Thomas Kühlmann vom NSV Wernigerode hat den Widderstein Trail über 15,2 Kilometer im Rahmen der Walser Trail Challenge am 28. Juli gewonnen. Beim 29-Kilometer-Trail am darauffolgende Tag belegte er Rang 6 und kam damit in der Gesamtwertung beider Läufe auf Platz 2. Bester Thüringer Starter war Adrian Panse vom USV-Laufteam als 22. Vier Erfurter Ausdauerläufer gingen auf den technisch sehr anspruchsvollen Strecken an den Start und konnten sich im Feld der Trailrunning-Spezialisten behaupten.
Hinter der Walser Trail Challenge steht keine Agentur sondern das „Triathlon Team Kleinwalsertal“ mit seinen Vereinsmitgliedern, externen Unterstützern und Partnern sowie rund 120 Helfern. Das merkt man als Teilnehmer auch sofort an der herzlichen und sehr familiären Atmosphäre an der Strecke und im Umfeld. 2015 verwirklichten die Organisatoren erstmalig ihren Traum eines zweitägigen Trailrunning-Events auf den Bergpfaden um das Kleinwalsertal – die Trail Challenge war geboren. Auch immer mehr Läufer aus Thüringen haben in den letzten Jahren ihre Leidenschaft für das Trailrunning entdeckt. Tobias Henkel und Daniela Oemus belegten kürzlich mit ihren Siegen beim Zugspitz-Ultra, dass sie dabei durchaus erfolgreich bestehen können, obwohl die vergleichbaren Trainingsmöglichkeiten vor der Haustür fehlen.
Auch Frank Becker und Jens Panse vom USV Erfurt starten schon seit einigen Jahren bei Ultratrail-Läufen in den Alpen. Inzwischen haben sie noch weitere Vereinsmitglieder mit ihrer Leidenschaft für das Laufen in der Bergwelt anstecken können und so organisierten sie in diesem Jahr eine kleine Vereinsreise zur Walser Trail Challenge, die am 28. Juli mit dem 15,2 Kilometer langen Widderstein Trail startete.
Wer so wie der Autor glaubte, dies als lockeren „Aufwärmlauf“ absolvieren zu können, sei gewarnt. Mit ihren knapp 1000 Höhenmetern bietet die Runde um den höchsten Berg des Kleinwalsertals ein anspruchsvolles Profil. Gestartet wurde im kleinen Örtchen Baad bei strahlendem Sonnenschein und da auch der Veranstalter offensichtlich keine Hinweise hatte, dass sich dies in den folgenden 3 Stunden ändern sollte, verzichteten fast alle Teilnehmer auf die sonst in den Bergen übliche Ausrüstung, die bei der Kurzstrecke auch nicht vorgeschrieben war.
Die ersten zwei Kilometer rollte sich das Feld zunächst auf der Straße entlang der Breitach, vorbei an der Lawinengalerie bis zum Gemstelboden ein und Thomas Kühlmann setzte sich gleich an die Spitze. Dann ging es ins Gemsteltal und zunächst moderat bergauf, so dass man die Stöcke noch im Rucksack lassen konnte. Ab Kilometer 5 wurde es Richtung Gemstelpass bis zur oberen Gemstelhütte steil und plötzlich zogen die Wolken zu. Es dauerte keine 10 Minuten bis das Gewitter los donnerte. Die Spitze erwischte es auf 2000 Meter am Pass kurz vor der Widdersteinhütte.
Ihnen blieb aber der Hagel erspart, den der größte Teil des Feldes am Anstieg auf die nackte Haut und ins Gesicht bekam, weil kaum jemand eine Regenjacke und viele auch keine Mütze dabeihatten. Manch einer versuchte sich an einer Hütte unterzustellen, aber die meisten stapften tapfer weiter. Irgendwann war der Hochalppass erreicht, über die Bärgunter Mittelalpe ging es hinunter zur Bärgunthütte. Auf den aufgeweichten Trails musste man höllisch aufpassen, um nicht zu stürzen.
Den schnellsten Thüringer Adrian Panse, der bis zur Passhöhe noch unter den besten 20 lag, erwischte es. Er konnte aber weiterlaufen und erreichte nach 1:43:25 Stunden als 33. rund 18 Minuten nach Sieger Kühlmann
und knapp hinter Martin Butzlaff von den Harzer Teufeln das Ziel in Baad. Die ärztliche Diagnose im Ziel gab Entwarnung für ihn, so dass eine Fortsetzung der Challenge am nächsten Tag möglich war. Auch die weiteren Erfurter überstanden das Unwetter: Thoralf Held als 227., Jens Finger bei seiner Berglaufpremiere als 295. und Jens Panse auf Rang 375 hatten aber mehr als 1 Stunde Rückstand auf die Spitzenläufer.Weil Frank Becker verletzungsbedingt auf seinen Start verzichten musste, blieb nur noch ein Thüringer Starter auf der 65 Kilometerstrecke. USV-Präsident Jens Panse hatte nach dem Strecken-Briefing am Vorabend schon geahnt, dass es schwierig werden dürfte. Doch den, mit Pitztalglacier-, Swiss Alpin und GroßglocknerUltra-Finish erfahrenen Läufer überraschte der technische Anspruch der Strecke, die mit 4.200 Höhenmetern ausgezeichnet war, dann doch.
Start des UltraTrails war um 6 Uhr in Riezlern. Die ersten vier Kilometer, bei denen es u.a. über eine Hängebrücke ging,
waren so ziemlich der einzige belaufbare Streckenabschnitt. Über Egg, Wäldele und Küren ging es hinauf zum Gottesacker Plateau. Zum Hohen Ifen und wieder hinab ins Schwarzwassertal waren Kletterkünste gefragt. Verpflegung gab es erst nach 22 Kilometern an der Auenhütte, die bis 11.15 Uhr erreicht sein musste. Da hatte der Erfurter noch rund 30 Minuten Luft, doch es wurde auch zunehmend heißer. Beim folgenden Anstieg zur Oberen Walmendinger Alpe und weiter zum Walmendingerhorn. über die Lüchlealpe und die Stierhofalpe in Richtung Grünhorn büßte er viel Zeit ein.Schon da war für ihn klar, dass er die folgende Cut-Zeit bei Kilometer 37 in Baad nicht schaffen würde und so nahm er sich die Zeit für Fotos und eine vorsichtige Passage des ausgesetzten Trails auf dem Grat vom Grünhorn zum Starzeljoch. Als dann aber der „Besenläufer“ hinter ihm auftauchte, war sein Ehrgeiz nochmal angestachelt. Auf dem Schotterweg der dem Zick Zack Trail hinab ins Turatal folgte, konnte er noch 4 Läufer überholen und beendete als 106. der Zwischenwertung in Baad das Rennen. „Unglaublich, aber bei der Strecke waren die 8 Stunden für mich nicht zu schaffen“, so der 52-Jährige.
Auch der zweite Teil der Ultra-Strecke, den auch die Teilnehmer des um 11 Uhr gestarteten Walsers Trails absolvierten hatte es mit 29 Kilometern und 1.900 Höhenmetern in sich und so erreichten nur 94 Ultra-Läufer das Ziel in Riezlern, der Erste Benjamin Bublak brauchte gerade mal 8:47:50 Stunden und hatte mehr als 16 Minuten Vorsprung. 49 gaben auf oder wurden wegen Überschreitung des Zeitlimits aus dem Rennen genommen.
Immerhin 403 schafften hingegen in der für die Berge ungewöhnlichen Hitze die Mittelstrecke, die diesmal in umgekehrter Richtung zum Vortag, vorbei an der Bärgunthütte hinauf zur Widdersteinhütte führte. Von hier ging es über das Gemstelkoblat zur Mindelheimerhütte und auf dem Krumbacher Höhenweg auf die Fiederescharte. Abwärts ging es in Richtung Fiederepass, vorbei an der Wannenalp bis zur inneren Kuhgehrenalp. Hier ging es nochmal aufwärts zur Kuhgehrenscharte und dann über die Zwerenalpe, downhill nach Riezlern.
Thomas Kühlmann tat sich auf dieser Distanz schwerer und erreichte in 3:27:08 Stunden als 6. rund 12 Minuten nach dem Sieger Andreas Schindler das Ziel. Da er auch ca. 9 Minuten auf den Vortagszweiten Marcus Baur einbüßte, reichte es in der Classic-Challenge Wertung beider Läufe nur zu Platz 2. Martin Butzlaff wurde in der Tageswertung 26. (Challenge 17.) und Adrian Panse, der diesmal mit muskulären Problemen zu kämpfen hatte, belegte als bester Thüringer in 4:11:38 Stunden Rang 42 (Gesamt 22.). Auf Rang 148. (84. der Challenge) lief der 51-jährige Thoralf Held ins Ziel.
Für die Thüringer Teilnehmer vom USV Erfurt schloss sich nach kurzer Regeneration noch ein zweitägiger Wanderurlaub an, in dessen Rahmen auch die Strecken noch einmal inspiziert wurden. „Das war ja wirklich heftig“, meinte Frank Becker und für Jens Panse stand fest: „Beim nächsten Mal schaue ich mir die Strecke vorher genauer an“.
Fotos: Anna Lena Panse, Jens Panse, Frank Becker, Jens Finger
Das ist eben eine ganz andere Hausnummer als im Thüringer Wald. Da ist nicht Tempo bolzen gefragt, sondern Kraftausdauer am Berg und berg ab Trittsicherheit!
Gut gemacht USV!