Marian Münster vom LSV Lok Arnstadt/ Team Thuringia, der sich im Moment beruflich für mehrere Monate auf der arabischen Halbinsel aufhält, nutzt die Wintersaison, um die dortige Laufszene kennenzulernen. Über seinen 10-Kilometer-Lauf beim Dubai-Marathon hat er hier schon berichtet. Auch beim Ras Al Khaimah-Halbmarathon war er am Start.
Nachdem mir der Dubai-Marathon eine gute Form bescheinigt hatte, entschied ich mich, auch beim RAK-Halbmarathon zu starten. Das Rennen in dem nördlich von Dubai liegendem Emirat ist seit 2007 eine erste Standortbestimmung der weltbesten Langstreckler in jedem Frühjahr. Mit Streckenrekorden von 58:52 min bei den Männern und 1:05:50 h bei den Frauen (Weltrekord) zieht die Strecke jährlich die Weltelite an.
Auch in diesem Jahr sollte sich daran nichts ändern, mit dem Sieger des Berlin-Marathons Geoffrey Mutai war der schnellste Marathonläufer aller Zeiten zum wiederholten Mal in RAK.
Da die Startzeit wie üblich um 7:00 Uhr war, hieß es für mich um 4:00 Uhr aufstehen, um die ca. 150 Kilometer zum Start ohne großen Trubel zurücklegen und mich im weitläufig abgesperrten Streckenbereich aufwärmen zu können. Mit der über den Hatta Bergen aufgehenden Sonne startete der Lauf bei ungewöhnlich frischen Temperaturen von ca. 12-13°C. Wie schon beim Dubai-Marathon wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand, was für ein spannendes Rennen sich an der Spitze schon nach wenigen Kilometern abzeichnen würde.
Ich erspähte im Startgetümmel sowohl die Eliteläufer aus Ostafrika sowie den Ironman-Weltmeister von 2005 Faris Al Sultan, der jährlich Gast der Veranstaltung ist. Die Strecke durch das noch etwas traditioneller angehauchte Ras Al Khaimah versprach wunderschöne Ausblicke auf die angrenzenden Berge, aber auch endlose Geraden, die eine mentale Härteprüfung werden sollten.
Nach einer soliden ersten Hälfte war ich auf Bestzeitkurs. Doch auf der zweiten Hälfte musste ich den endlosen Geraden Tribut zollen und konnte das Tempo nicht ganz halten. Da der zweite Teil der Strecke Wendekurs war, konnte ich jedoch die entgegenkommende Elite der Männer und der Frauen beobachten. Es ist immer wieder beeindruckend, mit welcher Leichtfüßigkeit die afrikanischen Läufer unterwegs sind.
Das Männerrennen wurde wie beim Marathon in Dubai erst auf den letzten Metern entschieden. Gewinner in 58:54 min war der Kenianer Geoffrey Kipsang. Gleich fünf Läufer konnten am Ende die Schallmauer von einer Stunde unterbieten, was in der Breite den schnellsten Halbmarathon aller Zeiten bedeutete. Der favorisierte Geoffrey Mutai wurde in 58:58 min Dritter.
Noch beeindruckender ging das Rennen der Frauen zu Ende. 12 Frauen liefen an diesem Tag unter 1:10 h. Die ersten vier blieben dabei sogar unter 1:07 h. Gewinnerin war die ebenfalls aus Kenia stammende Lucy Kaboo in 1:06:09 h, die damit die zweitschnellste Frauenzeit beim Halbmarathon erreichte.
Ich beendete mein Rennen nach 1:15:52 h und belegte damit den 45. Gesamtrang (31. Männer) und war hinter Faris Al Sultan zweitschnellster Europäer. Im Ziel gab es dann die verdiente Finisher- Medaille sowie Bananen und Getränke.
Zusammenfassend ist zu den Laufveranstaltungen auf der Arabischen Halbinsel zu sagen, dass sie größtenteils durchdacht und gut organisiert durchgeführt werden. Viele der Veranstaltungen finden an besonderen Orten, z.B. auf Autorennstrecken The Palm, vor berühmten Gebäuden oder tief in der Wüste statt, was einen einzigartigen Reiz beschert. Ärgerlich und besonders für leistungsorientierte Starter unverständlich sind jedoch Regularien, die das Mitführen von eigenen Getränken oder Essen im Start-/ Zielbereich verbieten. Hier wird dann zusätzlich noch mit überhöhten Preisen für z. B. Wasser für ein negatives Bild gesorgt. Negativ zu erwähnen sind auch die chaotischen Verkehrsbedingungen, welche es deutlich erschweren, zu den Laufveranstaltungen zu kommen.
Doch kann man solchen Schwierigkeiten mit ordentlicher Planung und einem Lächeln auf dem Gesicht entgegenwirken. Ein läuferisches Erlebnis bieten die Veranstaltungen auf jeden Fall, und die Chancen auf hochkarätige Wettkämpfe mit der Weltelite und grandiosen Kulissen stehen nirgends besser wie in den Vereinten Arabischen Emiraten. Deshalb, ein Kurzurlaub z. B. zum Dubai-Marathon oder RAK Halbmarathon lohnt sich auf jeden Fall.