Melanie Schulz vom Laufclub Erfurt ist Deutsche Meisterin im Halbmarathonlauf. Die 29-Jährige ehemalige Hindernisspezialistin siegte bei den gestern im bayrischen Aichach ausgetragenen Titelkämpfen souverän in 1:15:39 Stunden. Die Bundespolizistin dominierte das Frauenrennen überraschend von Beginn an und deklassierte damit die höher eingeschätzte Konkurrenz.
In Abwesenheit der deutschen Frauenelite um Irina Mikitenko und Sabrina Mockenhaupt sowie der Vorjahressiegerin Susanne Hahn war das Rennen um den Frauentitel offener denn je. Viele Namen waren im Vorfeld als Titelaspiranten gehandelt worden, doch der von Melanie Schulz gehörte nicht dazu. Umso eindrucksvoller erschien deshalb ihre Vorstellung.
Das Frauenrennen wurde gemeinsam mit dem Lauf der Männeraltersklassen M40 und älter ausgetragen. Schulz schlug vom Start weg ein hohes Tempo an und hatte bereits nach den ersten 5 Kilometern einen komfortablen Vorsprung auf ihre Konkurrentinnen herausgelaufen. Im Verlauf des Rennens schien sie zunächst ihrem Anfangstempo Tribut zollen zu müssen, denn ihre angestrengten Gesichtsausdrücke schon bei Kilometer 15 ließen einen Tempoeinbruch befürchten. Doch Schulz kämpfte sich durch und gab auf der letzten Runde nur wenige Meter an ihre hartnäckigste Verfolgerin, die scheinbar mühelos-locker laufende Stephanie Beckmann (Leinfelden-Echterdingen) ab. Ihren Titelgewinn bezeichnete Schulz gegenüber leichathletik.de als „Lichtblick“ nach fünf verletzungsreichen Jahren.
Melanie Schulz ist mehrmalige Deutsche Meisterin über 3000 Meter Hindernis und 10.000 Meter. Ihren größten Erfolg errang sie 2001 in Amsterdam, als sie U23-Europameisterin über 3000 Meter Hindernis wurde. Bis zum Sommer 2008 hielt sie in dieser Disziplin mit 9:38,21 Minuten auch den Deutschen Rekord. Jene Bestmarke hatte sie im Jahr 2002 aufgestellt, wie auch ihre Bestzeiten über weitere Langdistanzen (3000 Meter: 8:56,46, 5000 Meter: 15:31,67, 10.000 Meter: 32:40,09).
Nun will Schulz am 3. Mai in Düsseldorf ihr Marathondebüt geben. Insider am Streckenrand berichteten, dass ein Angriff auf die Weltmeisterschaftsnorm von 2:32:00 Stunden geplant sein soll. Dieses Vorhaben dürfte angesichts der vorgelegten Halbmarathonzeit schwierig werden. Allerdings ist sie erst kürzlich aus einem Höhentrainingslager in Kenia zurückgekehrt und profitierte gestern vielleicht noch nicht vollständig vom Höhentrainingseffekt, der sich bekanntlich erst nach mehreren Tagen einstellen kann. Es bleibt zu hoffen, dass ihr der DM-Gewinn Rückenwind geben wird.
Der viermal zu laufende Rundkurs durch die 20.000-Einwohner-Stadt Aichach nahe Augsburg war topfeben und schnell zu laufen. Pro Runde musste allerdings eine 500 Meter lange Kopfsteinpflaster-Passage in Aichachs Altstadt absolviert werden. Die spärlich gesäten Zuschauer sorgten wenigstens auf diesem Abschnitt für Stimmung.
Im Männerrennen fehlte der Vorjahresvierte Christian Seiler (LC Erfurt) und damit auch die einzige Thüringer Medaillenhoffnung. Dem zweitstärksten Erfurter Langstreckler, Christian Biele und dem Neuarnstädter Peter Rodewald waren Top-Ten-Platzierungen zuzutrauen. Der Polizist Biele schaffte nach langer Verletzungsserie eine beachtliche Zeit von 1:07:52 und kam damit auf den 7. Platz. Rodewald, der im vergangen Jahr Achter der Marathon-DM geworden war und mit einer Bestzeit von 1:08:49 h ins Rennen gegangen war, erwischte dagegen einen schlechten Tag und kam in 1:11:52 Stunden auf einem für ihn unbefriedigenden 34. Platz ins Ziel.
Die weiteren Thüringer Starter landeten im Mittelfeld, wobei unter anderem Arne Leipziger, Sven Praetorius und der immer stärker werdende Marcel Knape persönliche Bestzeiten erzielten. Knape tritt im Mai zum Rennsteig-Marathon an und dürfte dort zu den Favoriten auf einen Podestplatz zählen.
Bei den Senioren war Stephan Bayer in der M45 der einzige Thüringer Starter. Da noch keine Ergebnisse der Altersklassen online sind, ist uns sein Ergebnis bisher unbekannt. Auch die Mannschaftswertungen sind noch nicht veröffentlicht. Hier dürfte das Männerteam des LC Erfurt mit Biele, Leipziger und Knape die Silbermedaille gewonnen haben.
Selbst eine Deutsche Meisterschaft im Langstreckenlauf bleibt leider nicht von den Problemen eines Wald- und Wiesenlaufs verschont. Wie bei vielen Hobbyveranstaltungen funktionierte die Zeitmessung nicht, die Auswertung dauerte Stunden. Auch einen Tag nach der Veranstaltung gibt es noch keine korrekte Ergebnisliste der Altersklassen. Auf der Webseite der LG Regensburg wird berichtet, dass das siegreiche Frauenteam auch nach vierstündiger Wartezeit keine Medaillen bekommen habe.
Nachtrag, 08.04.2009: Stephan Bayer belegte den 5. Platz in der AK M45. Der Laufclub Erfurt holte wie vermutet die Silbermedaille in der Mannschaftswertung hinter den Überraschungssiegern vom PSV Grün-Weiß Kassel. Auf die Kasseler fehlte den Erfurten die Winzigkeit von 18 Sekunden.
Die Thüringer Ergebnisse:
Frauen
1. Melanie Schulz (LC Erfurt) 1:15:39
Männer
7. Christian Biele (LC Erfurt) 1:07:53
21. Arne Leipziger (LC Erfurt) 1:09:47
22. Marcel Knape (LC Erfurt) 1:10:16
25. Michael Müller (LC Erfurt) 1:10:43
29. Sven Praetorius (LC Erfurt) 1:11:01
34. Peter Rodewald (LSV Lok Arnstadt) 1:11:52
39. Alexander Fritsch (LSV Lok Arnstadt) 1:12:17
60. René Große (SV Glückauf Sondershausen) 1:16:50
Männer Mannschaft
2. LC Erfurt 3:27:59 (Biele – Leipziger – Knape)
M45
5. Stephan Bayer (SC Mengersgereuth-Hämmern) 1:15:21
Schon unverständich, was hier bei der Zeitnahme/ Ergebnisauswertung bei einer Deutschen Meisterschaft passiert. Noch immer sind keine offiziellen Seniorenergebnisse bekannt.
Ich konnte bei den zwischenzeitlich veröffentlichten Ergebnislisten noch den Thüringer Jürgen Tuch (M50, FSV Meuselwitz) entdecken.
Das Kuriose ist, das Jürgen Tuch selbst gar nicht gestartet ist! Er war gemeldet, konnte aber wegen einer Verletzung nicht antreten. Auch seine Tochter Carolin stand in den zwischenzetilich veröffentlichten Ergebnissen, obwohl sie das Rennen aufgegeben hatte.
Einfach unverständlich wie bei Deutschen Meisterschaften so etwas passieren kann, dass nach 3 Tagen immer noch keine endgültigen Ergebnisse feststehen.
Der bei den Männern lange um den Sieg mitkämpfende Triathlet und später Zweitplatzierte Steffen Justus ist eigentlich auch ein Thüringer, der aus Jena stammt und aber nun nach Saarbrücken gezogen ist. Steffen Justus ist kein geringerer als der Sohn von Ex-Europameister über 1.500 m Klaus-Peter Justus – http://www.carboo4u.com/carboo4u/de/pressemitteilung/nationalkader-athlet-steffen-justus-ist-hei-auf-carboo4u.html