Seit 1971 waren Jenaer Orientierungsläufer an der Gründung des legendären GutsMuths-Rennsteiglaufs beteiligt. Nachdem diese Veranstaltung mit fast 1000 Teilnehmern die Organisationskapazitäten der HSG Uni (heute USV Jena) gesprengt hatte, gab es in der neu gegründeten Laufgruppe der HSG Anfang Juli 1976 eine Konzeption zur Entwicklung eines eigenen Massenlaufs.
Anknüpfend an die guten Erfahrungen beim Rennsteiglauf, dessen Leitung inzwischen an die SG Beerberg Goldlauter abgegeben worden war, wurde darin vorgeschlagen, ab 1977 einen Ausdauerlauf mit einer Streckenlänge von ca. 50 Kilometer „Rund um die Hohenwartetalsperre“ zu organisieren. Das Terrain für einen weiteren DDR-offenen Langstreckenlauf sei bereits erschlossen, hieß es in dem Konzept.
„Nach mehrjährigen Versuchen, bei denen sowohl die Streckenführung als auch die günstigsten Start- und Zielorte auf ihre Eignung überprüft wurden, wollten 14 Teilnehmer bei einem Lauf im Jahre 1976 weitere Erfahrungen sammeln, um im nächstes Jahr etwa 100 Interessenten auf die Strecke mit Start und Ziel an der Linkenmühle um die Hohenwartetalsperre schicken zu können“ kann man in der Konzeption lesen. Als kleiner Bruder des Rennsteiglaufes sollte dieser dann 1977 in den Terminkalender volkssportlicher Läufe der DDR aufgenommen werden. Von den 14 angemeldeten Läufern ging dann nur eine Handvoll an den Start und lediglich vier hielten bis zum Ziel durch. Es zeigte sich, dass dieses Projekt auf Grund der sehr anspruchsvollen Strecke und der komplizierten Infrastruktur nicht realisierbar war. Deshalb begann schon im Herbst 1976 die Suche nach einem anderen interessanten Waldgebiet für einen Langstreckenlauf in der Umgebung von Jena.
Bei Trainingsläufen wurden verschiedene Strecken in den Kernbergen getestet, und Mitglieder der Laufgruppe der HSG diskutierten Ideen für eine Ausschreibung. Mit damals bereits über 50 regelmäßig trainierenden Ausdauerläufern, von denen die meisten Mitglieder der HSG waren, gab es günstigere personelle Voraussetzungen zum Aufbau der eigenen Laufveranstaltung vor Ort. Die Unterstützung durch Sportmediziner und Sportwissenschaftler der Universität konnte dazu gesichert werden. Zur Motivation der Teilnehmer äußerte sich eine Woche nach dem 1. Jenaer Kernberglauf im Oktober 1977 Prof. Dr. Willi Schröder auf einem Kolloquium zur Entwicklung des Rennsteiglaufs: „Bekanntlich hat ein Ausdauertraining ja nur Sinn und führt zum gewünschten Erfolg, wenn es ganzjährig regelmäßig betrieben wird […] Inzwischen wurde ja auch bekannt, dass es deswegen im Herbst einen zweiten wettkampfartigen Höhepunkt für Mitglieder von Übungsgruppen von Ausdauerläufern geben muss. Aus diesem Grunde ist in Jena ein „Kernberglauf“ über Strecken von 25 und 50 km aus der Taufe gehoben
worden.“
Dem im Frühjahr 1977 konstituierten Organisationskomitee gehörten Heinrich Fricke als Technischer Leiter, Dr. Rolf Schoder als Verantwortlicher für Finanzen, Dr. Dieter Morgeneier (Verpflegung), Dr. Dieter Blechschmidt (Unterkunft), Bernd Labusch, Dr. Günter Völksch und Roland Mauke (als Streckenverantwortliche), Dr. Hans-Georg Kremer und Klaus Hobrack (Propaganda), Beate Schröder (Meldung), Waltraut Fricke (Org.büro), Günter Bock und Bernd Löschner (Ordnung und Sicherheit) und Adelheid Zinßer (Sekretärin) an. Gesamtleiter war Dr. Andreas Schmidt. Dieser war gleichzeitig der Leiter der Laufgruppe, die damals als Teil der Sektion Orientierungslauf zur HSG gehörte. Zu seiner Funktion war Schmidt vor allem dadurch gekommen, dass er an der Universität beschäftigt war und am Institut des damaligen Rektors Prof. Dr. Franz Bolck angehörte. Davon versprachen sich die übrigen Mitglieder des Organisationskomitees, die meist keine Universitätsangehörigen waren, Rückendeckung und Unterstützung der Universität. Sie wussten aus der Gründungszeit des Rennsteiglaufs, dass die DDR-Sportführung den Initiativen der Sportbasis besonders bei den Anfängen der Laufbewegung manchmal kritisch gegenüber stand. Dies mussten die Kernberglauforganisatoren dann 1978 am eigenen Leibe verspüren, was aber eine andere Geschichte ist.
Bereits 1976 konnte der Sporthistoriker Prof. Dr. Willi Schröder für die Idee eines neuen Laufs und dann besonders für die Kernberglaufidee gewonnen werden. Schröder, der zeitweilig Institutsdirektor bzw. später Sektionsdirektor an der Sportwissenschaft war und auch die Funktion eines Prorektors zeitweilig ausübte, war zudem Vorsitzender des Universitätssportkomitees. 1974/75 unterstütze er als Schirmherr den Aufbau des GutsMuths-Rennsteiglaufs. Da er außerdem in der Kernbergstraße wohnte und häufig bei kleinen Trainingsläufen auf der Horizontale anzutreffen war, gibt seinem Ausspruch: „Dieser Lauf durchquert das beliebteste unserer Jenaer Laufreviere, in denen Spitzensportler des SC Motor Jena, aber auch die vielen hundert Laufanhänger in Jena wöchentlich ihr Training absolvieren“ einen ganz persönlichen Anstrich.
Dass zur ersten Auflage des Kernberglaufs über 300 Läuferinnen und Läufer meldeten von denen 295 das Ziel erreichten, war vor allem der Tatsache zu verdanken, dass es eine sehr umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit gab. Besonders der Versand mehrerer tausend Ausschreibungen mit den Ergebnisheften des GutsMuths-Rennsteiglaufs erreichte die gewünschte Zielgruppe. Die Ausschreibung sah für 1977 eine Strecke über 50 und eine über 25 Kilometer vor. Langfristig sollten sogar 100-Kilometer zur Königsstrecke des Kernberglaufs werden.