Längst ist der thüringenULTRA Kult in der Ultraszene und lockt neben zahlreichen „Wiederholungstätern“ aus dem ganzen Bundesgebiet auch immer wieder neue Gäste aus dem In- und Ausland in den kleinen Ort Fröttstädt nahe Gotha. So geschehen am 07.07.2012, als neben 192 Einzelstartern über die 100km-Distanz auch 146 Staffelläufer und –läuferinnen den Rundkurs, welcher zweimal den Rennsteig quert, in Angriff nahmen.
In krankheitsbedingter Abwesenheit der mehrfach erfolgreichen 100km-Rekordhalter Matthew Lynas (Streckenrekord aus 2009: 08:09:36 Stunden) und Elke Musial (Streckenrekord der Frauen seit 2011: 09:26:20 Stunden) wurden diesmal die Karten neu gemischt. Mit Spannung und Vorfreude wurde bis zum Freitagabend über neue Favoriten und möglicherweise spontan antretende Veteranen orakelt. Für die Männer und Frauen, welche pünktlich 4:00 Uhr morgens an der Startlinie den Countdown einzählten, war es daher ein völlig offenes Rennen.
Und tatsächlich, es war ein Nachmelder, welcher sich von Beginn an vor das Feld setzte. Allerdings einer, mit dem niemand rechnete: Marcus Baldauf vom WSV Brotterode. Der 36-Jährige, welcher in diesem Jahr bereits mit hervorragenden Sub-3-h-Zeiten die anspruchsvollen Marathons in Merkers und Bad Frankenhausen absolvierte und auf dem Rennsteig nur knapp an dieser Schwelle scheiterte, zeigte bei seiner Premiere auf der 100 km-Distanz die Routine und Konstanz eines Ultraveterans. Es gelang ihm, seinen Spitzenplatz bis nach Fröttstädt zu retten und unter dem Jubel der Zuschauer nach 08:42:50 Stunden die Ziellinie zu überqueren.
Spannend war der Kampf um Silber: Hier arbeitete sich der 35-jährige Japaner Hirofumi Oka (wohnhaft in Halle) nach anfänglichen Magenproblemen vom siebten auf den zweiten Rang vor und erreichte nach 08:57:29 Stunden das Ziel. Dritter wurde der für das Team Strassacker startende Ingmar Herrmann in 09:01:08 Stunden.
Sehr markant sind die unterschiedlichen Vorbereitungsphasen der Platzierten: Während Marcus sein Tempotraining in schnellen Marathonläufen unter Beweis stellte, aber die Ultradistanz mied, war der thüringenULTRA für Ingmar bereits der vierte Ultralauf in diesem Jahr und lag nur 14 Tage hinter dem Kräfte zehrenden Zugspitz-Ultratrail.
Der 100km-Lauf der Damen wurde dominiert von Ines Melzer (Heideläufer Jessen), welche hier im Vorjahr den dritten Platz im 100-Meilen-Lauf errang und nun nach 11:02:10 Stunden den ersten Ultrasieg ihrer Karriere feiern konnte. Den zweiten Platz teilen sich Eva Scheiwe (Lohmar) und Anke Reppermund (LTV Hemsbach), welche die komplette Distanz als Duo bestritten – geteiltes Leid ist also manchmal auch doppelter Erfolg!
Die schnellste Staffel über 2x50km stellten wie im Vorjahr die „Sportfreunde Thüringer Wald“ mit Startläufer Steffen Burkhardt und Zielläufer Michael Tümmler – ihre Zeit diesmal: 08:19:04 Stunden. Bei den 4x25km-Staffeln konnten sich in „persönlicher Bestzeit“ von 07:11:40 Stunden die Läufer vom USV Erfurt (André Fischer, Erik Dittmann, Adrian und Jens Panse) durchsetzen.
Besonderen Jubel (und eine eigene Ergebnisliste) verdiente sich Eckhardt Seher vom Rennsteiglaufverein, welcher sich am Vorabend des eigentlichen Wettkampfes allein und ohne Versorgung von außen auf die 100-Meilen-Strecke begab. Er beendete die 161 Kilometer in phantastischen 20:23:29 Stunden, dies hätte ihm im Vorjahr, als dieser Lauf regulär angeboten wurde, einen Platz in den Top-10 beschert!
Und auch wenn der Wettergott im Vorfeld der diesjährigen Veranstaltung etwas launisch und die Strecke entsprechend matschig war, herrschten insgesamt gute Laufbedingungen im Thüringer Wald. Besonders hervorzuheben ist die mit zahlreichen Helfern liebevoll gestaltete Organisation des ausrichtenden Feuerwehrvereins „Lauffeuer Fröttstädt“, welche mit Sicherheit auch im nächsten Jahr wieder hunderte Läufer anlocken wird, um sich einen weiteren „Stern“ zu erlaufen – der verdiente, symbolische Lohn für die 100km-Strecke.
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