Jedes Jahr im Januar verabschiedet sich eine große Anzahl deutscher Spitzenleichtathleten in den Süden Europas, um der heimischen Kälte zu entgehen, Krankheiten vorzubeugen und unter optimalen Bedingungen ihr Trainingspensum abspulen zu können. So auch die deutschen Mittel- und Langstreckenläufer. Der DLV-Marathonkader bereitet sich im spanischen Chiclana de la Frontera vor, der Rest der Läuferbande im portugiesischen Monte Gordo.
Da ich die südspanische Küste aus den Vorjahren sehr gut kenne, habe ich mich zusammen mit den Thüringer Athleten Annett Horna, Tina Donder, Sebastian Keiner, Marcus Schöfisch und Philipp Reinhardt den Bundeskaderathleten um Trainer Werner Klein und Deutschlands bestem Hindernisläufer, Steffen Uliczka, auf ihrem Weg nach Portugal angeschlossen.
Schon beim Treffpunkt am Frankfurter Flughafen konnten wir schnell feststellen, dass nicht nur ein paar Hindernisläufer die Reise in den Süden angetreten haben, sondern auch Läufer aus dem 800-, 1.500- und 10.000-Meter-Bereich. Das brachte natürlich sofort Motivation, denn wann kommt man schon in den Genuss, mit einer Gruppe von bis zu 20 Läufern zu trainieren?
Nicht nur deutsche Laufgruppen auf der Runde
Nachdem wir im Flieger den Radsportler John Degenkolb aus der Sportfördergruppe der Thüringer Polizei getroffen hatten, der sich auf dem Weg ins spanische Alicante befand, ich mein Mobiltelefon im Shuttlebus zum Hotel verlor und feststellen musste, dass mein Hals die Silvestertage nicht so gut überstanden hatte, ging es am Abend endlich auf die lange erwarteten, für mich neuen Laufstrecken. Ein 10-Kilometer-Lauf stand auf dem Programm, anfangs sehr locker, gegen Ende dann etwas zügiger, um die müden Beine nach dem Flug wieder zu aktivieren.
Ich freute mich – wie jedes Jahr – über die milde Luft hier im Süden des Kontinents und wie schön es ist, im Januar mit kurzen Hosen laufen zu können. Eine große Überraschung war, dass offensichtlich nicht nur deutsche Laufgruppen den Weg in diese beschauliche Kleinstadt, gespickt mit schönen Hotelanlagen und Strandcafes, fanden. So viele Läufer auf zwei großen Laufrunden… Wahnsinn!
Mit dieser Motivation und dem absoluten Willen, das Kratzen im Hals die nächsten Tage in den Griff zu bekommen, startete ich die nächsten Tage mit den Trainingspartnern aus Thüringen durch. Wir schafften alle unsere geplanten Trainingsziele. Der Wind war in der gesamten Zeit zwar etwas stürmisch, dafür aber die Temperaturen und die Luft absolut perfekt, um optimal trainieren zu können.
Am Nachmittag war es nach zwei Stunden Training beinahe regelmäßig eine nette Abwechslung, den Strand mit Espresso und Kuchen zu genießen, bevor es um 16:00 Uhr zur zweiten Trainingseinheit des Tages ging.
Nicht alle Athleten reisten fit ins Trainingslager
Bei all der Idylle wäre es schön zu behaupten, dass diese Bedingungen auch einen absolut perfekten Trainingsrhythmus nach sich zogen. Leider war dies aber in den meisten Fällen eine Wunschvorstellung. So steckte bei Annett und mir anfänglich immer noch eine generelle Grundmüdigkeit vom Bietigheimer Silvesterlauf in den Beinen, die jedoch zum Glück schnell verflog. Einige Athleten waren leider gesundheitlich angeschlagen ins Trainingslager gereist, befinden sich aber mittlerweile wieder im Aufbautraining.
Alternativ konnten beim Training in Monte Gordo die Schwimmhalle und Fahrräder genutzt werden, so dass jeder genügend Möglichkeiten hatte, sich auszuarbeiten, auch wenn er nicht laufen konnte. Ich habe meine leichten Halsschmerzen ohne Ausfall überstanden und bin wieder im Vollbesitz meiner Kräfte. Auch mein Telefon ist wieder da.Meines Erachtens liegen die meisten Athleten super im Trainingsplan. Ich bin froh, dass beim Training in Portugal alle Thüringer Läufer ihren Rhythmus gefunden haben. Mittlerweiler ist das Trainingslager beendet und wir befinden uns auf der Zielgeraden der Vorbereitung für die kommende Hallensaison, an der Annett, Philipp und ich teilnehmen werden. Marcus Schöfisch wird sich auf eine Cross- und Straßenlaufsaison vorbereiten. Sebastian und Tina befinden sich im Grundlagenaufbau für die Sommersaison.
Thüringer Hallenmeisterschaften als erster Test
Aus meiner Sicht kann ich für diesen 10-Tage-Trip ein sehr positives Fazit ziehen. Die Gruppe hat wirklich super zusammengehalten, es wurden immer Kompromisse in der Trainingsabstimmung gefunden. Das Wetter war durchweg optimal zum Trainieren, und die meisten Athleten sind sehr gut durch das harte Training gekommen. Es war für mich das erste Mal, dass ich einen Kilometer-Schnitt von 170 Wochenkilometern bei einer so hohen Tempoqualität zu dieser Jahreszeit erreichen konnte, weshalb ich positiv auf die weitere Wintersaison schaue.
Ein erster Test für alle Thüringer Leichtathleten werden die am 18. und 19.01.2014 in Erfurt stattfindenden Thüringer Hallenmeisterschaften sein. Gerade auf den Laufstrecken sind spannende Wettkämpfe zu erwarten. Immerhin ist die Thüringer Laufszene – neben den zuvor genannten Athleten, die eine Hallensaison bestreiten – durch weitere gute Läufer wie Tim Stegemann, Kevin Stadler (beide Erfurter LAC) und Jürgen Tuch (ASV Erfurt) vertreten. Natürlich wird das Leistungsvermögen im Teilnehmerfeld breit gefächert sein. Die Wettkämpfe beginnen an beiden Tagen gegen 10 Uhr, hoffentlich finden möglichst viele Leichtathletikfreunde den Weg in die Erfurter Halle zum Anfeuern oder Mitlaufen!
Mit diesem Trainingslagerbericht wollte ich einen kleinen Einblick in die Vorbereitung Thüringer Läufer für die neue Saison, verbunden mit einem Ausblick auf die Thüringer Hallenmeisterschaften 2014, geben. Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen.
Ich wünsche allen ein gesundes neues Jahr.
Danke für den Bericht, interessant !
PS: Falls Du das verrätst: Startest Du – wie gemeldet – Samstag über die 3.000m und Sonntag über die halbe Strecke ? Und solls auf eine gute Zeit oder „nur“ um den Titel gehen ?
Hallo Christian,
Danke für das Feedback! Ich laufe beide Strecken, beides aber nicht auf Zeit, sondern auf Platzierung, da die Läufe eine Art Härtetest nach dem Trainingslager sind. Heute und gestern war endlich mal ausruhen angesagt :-)
Sehr interessante Einblicke Rico, davon darfst du uns demnächst gerne mehr geben!
Sehr gerne Alex!
Diese Einblicke sind aber etwas arg postiv überzogen. Es gab dort durchaus auch einige nicht so erfreuliche Dinge die in einem gut organisiertem TL nichts zu suchen haben!
Welche sind das denn? Das Trainingslager wurde aus meiner Perpektive geschrieben, wenn es Kritikpunkte gibt, können sie diese gerne an mich weitergeben oder hier einfach in die Kommentare schreiben. Es kann natürlich sein. dass es andere Meinungen zu dem Trainingslager gibt. Das wäre dann eine berechtigte Ergänzung!
Hallo Rico,
ich fand dein Bericht interessant, bin zufällig drauf gestoßen. Ich suche nämlich ein Ort für Trainingslager im nächsten Jahr! Ich bin jetzt nicht die top Athletin,aber ich trainiere regelmäßig.. Ist das möglich das ich Vllt mehr Infos von dem Ort bekommen? Hast du es selbst organisieren oder dein Verein?
Liebe Grüße