Während die Thüringer Seniorenläufer im Jahr 2008 von Martin Wahl (M55, WSV Oberhof) mit allein 7 Medaillen, dabei Titel über 5000 m, 10000 m und im Halbmarathon, im Medaillenkampf bei Deutschen Seniorenmeisterschaften geradezu verwöhnt wurden, hatten es die Mittel- und Langstreckler Thüringens im Jahr 2009 ungleich schwerer, eine dem Vorjahr ähnliche Erfolgsbilanz aufzuweisen.
Martin Wahl legte in diesem Jahr seinen Wettkampfschwerpunkt auf die Bergläufe und nahm nicht an Deutschen Meisterschaften teil. Weitere Leistungsträger der vergangenen Jahre, wie der zweifache Vizemeister des Vorjahres über 5000 m und 10000 m, Jürgen Tuch (M50, FSV Meuselwitz), oder der mehrmalige Medaillengewinner vorjähriger Berg- und Straßenlaufmeisterschaften Stephan Bayer (M45, SC Mengersgereuth-Hämmern) waren lange Zeit verletzt oder hatten gesundheitliche Probleme. Andere Läufer zeigten trotz erfüllter Startnormen kein Interesse zur Teilnahme an nationalen Meisterschaften. Dazu kamen noch einige undankbare vierte Plätze, so dass die Gesamtbilanz in diesem Jahr um einiges magerer als in den Vorjahren ausfiel. Aber der Reihe nach:
Der Meisterschaftsauftakt Ende Februar mit den 8. Deutschen Senioren-Hallenmeisterschaften in Düsseldorf begann vielversprechend. Bei seiner ersten Seniorenmeisterschaft erreichte Remo Reichel (M30, 1. SV Gera) zunächst einen zweiten Platz über 800 m (1:57,96 min). Am Folgetag revanchierte er sich für diese Niederlage durch einen Sieg über 3000 m (8:56,63 min). Thomas Biedermann (M40, HSG Nordhausen) verpasste einen Meistertitel über 800 m (2:04,27 min) als Zweiter ebenfalls nur knapp. Dritte Plätze über diese Distanz gab es durch Heidrun Müller (W45, Saalfelder LV) in 2:38,57 min und Hartmut Erdmann (M65, LTV Obereichsfeld) in 2:36,12 min. Einen 8. Platz über 800 m erlief Andreas Fritsche (M50, Saalfelder LV, 2:20,88 min). Auf der 3000-m-Strecke konnte Hartmut Erdmann nach 11:41,05 min der positiven Bilanz eine weitere Bronzemedaille hinzufügen.Nächster Höhepunkt waren im März die Deutschen Crosslauf-Meisterschaften in Ingolstadt, an dem nur zwei Thüringer Senioren teilnahmen. Auf dem 5,1-km-Rundkurs der M70 gab es für Raimund Krauße (LV Einheit Greiz, 22:18 min) Bronze. Der vorjährige Dritte der M45, Stephan Bayer, musste sich auf einer 6,1-km-Strecke diesmal nach 21:56 min mit Platz fünf begnügen.
Bei den Deutschen Halbmarathonmeisterschaften im bayrischen Aichach war Stephan Bayer gar der einzige Thüringer Starter im Seniorenfeld. Auf dem ebenen und schnell zu laufenden Rundkurs blieb ihm nach 1:15:21 h als Fünftem der M45 aber wieder eine Medaille versagt.Anfang Mai fanden in Bremen die Deutschen Meisterschaften im 10000-m-Lauf statt. Erstmalig in diesem Jahr hatte man diesen Wettbewerb bei den Senioren I (AK 30 – 45) aus dem Meisterschaftsprogramm des Sommers genommen und hier gemeinsam mit den Aktiven und Junioren in separaten Läufen ausgetragen. Allerdings ohne thüringerische Beteiligung, war den Läufern aus dem Freistaat der Weg an die Weser zu weit?
Die Deutschen Marathonmeisterschaften, die wie in den beiden Vorjahren wieder im Rahmen des Gutenberg-Marathons in Mainz ausgetragen wurden, waren der nächste Höhepunkt im Rahmen der Deutschen Titelkämpfe 2009. Da Martin Wahl als mehrmaliger Marathon-Medaillengewinner der Vorjahre und einziger ernsthafter Medaillenanwärter wegen Trainingsrückstandes auf einen Start verzichtete, gingen die Thüringer Läufer auch hier leer aus.
Im saarländischen St. Wendel fanden Ende Juni die Deutschen Meisterschaften der Senioren I (AK 30–45) statt. Nur eine Handvoll Thüringer Mittel- und Langstreckler nahmen die lange Anreise auf sich, dafür war die Ausbeute mit einem kompletten Medaillensatz über 400 m bis 1500 m doch sehr erfreulich. Remo Reichel konnte in der M30 nach einem zweiten Platz über 800 m (1:58,56 min), wo er den Sieg nur um 4/10-tel Sekunden verpasste, durch einen taktisch klugen Lauf die 1500 m (4:05,84) souverän gewinnen. Für Steffen Meyer (Rennsteiglaufverein/LG Süd) blieb in der M40 trotz eines neuen Landesrekords seiner Altersklasse über 5000 m (15:34,88 min) bei 3/10-tel Sekunden Rückstand auf Bronze nur der vierte Platz. Ähnlich erging es Thomas Biedermann im 800-m-Lauf der M40. In einem schnellen Rennen lief er in sehr guten 1:58,38 Minuten auf Rang vier ein. Über eine Medaille konnte er sich dennoch freuen, im Langsprint über 400 Meter reichten seine 52,06 s zu Bronze. In der M45 erkämpfte Ralf Schwan (LG Ohra-Hörselgas) im 800-Meter-Lauf den achten Platz in 2:11,52 min.
Vierzehn Tage später ermittelten die Senioren II (AK 50 und älter) in Münchens Vorort Vaterstetten ihre Meister. Zwei Thüringer Läufer gingen hier an den Start. In der M65 belegte Hartmut Erdmann einen fünften Platz über 1500 m (5:24,27 min) sowie einen sechsten Platz über 800 m (2:42,07 min). Andreas Fritsche schaffte in der M50 nach 2:21,64 min einen achten Rang im 800-m-Lauf. Starke Thüringer Langstreckler, wie Jürgen Tuch (M50), Martin Wahl (M55) und Raimund Krauße (M70), die bei den Thüringer Landesmeisterschaften über 5000 m wenige Wochen zuvor noch gute Zeiten liefen und damit in den Medaillenkampf hätten eingreifen können, verzichteten auf eine Teilnahme.
Mitte Juli waren in Furth im Wald im Bayerischen Wald die Deutschen Senioren-Berglaufmeisterschaften auf dem Programm. Während Stephan Bayer, der erfolgreichste Thüringer Berglauf-Seniorenläufer der letzten Jahre aus gesundheitlichen Gründen nicht starten konnte, gelang Raimund Krauße als Drittem der M70 mit starken 55:30 min auf der 10-km-Strecke diesmal der einzige Medaillengewinn für Thüringen. Steffen Meyer wurde in guten 43:44 min Vierter der M40, auf Platz sieben liefen Hans-Günter Müller (Rennsteiglaufverein/LG Süd, 50:16 min) in der M55 und Ludwig Amarell (Triathlon-Club Suhl, 1:01:40 h) in der M70 ein. Jürgen Ellerkamm (SV Kyffhäuser Bad Frankenhausen) wurde in der M70 in 1:05:50 h Zwölfter.Die letzten diesjährigen Meistertitel gab es Mitte September bei den 10-km-Straßenlauf-Meisterschaften an der Nordseeküste in Otterndorf/Niedersachsen zu gewinnen. Die lange Anreise und eine Terminüberschneidung mit der Senioren-Berglauf-WM führten dazu, dass nur Jürgen Tuch von den Thüringer Seniorenläufern startete. In 35:24 min erreichte er einen guten achten Platz in der M50.
Damit errangen die Thüringer Senioren auf den Mittel- und Langstrecken sowie im Cross- und Berglauf bei zwei Titeln (Remo Reichel, 1500 m und 3000 m – Halle) insgesamt zehn Medaillen, was in Anbetracht der geringen Anzahl an Spitzenläufern, die in der Lage sind, bei Deutschen Meisterschaften ganz vorne mit zu laufen, doch beachtlich ist.
Die Crosslaufmeisterschaften zu Beginn der Freiluftsaison warteten traditionell mit großen Teilnehmerfeldern auf. Auch die Straßenlaufwettbewerbe (10 km, Halbmarathon, Marathon), wo neben den Cross- und Berglaufmeisterschaften keine Mindestleistungen für eine Teilnahme notwendig sind, hatten ansprechenden Zulauf. Die hier ausgeschriebenen Mannschaftswertungen tragen nicht unwesentlich dazu bei. Der Berglauf ist schon eher eine Spezialdisziplin, trotzdem konnte man auch hier mit den Teilnehmerfeldern im Seniorenbereich zufrieden sein.
Anders sah die Sache auf der Bahn aus. Während noch vor wenigen Jahren bei den Stadionmeisterschaften der Senioren I auf den Langstrecken mehrere Zeitläufe je Altersklasse notwendig waren, um die Meister zu ermitteln, wurden dieses Jahr aus Mangel an Teilnehmern mehrere Altersklassen in einem Lauf zusammengefasst. Parallel zu den sinkenden Teilnehmerzahlen ist auch die Leistungsdichte zurückgegangen. Ein Blick in die Deutsche Senioren-Bestenliste verrät, dass es am leistungsstarken Läuferpotenzial nicht liegen kann. In vielen Altersklassen nimmt nur ein Bruchteil derer an den Meisterschaften teil, die die Mindestleistungen (kurz: Norm) erfüllt haben. Im 10-km-Straßenlauf ist die Leistungsdichte wesentlich höher als auf der Bahn (10000 m). Woran liegt es, dass es dem Deutschen Leichtathletikverband scheinbar nicht gelingt, seine leistungsorientierten Seniorenläufer für Bahnwettkämpfe zu begeistern? Hier ist es Zeit für neue Ideen innerhalb der Seniorenabteilung des DLV, um die Teilnahme für diese Sportler wieder attraktiver zu gestalten.
In Thüringen hat die vorjährige Einführung des Meistercups für eine deutliche Belebung der Teilnehmerzahlen bei den Titelkämpfen auf der Bahn geführt. Warum sollte so etwas nicht auch bei Deutschen Seniorenmeisterschaften möglich sein?