolge teils kräftig durcheinander würfeln.
Gemeinsam mit dem Gewinner des Kyffhäuserberglaufes Robert Makarinus hatte sich Peter Seidel vom Feld abgesetzt. Stephan Knopf lauerte in Schlagweite und Ulrich Konschak folgte dichtauf. Doch schon beim ersten Anstieg nach etwa sieben Kilometern wandelte sich das Bild: Knopf übernahm die Führung. Erst bei Kilometer 17 wurde er schließlich von Ulrich Konschak überholt. Ab diesem Zeitpunkt gab der Nordhäuser Arzt, scherzhaft „Doktor Triathlon“ genannt, diese Führung nicht mehr ab und siegte mit 1:23:49. Neuer Streckenrekord!
Dass da auch seine Frau Katja nicht patzen wollte, lag auf der Hand. Aufgrund einer Handgelenksverletzung im letzten Jahr nicht dabei, wollte sie praktisch vor der Haustür ihren aktuellen Trainingsstand unter Beweis stellen. Schon von Beginn an war sie im vorderen Drittel der Starter zu finden, weit vor den anderen Teilnehmerinnen. Zu bemerken ist vielleicht noch, dass die Dauerrivalinnen Romy Stotz und Suse Werner ihren Start aus Termingründen abgesagt hatten. So war Katja Konschak der Sieg in diesem Jahr nicht zu nehmen und sie stand dank einer Zeit von 1:40:18 ganz oben auf dem Treppchen.
Viele Läufer und Läuferinnen aus Nah und Fern stellten sich in diesem Jahr zum ersten Mal der Halbmarathondistanz beim 4. Harztor-Lauf und berichteten im Ziel von einer sehr schönen, teilweise aber auch brutal anstrengenden Strecke. Die Anstiege ließen den Einen oder die Andere in einen langsamen Spaziergang verfallen. Auch das Wetter tat sein Übriges dank eines steten Wechsels zwischen Sonne, Wind, Regen und sogar Schnee. Aber alle bis auf einen Sportfreund, der aus gesundheitlichen Gründen zwischenzeitlich ausscheiden musste, kamen ins Ziel – viele davon mit einem glücklichen Lächeln.
Nachdem die Führenden des Halbmarathons den Sportplatz in Ilfeld passiert hatten, gingen dort die 171 gemeldeten Läufer des „8km-Lauf der WBG Südharz“ auf die Strecke. Hier war Luise Herbst die unangefochtene Starterin. Für die etwas mehr als 8 Kilometer benötigte sie am Ende eine Zeit von 0:38:41. Bei den Männern hieß der Sieger nach 0:30:16 Christian Hommel vom GutsMuths-Rennsteiglaufverein. Letzter auf dieser Distanz mit 1:10:07 wurde übrigens der mehrfache Weltrekordler Kai Eichler aus Immenstaad am Bodensee. Der Feuerwehrmann und Extremsportler bewältigte die Distanz in seiner mehr als 24 Kilogramm schweren persönlichen Schutzausrüstung und wurde für diese Leistung natürlich entsprechend gefeiert.
Sowohl der „2km-Lauf der Nordthüringer Volksbank“ als auch der „5km-Lauf der Kreissparkasse Nordhausen“ wurden in Niedersachswerfen gestartet und endeten dort auch wieder. Hier gingen 190 (2km) bzw. 158 (5km) Läuferinnen und Läufer an den Start. Während auf der kürzesten Distanz der Kurs flach gehalten war, gab es bei den fünf Kilometern mit der Rampe zum Kirchberg gleich nach dem Start einen ordentlichen Anstieg zu bewältigen. Nach 0:21:28 hieß der Sieger bei den Männern Adrian Fierenz vom SV Glückauf Sondershausen. Nur wenig später stürmte mit 0:25:07 Stunden auch die schnellste Läuferin ins Ziel: Alina Lehmann vom Nordhäuser LV Altstadt.
Nach zwei Kilometern war dann mit 0:08:54 Finia Wittig vom SV Nordhausen 90 Triathlon die Schnellste, knapp vorher lief Franz Rensing von der HSG Nordhausen bei 0:07:17 durchs Ziel und sicherte sich damit den ersten Platz bei den Männern. Besonders gefeiert wurden auf dieser Strecke wieder zwei Feuwehrleute aus Harztor, die mit kompletter Schutzausrüstung inklusive Atemschutz ins Rennen gingen. Patrick Richter und Michael Becker machten damit auf das gute Training und die hervorragende Nachwuchsarbeit bei der Feuerwehr im Südharz aufmerksam.
Der Wanderpokal für das stärkste Team ging diesmal zur Überraschung aller nicht zum dritten Mal an den LV Altstadt, sondern an die Caritas Interventionsstelle in Nordhausen. Im Rahmen der Kampagne „Frauen lauf[en] gegen Gewalt“ mobilisierten sie ein Starterfeld mit sage und schreibe 46 Läuferinnen und Läufer. Den 10 Kilogramm schweren Pokal nahm das Team sehr gern in Empfang. Ob sie ihn im nächsten Jahr verteidigen werden, wird sich zum „5. Harztor-Lauf“ im April 2018 zeigen.
Die Mitglieder des Vereins Harztor-Lauf e.V. stürzen sich in Kürze schon in die Vorbereitungen zu diesem kleinen Jubiläum. Der Termin wird in einigen Tagen feststehen und die Online-Anmeldung gestartet. Denn am Ende des diesjährigen Laufes waren sich alle sicher: der Harztor-Lauf gehört zu den schönsten und anspruchsvollsten Läufen nicht nur im Südharz, sondern weit darüber hinaus.