Beim Rennsteigstaffellauf sind die Wintersportler seit Jahren das Maß der Dinge. „Günter´s Männer ohne Waffen“ – darunter Namen wie Thomas Bing, Martin Weisheit und Tim Tscharnke – siegten 2014 mit 23 Minuten Vorsprung vor den TU Ilmenau Runners. Ein Nachwuchsteam „WM-Team-Biathlon 2020“ kam als 7. immerhin noch 4 Minuten vor meinem gut besetzen USV-Laufteam ins Ziel. Und umgekehrt? Beim 38. Rennsteig-Ski-Lauf am 21./22. Februar in Oberhof waren Thüringer Läufer im international besetzten Starterfeld eher Mangelware. Dabei hat es die vom WSV Schneestern Seligenthal-Oberhof wieder mustergültig organisierte Veranstaltung durchaus verdient, Würdigung durch die Thüringer Laufszene zu erfahren.
Bei überraschend guten Pistenbedingungen und Temperaturen um den Gefrierpunkt gingen am Samstag rund 300 Skisportler auf die 15 Kilometerrunde mit Start und Ziel in der DKB-Arena Oberhof. Gestartet wurde in zwei Startblöcken. Nach einer großen „Sägespäne-Runde“ gab es einen Stadiondurchlauf vor der Haupttribüne. Das Feld konnte sich weitgehend sturzfrei auseinanderziehen. Die Profis sah ich nochmal kurz am Verpflegungspunkt bei Kilometer 8 entgegenkommen. Der Zella-Mehliser Martin Weisheit siegte in 39:41 Minuten. Bei den Frauen war Antonia Fräbel vom WSV Asbach in 44:54 Minuten erfolgreich. Auf den letzten Kilometer gab es sogar noch einen dichten Flockenwirbel, der am Sonntag für eine leichte Neuschneeauflage sorgte.
Punkt 10 Uhr starteten die rund 300 Teilnehmer über die 30 Kilometer-Distanz. 20 Minuten später schickte Wettkampfleiter Wolfgang Eff noch einmal 150 Wintersportler auf die halbe Strecke. Auch auf dem langen Kanten war Martin Weisheit nicht zu bezwingen. Ich war gerade am Ende meiner ersten Runde kurz vor dem Stadion, da stürmte er vorbei und gewann in 01:22:08 Stunden vor Jens Filbrich vom SV Eintracht Frankenhain.
Schnellste Frau auf der Distanz war Sabrina Schairer vom SALOMON-LEKI-RACING Team in 01:44.41 Stunden. Über die 15 Kilometer siegte mit Carsten Pump ihr Teamkollege (48:10 Minuten). Der 1. Platz bei den Frauen ging an Katherine Sauerbrey vom SC Steinbach-Hallenberg (49:59 Minuten). Laufurgestein Ludwig Amarell (GMRLV/SC Motor Zella-Mehlis) blieb es vorbehalten, für einen Thüringer Meistertitel in der AK 76 zu sorgen. Als ältester Teilnehmer bewältigte er die klassische 30 Km-Strecke in beachtlichen 2:20:41 Stunden und war zudem bereits am Samstag über die 15 km-Skating-Distanz in 01:06:26 Stunden erfolgreich.
Da im Rahmen der Veranstaltung auch die Thüringer Meisterschaften auf der langen Strecke und sogar die holländischen Landesmeisterschaften ausgetragen wurden, zog sich die Siegerehrung fast über 2 Stunden. Die immerhin 33, aus dem Nachbarland angereisten Wintersportfreunde, brachten einen Hauch von Biathlon-Stimmung in die Arena. Die umfangreiche Tombola, bei der gefühlt 50 Paar Ski an den beiden Tagen unter den Teilnehmern verlost wurden, und das gute Wetter sorgten dafür, dass viele bis zum Schluss durchhielten.
Ein Lob gebührt den Veranstaltern insgesamt für das tolle Preis-Leistungs-Verhältnis. Für 30 Euro gibt es denn Doppelstartplatz für beide Tage. Bei Ausfall wegen Schneemangel schreiben die Veranstalter die Teilnehmergebühr komplett für das nächste Jahr gut oder erstatten sie zu 2/3. Dazu gibt es eine sehr gute Verpflegung (sogar Haferschleim), kostenfreie Parkplätze am Grenzadler und Umkleide- und Waschmöglichkeiten. Die Messlatte für andere Veranstalter in diesem Bereich liegt hoch. Ein Vergleich zum erstmals geplanten Rennsteig-Ski-Marathon des Rennsteiglaufvereins fällt in punkto Startgebühr deutlich zugunsten der Traditionsveranstaltung aus. Mehr ist an dieser Stelle nicht möglich, weil der für Januar geplante Skimarathon abgesagt werden musste. Die Strecke am Grenzadler ist aber wohl auch in der Frage der Schneesicherheit generell im Vorteil.
Worin liegen nun die eingangs meines Berichts angesprochenen Ursachen für das „Fremdeln“ der Läufer mit den schmalen Latten? Bei etwa 2 bis 3 Mal Lauftraining pro Woche ist für anderes Training wenig Zeit, mit dem Resultat, dass es an Technik und sportartspezifischer Kraft mangelt. Dann bleibt es bei den meisten bei einem „Ausflug“ in andere Bewegungsabläufe mit Spaßfaktor. Im Umkehrfall laufen Skiläufer immer, wenn es an Schnee fehlt, also oft – daher sind gute Laufresultate fast Pflicht (das hat mir ein Laufkollege geschrieben).
Ich probiere mich selbst als Läufer auch gern in anderen Sportarten (Ski, Schwimmen, Radfahren). Der positive Trainingseffekt ist sicher unbestritten, auch wenn der Erfolg bislang eher überschaubar ist, was mich aber nicht davon abhält, dennoch gelegentlich Wettkämpfe in diesen Disziplinen zu bestreiten. Ich gebe zu, dass es für mich am Anfang gewöhnungsbedürftig war, mich brav am Ende des Starterfeldes einzureihen. Bei meinem ersten Rennsteig-Ski-Lauf stürzte ich gleich in der ersten Kurve im dichten Pulk, rappelte mich auf und quälte mich dann den Birxsteig hinauf. Oben angekommen blieb ich erstmal völlig blau stehen. Als ich hinter mir das Geräusch des Motorschlittens vernahm, stellte ich fest, dass ich Letzter war. Inzwischen gehe ich die Rennen ruhiger an. Am Ende stehen trotz noch immer mangelhafter Technik und Ausrüstung ca. 15 Männer und Frauen in der Ergebnisliste hinter mir und in diesem Jahr konnte ich meine Bestzeiten sowohl beim Skating als auch in der klassischen Technik um jeweils 15 Minuten steigern. Das macht mich ein bisschen stolz und mutig zugleich, weiter in dieser traditionellen Thüringer Sportart an den Start zu gehen. Wer weiß, vielleicht schaffe ich es sogar mal zu dem berühmten Wasa-Lauf…