Am Freitag fuhren drei der stärksten Bergläufer des Rennsteiglaufvereins bei strömenden Regen nach Mittenwald zum legendären Karwendelberglauf, Wertungslauf des Salomon-Trailrunning-Cups. Trotz langer Fahrzeit wegen starken Verkehrs durch die Sommerferien genossen die Läufer noch den Abend beim örtlichen Italiener. Aufgrund der schlechten Witterung sollte erst am Samstagvormittag vom Veranstalter über die genaue Streckenführung entschieden werden.
Samstag morgen legte sich der Nebel etwas und auch an der Bergstation waren es ca. 4 bis 5 Grad Plus; also keine Schneefallgefahr, so dass sehr zur Freude der vielen weit angereisten Läufer die Originalstrecke (10,6 Kilometer bei 1381 Höhenmetern) bis zur Bergstation, welche sich ca. 400 Meter unterhalb des Passami (ursprüngliches Ziel) befindet, gelaufen werden konnte. Das übrigens zum ersten Mal wieder seit 3 Jahren, nachdem in den Vorjahren das Wetter noch schlechter war. Die Alternativstrecke zur anderen Talseite auf den nur 1350 Meter hohen Kranzberg mit 9 Kilometer Streckenlänge und lediglich 500 Höhenmetern konnte in der Reservetasche bleiben.
Pünktlich zum Start um 14 Uhr regnete es bei ca. 14 Grad wieder, wovon die Läufer aufgrund des Adrenalins angeblich nichts mitbekamen (O-Ton Kurt König, Veranstalter), der Autor hingegen schon. Das große Läuferfeld mit integrierter Bayerischer Berglaufmeisterschaft setzte sich die ersten zwei, fast ebenen Kilometer in Bewegung, bevor der Weg einen Kilometer auf Asphalt leicht anstieg. Damit verteilten sich auf die „restlichen“ 8 Kilometer über 1300 Höhenmeter, was einer durchschnittlichen Steigung von über 16 % entspricht!
Nicole Kruhme und Matthias Franke liefen taktisch klug bis zum Kilometer 6, dem sogenannten Bankerl, zusammen. Dieser Streckenabschnitt ist grob mit dem Goldlauterer Beerberglauf vergleichbar. Dann setzte sich Matthias auf den teils sehr rutschigen Trails von Nicole ab und konnte aufgrund des verhaltenen Beginns bis zum Ziel noch mehr als 30 Läufer überholen.
Nicole, als hervorragende Bergläuferin in Thüringen bekannt, lief auf dem ihr völlig unbekannten Gelände ebenfalls ein starkes Rennen und überholte im zweiten Streckenabschnitt weitere Läuferinnen. Hans-Günter Müller, der dritte mitgereiste Rennsteigläufer, kämpfte sich mit Bravour durch das gigantische Geröllfeld, welches aufgrund der Nässe und etwas Schnee immer wieder die Gefahr des Abrutschens barg. Erstaunlich, dass diese Verhältnisse im Vergleich zu früheren Läufen auf trockenem Schotter teilweise trotzdem mehr Grip boten. Im verschneiten Winter ist dies übrigens die Dammkar Abfahrt, die bei Freeridern sehr beliebt ist, da sie nicht präpariert wird – zu steil ;)?
Nach dem nicht enden wollenden Geröllfeld führte die Strecke durch eine 450 Meter lange Tunnelröhre, ehe das kühle Ziel auf 2244 Metern Höhe erreicht wurde. Für alle drei Athleten war es, trotz widrigem Regen und Nebel, ein gigantisches Naturerlebnis, was alle sicherlich an ihre körperlichen Grenzen führte. Also ein Lauf, der absolut nichts für Weicheier, aber für geübte (alpine) Bergläufer und Naturfreunde auf jeden Fall eine Reise wert ist.
Nicole Kruhme erreichte in einem sehr starken Frauenfeld den 8. Platz. Hans-Günter Müller konnte sich, sehr zur großen Freude der Reisegruppe, den 2. Platz in der M55 sichern und wurde insgesamt 79. Und Matthias Franke verbesserte unerwartet seine bisherige Bestzeit von 2008 noch einmal um einige Sekunden und lief auf dem 32. Rang ein. Damit wurde unter 24 Mannschaften ein toller 10. Platz in der Teamwertung erreicht. Insgesamt nahmen 225 Läufer und 44 Läuferinnen an diesem Berglauf teil, die bei Freibier (leider ohne Alkohol), Nudeln sowie Kaffee in der warmen Bergstation die Siegerehrung verfolgten, während Draußen ein Gewittersturm mit Schneeregen tobte.