Zwei thüringer Athleten starteten am Wochenende bei der DM Senioren II (ab M/W 50) im westfälischen Minden auf der Mittelstrecke. Während Heidrun Müller vom Saalfelder LV schon im letzten Jahr ihr Debüt bei den „Alten“ gab, war es für Ralf Schwan von der LG ohra hörselgas der erste Start bei den „alten“ Senioren, da er im letzten Jahr an der Achillessehne operiert wurde.
Das Wetter zur Meisterschaft war typisch „Sommer 2011“, konnte jedoch die Stimmung der Teilnehmer nicht trüben. Der engagierte und umsichtige Veranstalter sowie das schmucke Weserstadion, direkt an gleichnamigem Flusslauf gelegen, sollten sich als gute Wahl für die Austragung dieser Meisterschaften erweisen.
Laufszene-thueringen.de bat den Mittelstreckler Ralf Schwan, seine Eindrücke von den Wettkämpfen und den Verlauf der Rennen zu schildern. Hier sein Bericht:
Freitag, 29.07.2011, 800 m – kühl und windig –
Mit der fünftschnellsten Meldezeit war ich im (hoffentlich) schnellen 2. Zeitendlauf. Wie erwartet war der erste Lauf entsprechend der Meldezeiten nicht sehr schnell. Ich wusste von den Meldewerten, dass die Medaillenplätze schon vergeben sein sollten, wenn nichts Außergewöhnliches passiert, wollte mich aber so teuer wie möglich verkaufen.
Jörg Sender als Lokalmatador, Europameister, Titelverteidiger und deutscher M50-Rekordhalter war klarer Favorit. Er hatte schon in der Lokalpresse angekündigt, „er wolle der Konkurrenz eine schnelle erste Runde anbieten um allen die Körner zu ziehen“. So kam es dann auch. Die ersten 400 m wurden in einer hohen 60-er Zeit angelaufen. Und was wollte ich machen, ich ging mit, um nicht allein hinterher zu laufen. Bis 500 m ging das noch gut, dann musste ich dem für mich Mörder-Tempo Tribut zollen und abreißen lassen.
Wer schon mal 800 m gelaufen ist und in der ersten Runde über seine Verhältnisse gelebt hat kann sich vorstellen, was dann auf den letzten 200 m passierte. Vorne wurden mit Zeiten unter 2:05 min die Medaillen vergeben, das schnellste 800-m-Rennen in der Meisterschaftsgeschichte M50. Der haushohe Favorit Jörg Sender wurde allerdings „nur“ dritter. Und ich rettete mich noch mit 2:13,32 min auf den Gesamtplatz fünf, womit ich letztendlich zufrieden war.
Sicher kann ich schneller laufen, aber die erste Runde war für mich zu flott, dass ich mein Ziel, den AK-Landesrekord (2:11,63 min) zu knacken nicht schaffte. Vielleicht gelingt es mir dieses Jahr noch in einem anderen Rennen.
Danach kam Heidrun dran. Sie hatte noch die Senioren-WM in Sacramento und den Jetlag der Rückreise in den Beinen. Auch sie war mit ihrem Meldewert im schnellen zweiten Zeitendlauf und gehörte zu den Favoriten. Der erste Zeitendlauf war erwartungsgemäß recht langsam. Die große Favoritin Annette Koop hatte abgesagt und so sollte es ein offenes Rennen werden.Das Feld ging geschlossen die erste Runde in 74 – 75 sec an und blieb dann auch bis 600 m noch zusammen. Heidrun lief in einer Dreiergruppe auf die Zielgerade und musste Petra Seibert und Brigitte Heidrich ziehen lassen. Auf den letzten 40 Metern hatte sie mit dem Angriff der Wiesbadenerin Petra Wicker zu kämpfen, konnte ihn aber abwehren – Platz 3 (2:34:55 min) – Bronze, sie war zufrieden.
Samstag, 30.07.2011, 400 m – kalt und ungemütlich –
Ich hatte für 400 m gemeldet, verzichtete jedoch auf einen Start, um Kraft für den 1500-m-Lauf am Sonntag zu sparen. Heidrun startete. Bei 400 m heißt es nur Augen zu und durch. Der 5.Platz (71,00 s) war für sie ok.
Sonntag, 31.07.2011, 1500 m – was war los, es wurde milder, die Sonne kam –
Zuerst war Heidrun dran. Ihr Ziel war Edelmetall. Am Abend zuvor hatte Silke Schmidt über 5000 m ein Ausrufezeichen gesetzt, dass der 1500-m-Sieg nur über sie geht. Mit 18:09,10 min lief sie in der W50 eine Superzeit. Und auch Petra Seibert (1. 800 m, 2. 5000 m) meldete Medaillenansprüche an.
Der Startschuss fiel und Silke Schmidt fackelte nicht lange, setzte sich sofort ab und lief einem überlegenen Start-Ziel-Sieg entgegen. Dahinter ging es um Silber und Bronze. Alle Medaillenkandidatinnen lagen bis zum Schluss eng beieinander. Leider musste Heidrun im Endkampf ihre Gegnerinnen ziehen lassen und wurde mit 5:31,04 min gute Fünfte.
Bei mir sollte es, ähnlich wie der 800-m-Lauf, auch ein spektakulärer Lauf werden, diesmal um Platz drei. Jörg Sender, als schnellster der Gemeldeten, sagte das Rennen ab. Somit war Josef Neudorfer der klare Favorit, was er später auch zeigte. Weiter hatten sich Peter Oberließen mit seinen starken Auftritten über 800 m und 400 m, Christian Stoll, (1. 5000 m) und Lokalmatador Wolfgang Vehlewald (3. 5000 m) ins Gespräch gebracht. Beim Einlaufen war mein Gefühl ganz gut und rechnete mir eine Minichance aus.
Der Startschuss fiel und ein typisches Meisterschaftsrennen begann. Die erste Runde lief das komplette Feld in 74 – 75 sec durch. Die 800 m wurden in 2:27 – 2:28 min durchlaufen und allmählich kam es zu Tempoverschärfungen und Positionskämpfen. Josef Neudorfer löste sich bei 1000 m wie erwartet vom Läuferfeld. Die Verfolgergruppe war zu diesem Zeitpunkt 6 Mann stark. Eingangs der Schlussrunde schob ich mich an die dritte Stelle. Ich hatte noch gute Beine und nun hieß es knautschen was das Zeug hält.
Auf der Gegengerade zog Peter Oberließen an uns vorbei und ich lag eingangs der Zielgeraden auf dem 4. Platz, knapp hinter Ullrich Buchmüller. In einem dramatischen Endkampf gingen wir Brust an Brust auf die letzten 30 Meter. Ich merkte wie er fest wurde, doch plötzlich kam „aus dem nichts“ noch Christian Stoll auf. Ullrich war platt, ich genauso und Christian hatte einfach die größten Reserven. Wir stürzten ins Ziel. Für mich der 4. Platz, na ja, was soll ich sagen…Dennoch war es ein geiles Meisterschaftsrennen mit neuem 1500-m-Landesrekord in 4:32,43 min. Es waren sportlich gute Meisterschaften in einer schönen Stadt (Altstadt) mit guten Lokalitäten – Tipp „ Zum seriösen Fußgänger“ –.
Mein Namensvetter ist auch ein Läufer das ist interressant ich bin aus Sachsen um genau zu sagen aus dem Elbland vieleicht ist man ja sogar um sieben Ecken verwandt?