Morgen beginnen in der Erfurter Leichtathletikhalle am Steigerwaldstadion die 14. Deutschen Senioren-Hallenmeisterschaften. Einige Thüringer Läuferinnen und Läufer wollen dabei den Heimvorteil nutzen und um Medaillen kämpfen. Neu in die Seniorinnen-Klasse W35 aufgerückt und damit erstmals dabei ist Stefanie Rexhäuser. Die sympathische Athletin vom GutsMuths-Rennsteiglaufverein, vielen unter ihrem früheren Namen Stefanie Wiesmair bekannt, sollte gute Chancen auf den Sieg über 3000 Meter haben. Laufszene Thüringen sprach im Vorfeld der Meisterschaft mit der Langstrecklerin.
Hallo Stefanie, du hast schon an Deutschen Meisterschaften im Straßenlauf teilgenommen. In Erfurt startest du nun das erste Mal bei einer Deutschen Senioren-Meisterschaft. Was erwartest du von diesem Lauf?
Ich kann schlecht einschätzen, wer noch startet, aber im Grunde möchte ich so lange wie möglich an der Spitze ´dran bleiben. Vielleicht springt ja auch eine neue Bestzeit ´raus. Auf jeden Fall freue ich mich in Erfurt zu starten.
Viele Leser von Laufszene Thüringen kennen dich zwar, kannst du dich trotzdem noch einmal kurz vorstellen?
Ich bin 35 Jahre alt und gebürtige Bad Salzungerin. Ich habe Betriebswirtschaftslehre in Jena studiert. Seit 4 Jahren lebe ich in Südhessen und arbeite da als Controllerin. Seit 1994 bin Mitglied beim FSV Silvester Bad Salzungen. Dort habe ich bis 2010 in der Landesliga/Landesklasse Fußball gespielt. Von 2006 bis 2014 bin ich für den PSV GW Kassel gestartet. Seit diesem Jahr starte ich für den Rennsteiglaufverein.
Wie bist du zum Laufsport gekommen? Wie war dein sportlicher Werdegang, welches deine größten Erfolge?
Zum Laufsport bin ich durch eine Verletzung beim Fußball gekommen. Ich hatte einen Schien- und Wadenbeinbruch und konnte ein Jahr nicht Fußball spielen, nur laufen. 2002 bin ich dann zum ersten Mal den Rennsteiglauf-Halbmarathon gelaufen. Von da an lief ich neben dem Fußball regelmäßig. 2004/2005 nahm ich dann vermehrt an Volksläufen teil. Bis 2010 habe ich Fußball und Laufen noch kombiniert. Was sicherlich nicht ganz optimal war: Meistens hatte ich morgens einen Lauf und bin dann direkt in Fußballmontur zu den Spielen gefahren.
Seitdem ich in Südhessen bin, spiele ich nicht mehr Fußball und konzentriere mich nur auf das Laufen. In Darmstadt habe ich ganz gute Trainingsbedingungen.
Mein größter Erfolg war sicherlich der 15. Platz beim Jungfrau-Marathon 2012. Aber gleich danach kommen meine Siege beim Rennsteiglauf.
Du gehörst zum Deutschen Berglauf-Nationalkader, hattest bereits einige internationale Einsätze. Die langen Bergläufe scheinen dir dabei am besten zu liegen…
Ja, das stimmt. Die körperlichen Voraussetzungen für den Berglauf sind bei mir ja eher nicht gegeben: Da haben kleinere Läuferinnen schon Vorteile. Auf den Langdistanzen sieht das schon anders aus. Dort kommen mir die Strecken der Bergmarathons entgegen – die beginnen ja erst mit einem eher flachen Stück und gehen dann in den Berg ´rein. Da kann ich im flachen Teil von Beginn an Druck machen und es fällt mir einfacher, den Berg dann hoch zu laufen.
Ich hörte, du bist Sprecherin des Berglauf-Nationalteams. Wie muss man sich das vorstellen, was hast du da für Aufgaben?
Aufgabe ist es, die Interessen der Athleten in bestimmten Gremien zu vertreten, wie z. B. der Berglaufkommission. Allerdings hat das letzte Jahr gezeigt, dass man da keine Entscheidungen beeinflussen kann bzw. man vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Im Prinzip ist man Mittelsmann zwischen dem Verband und den Athleten.
In den vergangenen Jahren kamst du auch immer wieder in die Thüringer Berge zum Wettkampf. Oft warst du beim GutsMuths-Rennsteiglauf dabei. Drei Mal konntest du ihn gewinnen. Ist dir ein Lauf oder ein Erlebnis am Rennsteig in besonderer Erinnerung?
Das sind eigentlich zwei Zieleinläufe in Schmiedefeld: Als ich 2006 das erste Mal den Rennsteiglauf-Halbmarathon gewinnen konnte. Das war Gänsehaut pur… Die Kanonen haben geknallt und es lief „Simply The Best“ von Tina Turner.
Das zweite Mal, als ich beim Marathon 2008 über die Ziellinie lief. Im Grunde ist es aber immer wieder ein Erlebnis, in Schmiedefeld einzulaufen – die Stimmung ist wirklich einmalig (und ich hab mittlerweile viele Läufe mitgemacht).
Sicherlich bist du auch dieses Jahr am 9. Mai am Start. Verrätst du uns, auf welcher Strecke wir dich sehen werden?
Ich werde den Marathon laufen.
Viele Jahre bist du für Grün-Weiß Kassel gestartet, hattest einen hessischen Startpass. Seit der neuen Saison bist du beim Rennsteiglaufverein und startest für den Thüringer Leichtathletik-Verband. Wie kam es zu dem Wechsel?
Die Entscheidung ist mir sicher nicht leicht gefallen. Wir hatten in Kassel ein Super-Mädels-Team. Zweimal haben wir einen Deutschen Meistertitel geholt. Persönlich habe ich dann für mich entschieden, dass ich nicht mehr für Kassel starten möchte. Da ich einem Thüringer Verein beitreten wollte, war die Entscheidung eigentlich klar, dass ich zum Rennsteiglaufverein wechsle. Mir war es wichtig, dass auch gute Läuferinnen im Verein sind und wir so bei Meisterschaften als Team vorne mitmischen können. Und das Vereins-Umfeld passt auch. Ich kannte auch schon viele Mitglieder von diversen Läufen in Thüringen. Davon abgesehen möchte ich mittelfristig auch beruflich wieder in Thüringen Fuß fassen.
Noch ein letzter Blick auf die bevorstehende Saison. Was hast du dir vorgenommen, welches werden die sportlichen Höhepunkte sein?
Sportlicher Höhepunkt soll der Zermatt-Marathon sein. Dort findet dieses Jahr die WM Berglauf Langdistanz statt. Dafür muss ich aber noch einige Quali-Leistungen erfüllen, da es letztes Jahr auf Grund von Verletzungen nicht wirklich gut lief. Die erste will ich im Rahmen des Lissabon-Halbmarathons abhaken (unter 1:24 h bleiben).
Nicht zu vergessen die deutschen Berglaufmeisterschaften am 16.Mai in Bühlertal. Da sollten die Mädels vom Rennsteiglaufverein ein Wörtchen bei der Titelvergabe im Team mitzureden haben. Mit Nicole Kruhme, Lydia Walther, Carolin Gläser und mir stellen wir ein echt gutes Team.
Ja, dann wünsche ich dir für Samstag in Erfurt einen tollen Lauf und für die Bergläufe zum Saisonhöhepunkt beste Erfolge. Und bleib verletzungsfrei. Danke, dass du dir die Zeit für das Gespräch genommen hast.