Zum Jahresende zeigten die Thüringer Laufasse Rico Schwarz, Christian König und Marcel Bräutigam beim stark besetzten Bietigheimer Silvesterlauf ihren guten Vorbereitungsstand auf die Laufsaison 2014. Das nahm Laufszene Thüringen zum Anlass, die Spitzenathleten zum Lauf zu befragen, sie auf das Jahr 2013 zurückblicken zu lassen und etwas über ihre sportlichen Ziele im neuen Jahr in Erfahrung zu bringen. Heute im Gespräch: Rico Schwarz
Was bewegte dich, dieses Jahr zum Silvesterlauf nach Bietigheim zu gehen? Erfurt bietet auch einen gut besetzten Lauf am Silvestertag an.
Ich bin letztes Jahr schon in Bietigheim gestartet, weil ich einen Lauf gesucht hatte, der stark besetzt ist und eine attraktive Strecke bietet. Erfurt hat auch einen recht hochkarätigen Silvesterlauf, aber ich laufe sehr ungern auf der kurzen, engen Runde, auf der man ständig Läufer überrunden muss. Der Lauf wäre attraktiver, würde er in der Innenstadt, wie z.B. der Sportscheck-Nachtlauf, stattfinden. Der Erfurter Silvesterlauf hat den Anspruch, ein Volkslauf zu sein. Die hohen Teilnehmerzahlen sprechen da für sich.
Ich denke, dass man – wenn es gewünscht ist – die Angebote für Topläufer verbessern muss, um ihn national attraktiver zu gestalten. Neben einer interessanteren Strecke beinhaltet das natürlich auch Preisgelder und Verhandlungen mit Topathleten im Vorfeld, so wie in Trier oder Bietigheim. Vom Veranstalter kann man das aber nicht verlangen, es ist eine Philosophiefrage des Laufes, wie attraktiv er für Spitzenläufer sein soll.
Wie siehst du den Rennverlauf? Wie waren die Bedingungen und die Atmosphäre in Bietigheim?
Die Bedingungen beim Bietigheimer Silvesterlauf waren super, es war lediglich sehr kalt, was die Atmung etwas beeinträchtigte. Es war ein hartes Rennen, da Arne Gabius von Beginn an ein hohes Tempo lief und das Feld sehr weit auseinander gezogen wurde. Ich musste von Kilometer drei an alleine laufen und auf mein Stehvermögen vertrauen. Christian hat mit seiner passiveren Renntaktik am Ende die große Überraschung geschafft und konnte in der zweiten Rennhälfte stark auftrumpfen.
Die Atmosphäre war einmalig. Die Anfeuerung der Zuschauer, der Lärmpegel und die Sprecher waren einzigartig. Man hatte teilweise ein richtiges Dröhnen in den Ohren. Diese Stimmung wollte ich beim Lauf nutzen, was super funktioniert hat. Ich wurde unglaublich herzlich nach meinem Vorjahressieg von den Veranstaltern, Sponsoren und Zuschauern empfangen, dass ich mich wirklich sehr geehrt gefühlte.
Warst du mit deinem Lauf zum Jahresausklang zufrieden? Kannst du dir vorstellen, auch 2014 in Bietigheim das Laufjahr ausklingen zu lassen?
Ich kann mit dem Lauf sehr zufrieden sein, da ich 30 Sekunden schneller war als bei meinem Sieg 2012. Es war ein gelungener Test zum Abschluss der Grundlagenphase zum Saisonbeginn. Nach meiner Saisonpause im Anschluss an die Deutschen Straßenlaufmeisterschaften konnte ich also eine sehr gute Form aufbauen und fühle mich nun fit und selbstbewusst, die Hallensaison anzugehen. Ob ich 2014 wieder in Bietigheim starte, kann ich heute noch nicht sagen. Aber ich wüsste momentan keinen Grund, wieso nicht.
Wenn du auf 2013 zurück blickst, wie schätzt du das Jahr ein? Hast du deine Leistungsziele erreicht, kannst du mit der Entwicklung zufrieden sein?
Es gab 2013 Höhen und Tiefen, aber im Grunde war es ein sehr erfolgreiches Jahr. Natürlich hatte ich zwei bittere Rückschläge bei den Deutschen Hallenmeisterschaften und den Deutschen Freiluftmeisterschaften wegzustecken. Aber der DM-Titel im Straßenlauf und die Bronzemedaille bei den Deutschen Crosslaufmeisterschaften wiegen das auf. Am meisten freue ich mich jedoch über meinen Formverlauf nach dem ersten Jahr bei meinem neuen Trainer Dieter Hermann. Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich mich auf das veränderte Konzept einstellen konnte, aber ich merke mehr und mehr Fortschritte.Meine Grundlagenausdauer hat sich stark verbessert. Ich bin mittlerweile beständig dazu in der Lage, die Form, die ich damals bei meinem früheren Trainer hatte, als ich 29:09 Minuten auf 10 Kilometer lief, abzurufen. Das ist natürlich eine tolle Grundlage, jetzt auch die Tempohärte auf den Distanzen zwischen 1.500 und 5.000 Meter wiederzufinden. Auf diesen Strecken hatte ich 2012 leider sehr große Probleme. Ich habe gemerkt, dass es ein sehr langer Weg ist, die alten Fähigkeiten zurückzugewinnen. Da liegt jetzt auch der Schwerpunkt für die Hallensaison.
Lass uns einen Blick auf 2014 werfen. Was wünscht du dir für das neue Jahr? Was sind deine sportlichen Schwerpunkte und Ziele?
Ich wünsche mir für das neue Jahr, dass ich alle meine persönlichen Bestleistungen unterbieten und weitere DM-Medaillen gewinnen kann. Mehr möchte ich jetzt auch noch nicht sagen, das wäre zu weit aus dem Fenster gelehnt. Ich sehne mich wirklich danach, endlich wieder meine frühere Tempohärte auf den kürzeren Distanzen zu erreichen und diese zu verbessern. Ich bin auf einem sehr guten Weg. Saisonhöhepunkte werden die jeweiligen Deutschen Meisterschaften sein, alles andere wäre Spekulation. Das große Ziel ist die Rückkehr in den Bundeskader des DLV.
Startest du in der Halle?
Ja, ich werde die Hallensaison mit Ziel Deutsche Meisterschaften in Leipzig laufen.
Planst du einen Start beim Rennsteiglauf?
Nein, ich kann am Rennsteiglauf nicht teilnehmen, da ein so langer Lauf zu diesem Saisonzeitpunkt zu viel Kraft für die Sommerbahnwettkämpfe kosten würde. Es ist natürlich schade, dass ich ihn noch nie laufen konnte. Es würde mich sehr reizen, meine derzeitige Leistungsfähigkeit gegen die Konkurrenz auf dem Rennsteig unter Beweis zu stellen.
Gibt es im neuen Jahr größere Veränderungen bei Dir, vielleicht andere Trainings- oder Wettkampfschwerpunkte?
Ich habe 2012/2013 sehr viel in meinem Umfeld verändert. Dieses System, dieser Weg soll jetzt konsequent fortgeführt werden, damit sich die Erfolge und gewünschten Resultate Stück für Stück einstellen. Ich habe gelernt, Geduld zu haben und mit Niederlagen besser umzugehen. Deshalb denke ich, dass ich in der Saison 2014 konstantere Ergebnisse erreichen werde.
Viel Erfolg, Rico!
Fotos: Fartlek TV
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