Beim größten Erfurter Stadtlauf gingen bei bestem Laufwetter am 3. September erstmals mehr als 2.000 Teilnehmer auf den vier angebotenen Strecken an den Start. Veranstalter Nils Schumann freute sich über das Rekordfeld und eine gelungene 6. Auflage des von SportScheck und weiteren großen Sponsoren unterstützten Laufes durch die Erfurter Innenstadt. Lokalmatador Marcel Krieghoff gewann sowohl die 5 als auch die 10 Kilometer. Auf der Halbmarathon-Distanz setzte dagegen sich mit Florian Jäger ein Berliner durch. Bei den Frauen waren mit Carolin Glaser, Alice Stieber und Tina Donder auf allen Strecken bekannte Thüringer Läuferinnen erfolgreich.
Die Sicherung der 5-Kilometer-Runde mit Start und Ziel am Petersberg ist für den Veranstalter wohl die größte logistische Herausforderung. An einem sommerlich warmen Samstagabend wimmelt es in der Erfurter Altstadt vor Touristen, die nicht immer Verständnis für die Streckensperrungen aufbringen, aber auch teilweise mit für eine tolle Atmosphäre und Stimmung an der Strecke sorgen. Nach dem langen sanften Abstieg von der Zitadelle Petersberg geht es in allerlei Kurven teils über Pflasterstraßen durch die Altstadt. Man passiert das in der Nacht unauffällige Augustinerkloster, wo Luther einst Mönch war. Nach ca. 2,5 km läuft man über die Krämerbrücke und den Rathausplatz, wo viele Menschen in der lauen Sommernacht hinter den Absperrungen in Straßenkneipen sitzen. Nach einigen Nebenstraßen umläuft man die neue Oper, um auf den letzten 500 Metern wieder den Petersberg zu erklimmen und durch das beleuchtete Tor in die Festung einzulaufen.
Viele Kurzentschlossene nutzten das schöne Laufwetter noch zur Nachmeldung, manch einem war es aber auch fast zu heiß, obwohl die ersten Starter des Halbmarathons und des 5 Kilometerlaufs erst um 20.30 Uhr auf die Strecke geschickt wurden. Marcel Lehmberg setzte sich zunächst an die Spitze des Feldes und lief als Erster über die Krämerbrücke, die diesmal durch die gleichzeitige Sperrung der Rathausbrücke ein echtes Nadelöhr darstellte. Doch der Erfurter Marcel Krieghoff war ihm dicht auf den Fersen, holte ihn im weiteren Rennverlauf noch ein und gewann am Ende in 16:01 Minuten knapp mit 2 Sekunden Vorsprung vor Lehmberg. Auf den Rängen 3 und 4 folgten mit Moritz Sparbrodt (16.55) und Patrick Letsch (17:22) ebenfalls Erfurter Läufer. Schnellste Frau auf der Kurzdistanz war Tina Donder vom ELAC, die in 19:35 Minuten klar vor Sarah-Alicia Krause (HSV Weimar) und Sophie Gießmann (LTV Erfurt) gewann.
Triathlet Philipp Heinz vom LTV Erfurt setzte sich vom Start weg an die Spitze des Halbmarathon-Feldes, musste sich am Ende der 4-Runden-Jagd aber noch Florian Jäger aus Berlin geschlagen geben, der in 01:18:58 Stunden rund 2 Minuten vor dem Erfurter, dem noch der morgendliche Triathlon am Stausee Ratscher in den Knochen steckte, gewann. Weitere 2 Minuten danach folgte Martin Knape aus Bleicherode. Einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg lief Carolin Glaser in 01:24:03 heraus. Im Ziel hatte sie mehr als 16 Minuten Vorsprung vor der Zweitplatzierten Friederike Henoch.
Zwischenzeitlich wurde es wieder etwas enger in den ohnehin schon schmalen Gassen der Erfurter Innenstadt, denn die 10 Kilometer-Läufer wurden um 21.30 Uhr mit auf die Strecke geschickt. Spätestens da hatten selbst Kenner der Laufszene Schwierigkeiten die Reihenfolge der Spitzenleute auf den Strecken auszumachen. Marcel Krieghoff tauchte erneut und diesmal als Spitzenreiter des Feldes an der Krämerbrücke auf und gewann das 2-Runden-Rennen um die Stadtmeisterschaft souverän in 34:08 Minuten vor Fabian Luck (36:16) und Oliver Tesch (36:48). Bei den Frauen setzte sich Alice Stieber in 41:50 Minuten ebenfalls klar vor Christine Schiebold (45:52) und Lisa Deckert (46:05) durch.
Bei Laufszene haben wir vor einiger Zeit in Thüringen einen Anstieg der Laufteilnehmer um ca. 40 % in den letzten 6 Jahren festgestellt. Diese Zunahme ging jedoch fast ausschließlich auf die Firmenläufe und zwei große Läufe, darunter den SportScheck-Nachtlauf in Erfurt, zurück. Die Konzentration in der Volkslauflandschaft und der Trend zum Event („Sehen und gesehen werden“) schreiten also voran. Auf der Strecke bleiben leider kleine Veranstaltungen von Vereinen, deren Gesamtzahl in dem Zeitraum um 15 Prozent zurückging. In der Landeshauptstadt scheint der Markt noch nicht erschöpft zu sein, denn an manchem Wochenende finden hier sogar 2 und mehr Läufe ihre Teilnehmer. „Doch auch die kleinen Läufe bergauf und -ab mit dem anschließendem Kuchenbuffet sollten ihre Wertschätzung behalten, damit der Thüringer Laufszene ihre Vielfalt erhalten bleibt“, so Laufszene-Redakteur Jörg Schmid, der selbst mit am Start war.