Traditionell am Osterwochenende findet in Paderborn Deutschlands ältester Volks- und Straßenlauf statt. Tradition, perfekte Organisation und nicht zuletzt die schnelle Strecke über 5, 10 oder 21,0975 Kilometer lockt jedes Jahr zahlreiche Läufer nach Ostwestfalen.
Trotz des vollen Laufkalenders im April, Berliner Halbmarathon vor 14 Tagen, Halbmarathon Meisterschaften in Hannover am vergangenen Sonntag und Hamburg Marathon am nächsten Wochenende, standen einige deutsche Spitzenathleten an der Startlinie.
Nach guten Auftritten in der Halle (Deutscher Hochschulmeister über 3.000 Meter / 3:48 Minuten über 1.500 Meter), der unglücklichen Disqualifikation wegen Berührung der Innenraummarkierung bei der Hallen DM in Leipzig und zuletzt guten Trainingseinheiten im Jenaer Ernst-Abbe-Sportfeld ging es für Philipp Reinhardt (LC Jena) mit dem Ziel einer neuen Bestzeit (bisher 30:19 Minuten) nach Paderborn zum 71. Osterlauf.
Noch vor zwei Jahren, im Trikot seines Heimatvereins SV Einheit 1875 Worbis, gewann der Jenaer Medizinstudent an gleicher Stelle die 5 Km Distanz (15:08 Minuten). Zwei Jahre später, im roten Laufdress des LC Jena, stand die doppelte Distanz auf dem Wettkampfplan.
„Meine erste Überraschung erlebe ich an der Startlinie. Nur eine Woche nach den Deutschen Halbmarathonmeisterschaften in Hannover stehen Olympiastarter Julian Flügel und der frischgebackene Halbmarathonmeister Philipp Baar neben mir. Auch Jens Nerkamp (EM-Teilnehmer 2016) und Marcel Bräutigam sind dabei. Auf den ersten Kilometern versuche ich in dieser guten Gesellschaft mitzurollen und mich vor dem kühlen Gegenwind zu verstecken. Die zweite Überraschung – meine Uhr. Der Startschuss war schneller als das GPS Signal und so beginnt das Rennen ohne des Läufers wichtigsten Begleiter. Dann also nach Gefühl inmitten der deutschen Spitze. Bei der fünf Kilometermarke spitze ich die Ohren und vernehme einen Trainerruf: „Durchgang 15:52“. Das ist also der Grund, warum ich mich so gut fühle. Also Angriff.
Ich ergreife die Initiative, forciere das Tempo. Schnell setze ich mich ein wenig ab und schließe die Lücke auf zwei vor mir laufende Kenianer. Auf den letzten Kilometern heißt es dann nur noch Augen zu und durch. Unter dem Zielbogen sehe ich die elektronische Zeitleiste: 29:27 – neue Bestzeit, Gesamtplatz 9 und bester Deutscher. Ein mehr als zufriedenstellendes Ergebnis.“
Die neue Bestzeit, nicht nur wegen dem „Verhörer“ bei der 5 Km Zwischenzeit (tatsächlich 14:52) zustandegekommen, belegt die gute Trainingsarbeit und lässt für die Saison hoffen.
Einer der ersten Gratulanten war der Thüringer Rekordhalter über 10 Km auf der Straße Rico Schwarz. Mit „ P.S. … noch 18 Sekunden“ enden seine wohlwollenden Glückwünsche.
Marcel Bräutigam (GutsMuths-Rennsteiglaufverein) lief nach 30:41 Minuten über die Ziellinie und blickt nun seinem Frühjahrshöhepunkt, dem Hamburg Marathon, zugleich Deutsche Polizeimeisterschaft, am nächsten Sonntag (23. April 2017) entgegen.
Auch ein weiterer Philipp aus Thüringen kehrte mit neuer Bestzeit aus Paderborn zurück. Nach Halbmarathonbestzeit Mitte März in Frankfurt (1:11:32 Stunden), stoppte die Uhr für Philipp Häßner (sc impuls erfurt) nach 32:28 Minuten. Zwillingsbruder Julian Häßner (sc impuls erfurt), erstmals unter 33 Minuten, war ebenfalls so schnell wie noch nie, 32:49 Minuten.
Am Dienstag geht es für den Hindernisspezialisten Philipp Reinhardt (LC Jena) zusammen mit dem Hinderniskader um Tim Stegemann und Marcel Lehmberg (beide LAC Erfurt Topteam) sowie Trainer Enrico Aßmus nach Südafrika ins Trainingslager. Der Saisoneinstieg auf der Bahn ist am 14. Mai 2017 beim „Meeting der Krummen Strecken“ in Pliezhausen geplannt.
Laufszene Thüringen ist gespannt und drückt die Daumen.