Am vergangenen Mittwoch fand in der Erfurter Leichtathletikhalle am Steigerwaldstadion ein vom Erfurter LAC ausgerichtetes, hochkarätig besetztes Abendsportfest statt. Obwohl der Termin einen Tag nach dem Qualifikationszeitraum für die Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig lag, fanden überraschend viele Topläufer aus der Bundesrepublik den Weg ins beschauliche Erfurt. Eine solche Leistungsdichte auf den Laufstrecken sah man zuletzt beim leider ausgestorbenen TEAG Indoor-Meeting.
Grund dafür dürfte sicher die mittlerweile sehr bescheiden ausfallende Wettkampflandschaft in Deutschland sein. Hauptinitiator des kleinen, aber feinen Wettkampfes ist der Thüringer Nachwuchsbundestrainer Enrico Aßmus. Mit Hilfe des Deutschen Leichtathletik Verbandes lockte er internationale Spitzenläufer, wie die Olympia-Achte über 3000 Meter Hindernis, Gesa Krause (LG Eintracht Frankfurt) und den Olympiateilnehmer über 800 Meter, Sören Ludolph (LG Braunschweig) in die Landeshauptstadt. Zusammen mit vielen weiteren Bundeskaderathleten und der Thüringer Laufspitze lieferten sich die Teilnehmer ein schönes, abendliches Stelldichein.
Die erste Spitzenleistung des Abends aus Thüringer Sicht erreichte der U23-EM-Teilnehmer über 800 Meter, Kevin Stadler (Erfurter LAC) über seine Nebenstrecke, den 400 Metern, in 48,37 Sekunden. Damit schob er sich in einer neuen persönlichen Bestleistung auf Position sechs der deutschen Jahresbestenliste und gewann das Rennen vor Marc Reuter (Wiesbadener LV).
Im A-Lauf der Männer über 1500 Meter sollte es nach einem anfangs relativ verbummelten Rennen zum Spurtzweikampf der beiden Langstreckenspezialisten Nico Sonnenberg (LG Eintracht Frankfurt), Vierter der U23-EM über 5000 Meter, und dem Deutschen Meister über 10 Kilometer, Rico Schwarz (ASV Erfurt), kommen. Nach einer Durchgangszeit von etwa 2:34 Minuten bei 1000 Meter schoben sich die beiden an die Spitze des Feldes und sorgten für ein spannendes Sprintfinale, welches der Erfurter in 3:47,61 Minuten und neuer persönlicher Hallenbestzeit für sich entschied. Nico Sonnenberg beendete das Rennen als Zweiter in 3:47,76 Minuten.
Im U20-Lauf über 1500 Meter lief Falko Spindler (Erfurter LAC) in 3:58,91 Minuten auf Position drei in der Nachwuchswertung. Im selben Rennen schrammte Robert Blumentritt (Erfurter LAC) nur ganz knapp an der magischen 4-Minutenmarke vorbei und belegte in 4:00,91 Minuten Platz zwei in der U18. Schneller lief bisher keiner der beiden Läufer, womit sie sich in einer ausgezeichneten Form für die Deutschen Jugendmeisterschaften in Sindelfingen am nächsten Wochenende präsentierten.
Den absoluten Höhepunkt der Veranstaltung bildete jedoch das Damenrennen über 1500 Meter. Mit einem Sturmlauf an der Spitze und einer phänomenalen 1000-Meter-Durchgangszeit von 2:44 Minuten testete Annett Horna (LC Rehlingen), die Deutsche Hallenmeisterin über 1500 Meter, bei ihrem Saisoneinstieg über ihre Hauptstrecke ihre Tempohärte und musste erst auf den letzten 200 Metern dem noch zu hohen Anfangstempo Tribut zollen. In 4:13,38 Minuten gewann Annett diesen Lauf mit großem Vorsprung und ihrer schnellsten bisher je gelaufenen Hallenzeit.
Noch überraschender war jedoch der neue Deutsche U18-Rekord der Zweitplatzierten Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer Leverkusen). Sie verbesserte den 40 Jahre alten Rekord von Barbara Degel (SC DHfK Leipzig) von 4:22,00 Minuten auf 4:21,52 Minuten.
Als Fazit bleibt festzuhalten, die Veranstaltung war ein gelungener und sehr interessanter Wettkampf für Leichtathletikfans. Lediglich am Zeitplan sollte noch einmal gefeilt werden, denn knappe 25 Minuten Zeitverzug müssen nicht sein. Diese Kleinigkeit kann jedoch im nächsten Jahr ausgebessert werden, da das Organisationsteam und die leitenden Bundestrainer dieses Abendsportfest in den nächsten Jahren als feste Größe im Leichtathletikkalender etablieren wollen. Gelingt dies, wäre es ein erstes großes Zeichen gegen das Meetingsterben in Deutschland!