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Fünf Jahre nach schwerem Unfall: Peter Seifert läuft wieder

Geschrieben am 29. Februar 2016 Von Alexander Fritsch 5 Kommentare

Es ist frostig im Lahntal, knapp unter null Grad. Perfekt also, um eine kurze Hose zu tragen. Zumindest, wenn man wie ein Langstreckenläufer denkt, der um Siege und Bestzeiten mitlaufen will. Und der sich gerade mit Hunderten hinter die Startlinie eines Wettkampfs stellt. In meinem Freund Peter steckt noch immer dieser Spitzenathlet. Und so steht er jetzt hier auf den Lahnwiesen in Marburg, in kurzen Hosen, das Trikot des LSV Lok Arnstadt auf den Schultern. Doch um den Sieg geht es ihm heute nicht mehr, er hat sich weit hinten im Pulk eingereiht. „Ich muss mir andere Ziele setzen“, sagt er. Seinen größten Erfolg hat er in diesem Augenblick schon erreicht: Er ist zurück in der Szene. Er ist dem Schicksal davongerannt.

Vor dem Start: Klaus Seifert, Peter Seifert und Alexander Fritsch (von links)

Vor dem Start: Klaus Seifert, Peter Seifert und Alexander Fritsch (von links)

Vor fast genau fünf Jahren stand Peter hier an der Spitze des Feldes, als Deutscher Meister im 50-Kilometer-Lauf. Er hatte Großes vor: Seinen Titel zu verteidigen und den Deutschen Rekord zu brechen. Es wurde das Rennen seines Lebens. Er knackte die Bestmarke und schraubte sie auf 2:52:26 Stunden. Bis heute unerreicht. Peter war auf dem Höhepunkt seiner Karriere: Sponsorenverträge standen in Aussicht, die Teilnahme an der Weltmeisterschaft über 100 Kilometer war das Ziel.

Doch es kam ganz anders. Keine zwei Wochen später überquert er im Trainingslager auf Lanzarote bei einem Dauerlauf die Straße. Er wird von einem Auto erfasst und erleidet schwerste Kopfverletzungen. Die Ärzte kämpfen um sein Leben, versetzen ihn ins künstliche Koma. Nur weil er Leistungssportler ist, übersteht sein Kreislauf die Katastrophe, urteilen Mediziner später.

Auf der Strecke: Jeder Schritt eine mentale Höchstleistung

Auf der Strecke: Jeder Schritt eine mentale Höchstleistung

Für uns als Freunde und Trainingspartner ein großer Schock. Als wir ihn auf der Intensivstation in Erfurt das erste Mal wiedersehen, können wir uns kaum vorstellen, wie er den Weg zurück ins Leben finden soll. Auch später, in der Rehaklinik Bad Tennstedt, wagt keiner Prognosen. Wird er wieder sprechen? Klar denken? Eine Gabel halten? Oder aus dem Rollstuhl aufstehen?

Was keiner wirklich weiß, scheint Peter schon zu wissen. Er wird es schaffen. Mit viel Unterstützung der Ärzte, Therapeuten, seiner Familie und Freunden. „Auch vor Läufen haben mir früher viele gesagt: Das was du vorhast, geht nicht“, sagt Peter. „Aber mein Körper wollte es – und ich habe es gemacht.“

Auf mich als Freund wirkte er dabei nie verzweifelt oder niedergeschlagen. Die Therapeuten müssen ihn oft in seinem Bewegungsdrang und Übermut bändigen. Als er nach neun Monaten zurück in sein Elternhaus zieht, steht er wieder auf eigenen Beinen. Alles wie früher also? Nein. Das merkt jeder, der seine Stimme hört oder sieht, wie er geht oder eine Kaffeetasse hält. Manche Spuren bleiben für immer.

Am ersten Jahrestag des Unfalls lernt er eine Therapeutin kennen, in die er sich verliebt. Er wird Vater, heiratet. Bald schließt er auch sein Psychologiestudium ab, das 2011 abrupt endete. Und den ersten Job hat er schon in der Tasche: Ein Praktikum – ausgerechnet in der Rehaklinik Bad Tennstedt. Sogar Ideen für eine Doktorarbeit gibt es, er will Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma besser helfen.

Als er nun am Samstag auf die 10-Kilometer-Strecke geht, schließt sich ein Kreis. Sein Bruder Klaus, ich und drei andere Sportler begleiten ihn. Anfangs braucht Peter für einen Kilometer doppelt so lang wie damals bei seinem Rekord. Doch es deprimiert ihn nicht. „Im Vergleich zu anderen, die ein Schädel-Hirn-Trauma hatten, kann ich mich glücklich schätzen.“ Sein Laufstil wirkt noch etwas hölzern. Vor einem Jahr war dieser Bewegungsablauf für ihn noch völlig unbeherrschbar.

Im Ziel: Die 10 Kilometer sollen nur der Anfang sein

Im Ziel: Die 10 Kilometer sollen nur der Anfang sein

Nach einer Viertelstunde blitzt sein Ehrgeiz wieder auf. Er rollt das Feld von hinten auf, wird eine Minute schneller pro Kilometer. Unter einer Stunde will er bleiben. Jeder Schritt fordert Konzentration, erschöpft ihn mental. Einmal lässt sich ein Sturz nicht vermeiden. Aber er geht ans Limit. Er kann nicht anders. Am Ende beißt er sich durch, auch wenn er nicht mehr schnurgeradeaus rennen kann.

Auf der Zielgeraden steht er dann noch einmal im Mittelpunkt: Der Sprecher ruft seinen Namen, das Publikum applaudiert, er reißt die Arme nach oben. Seine Wangen glühen, er hat alles gegeben. Es gibt einen Kuss seiner Frau, die zweijährige Hannah reicht dem Papa Tee. Es folgt ein Fernsehinterview. Und schließlich – natürlich – der Blick auf die Stoppuhr: eine Stunde, drei Minuten, 13 Sekunden. Neue Bestzeit. In diesem Leben.

Ein Kamerateam des MDR hat Peter bei seinem Comeback begleitet. Die 30-minütige Dokumentation über Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma trägt den Titel „Der lange Weg zurück“ und läuft am Mittwoch, dem 27. April am Abend im MDR-Fernsehen als Teil der Reihe „Exakt – Die Story“.

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5 thoughts on “Fünf Jahre nach schwerem Unfall: Peter Seifert läuft wieder”

  1. jürgen sagt:
    4. März 2016 bei 19:21

    Nach seiner grandiosen Rekord-Leistung und dem schlimmen Unfall ist es lange ruhig um Peter geworden.
    Ich habe mich immer gefragt, wie es ihm wohl gehen mag und hoffte, das er wieder auf die Beine kommt und sein Glück findet. Er ist nicht nur ein guter Läufer, sondern auch ein wirklich hilfsbereiter Freund. Beim Schiller – Staffel – Lauf wird noch heute die 4. Etappe entsprechend seiner Streckenzuarbeit gelaufen. Glückwunsch und Respekt für sein Comeback. Alles Gute und vielleicht sehen wir uns beim Lauf mal.

  2. Martina sagt:
    4. März 2016 bei 20:03

    2002kennengelernt, ein Stückchen lebensweg in München verbracht.getrennte welten aber kontakt nie verloren als gute freunde. Ich war immer stolz auf peter u seine leistungen.ich freue mich sehr das er wieder zurück ins leben gefunden hat und es ihm mit seiner eigenen familie gut geht.ohne peter hätte ich nicht soviel aus eigener kraft erreicht.ich wünsche ihm u der familie, wie ich es auch all die jahre getan hab, alles Glück dieser welt u Gesundheit. Danke für alles peter.

  3. Andy sagt:
    6. März 2016 bei 14:50

    Sehr schöner Bericht. Es freut mich, dass es Peter wieder gut geht. Leider musste ich gerade feststellen, dass er seinen Deutschen Rekord über 50 km (2:52:26), der gestern haargenau sein 5. Jubiläum hatte, auch an diesem Tag verbessert wurde. Der neue Rekordhalter ist Paul Schmidt, der sein 1. Rennen über 50 km lief und dabei auf unglaubliche 2:49:06 h kam und damit auch als Einzigster unter 3 Stunden blieb. Die Veranstaltung war zugleich Deutsche Meisterschaft der Ultramarathon-Vereinigung (DUV).

    Weiter Infos unter: http://www.leichtathletik.de/news/news/detail/paul-schmidt-laeuft-deutschen-50-kilometer-rekord/

  4. Bernd Schrader sagt:
    17. Mai 2016 bei 22:34

    Hat jemand außer mir mitbekommen, dass die Dokumentation nicht am 27. April im MDR kam?

    Neuer Termin: Mi. 25.05.2016 20:45 Uhr

  5. Alexander Fritsch sagt:
    18. Mai 2016 bei 18:54

    @Bernd: Die Ausstrahlung wurde (wegen Fußballspielen) immer wieder verschoben und ist jetzt für Mittwoch, den 25. Mai um 21:45 Uhr geplant. Wir geben auf Laufszene rechtzeitig eine Info, wenn es dann tatsächlich soweit ist.

Kommentare sind geschlossen.

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