Jeder Läufer fürchtet sie: Verletzungen an Füßen und Unterschenkeln, die oft zu längeren Laufpausen zwingen. Nicht selten bleiben die Ursachen von Beschwerden und Verletzungen unerkannt. Im folgendem Beitrag beschreiben Frank Wagner und Birger Weisheit (Orthopädieschuhmachermeister und engagierter Läufer stammend aus Oberschönau/Thür.) häufig auftretende Läuferverletzungen und geben Tipps zur Vorsorge.
Sport- und Überlastungsschäden an Fuß und Unterschenkel
Der Fuß ist End- bzw. Ausführungsorgan für die meisten körperlichen Belastungen und hat dabei Stütz- und Fortbewegungsfunktion. Beim Sport: Auffangen von starken Kräften in Längsrichtung, aber v.a. Scher- und Rotationskräfte, daraus resultieren Konsequenzen fürs Fußgewölbe (oft Spreizfuß, Knick-Senkfuß, Hohlfuß).
Durch einseitige sportartspezifische Belastungsmuster entstehen Überlastungsschäden, die durch Komponenten wie Körpergewicht, Lauftechnik, Bodenbeschaffenheit, Sportschuh, statische Verhältnisse etc. verstärkt werden. Weitere Aspekte die zu Überlastungen führen können, sind muskuläre Dysbalancen, anatomische Fehlstehlungen, vermehrte Pro- oder Supinationsstellung, Änderung des Quadrizeps- oder Achillessehnenwinkels etc.
Häufigste Ursachen für Überlastungsschäden ist die Hyperpronation, hierbei kommt es zu einer erhöhten inneren Belastung des Fußes und zu einer kompensatorisch verstärkten Innenrotation des Beines. Somit hat die Hyperpronation Auswirkung auf die Achillessehne, auf den Ansatz der Patellasehne und auf die Muskulatur des Unterschenkels. Sportschuhe haben die Hauptaufgaben Dämpfung, Stützung, Führung. Dies kann präventiv wirken, muss aber durch entsprechende Einlagen bzw. Zurichtungen unterstützt werden.
Überlastungsschäden durch Hyperpronation
1. Achillodynie
= Schmerzzustand im Bereich des körpernahen Anteils der Achillessehne; zunächst ist nur das Gleitgewebe betroffen – später kommt es zur Beteiligung der Sehne, selbst in Form von degenerativen Veränderungen.- Symptome:
- Schmerzen am Morgen nach dem Aufstehen
- bei chronischen Formen, Schmerzen entlang des gesamten Sehnenverlaufes
- Schwellungen um die Achillessehne möglich
- Ursachen:
- sportliche Überlastung/Trainingsfehler
- mechanisch einwirkende Faktoren (Schuhfehler, Boden)
- veränderte Statik (z.B. Hohlfuß, X-Beinstellung)
- weitere Ursachen wie Entzündungen oder degenerative Veränderungen an Sehnen und Muskelansätzen
- Versorgungsaspekte:
- Unterstützung durch spezielle Sportschuhkorrektur
- spezielle Einlagen mit Anhebung des Fersenbeins und Abstützung des Fußaußenrandes
2. Plantar-Faszitis
= Entzündung der Sehnenplatte, die das Fußgewölbe bei Längs- wie Querbelastung stützt und von der Ferse bis zu den Zehen reicht- Symptome:
- stechender Schmerz unter der Ferse, besonders Frühmorgens beim Anlaufen
- Ursache:
- Übertraining
- unzureichend gedehnte Wadenmuskulatur
- zu intensives Tempo- oder Berglauftraining
- Versorgungsaspekte:
- spezielle Einlagen mit speziellen Polstern und Tieferlegungen im betroffenen Bereich
3. Fersensporn
= eine verknöcherte Ablagerung am Fersenbein, kann plantar aber auch im Ansatz des Achillessehnenbereich auftreten- Symptome:
- stechender Schmerz unterm Fersenbein
- Reizzustand des Gewebes durch Belastung, meist am frühen Morgen nach den ersten Schritten
- Ursache:
- Fehlstellung des Fersenbeins
- falsches Schuhwerk
- Versorgungsaspekte:
- spezielle Einlagen mit speziellen Polstern und Tieferlegungen im betroffenen Bereich
- gute Dämpfung des Rückfußes bei Laufschuhen
4. Haglundferse
= Gewebereizung, Schwellung, Druckschmerz an den besonders belasteten Stellen, vor allem am Achillessehnenansatz- Symptome:
- Druckschmerz im Fersenbereich
- Ursache:
- schlecht gepolsterte Fersenkappen
- Verlust der neutralen Fersenführung (z.B. O-Beinstellung)
- Versorgungsaspekte:
- Laufschuhumbau im Rückfußbereich
- Einlage zur Fersenführung um Innen- und Außenrotation der Ferse zu verhindern
5. Tarsaltunnelsyndrom
= Irritation der den Unterschenkel und Fuß versorgenden Nerven. Tarsaltunnel wird vom Halteband der Flexoren gebildet (Verlauf vom Innenknöchel zum Fersenbein)- Symptome:
- brennende Schmerzen nach dem Lauf
- Taubheitsgefühle, Kribbeln und Missempfindungen
- u.U. schmerzhafte Schwellungen am Innenknöchel
- Ursache:
- durch Überbelastungen (z.B. starke Pronation) und entzündliche Veränderungen (z.B. Sehnenscheidenentzündung) wird der Schienbeinnerv in Höhe des Innenknöchels komprimiert
- Versorgungsaspekte:
- korrigierende bzw. stützende Einlagen zur Herabsetzung der Hyperpronation mit fester Schale im Längsgewölbebereich
6. Scheuersyndrom des Tractus-Illiotibialis
= er zieht vom äußeren Anteil der Hüfte herab, am äußeren Oberschenkelknochen vorbei zum Schienbein; typischer Überlastungsschaden für den Läufer- Symptome:
- Knochenhautschmerz im äußeren Kniegelenksbereich
- Druckschmerz etwa im Bereich des äußeren Seitenbandansatzes
- typisch ist, das der Schmerz mit Dauer der Belastung ansteigt
- ebenfalls nimmt die Schmerzintensität durch Bergauflaufen oder Treppenlaufen zu
- Ursachen:
- durch das unzählige Beugen und Strecken des Kniegelenks während des Laufvorganges wird der Tractus Illiotibialis jedes Mal über den äußeren Oberschenkelknochen gezogen
- dies kann zu massiven Reizungen der Knochenhaut am äußeren Schienbeinknochen führen
- begünstigt wird dieser Prozess häufig durch anatomische Fehlstellungen (Beinachse, O-Bein)
- Versorgungsaspekte:
- statische Entlastung durch Anheben des Fußaußenrandes von 3-6 Millimetern durch
spezielle Einlagen oder/und spezieller Sportschuhzurichtung
7. Shin-Splint-Syndrom
= eine Überbeanspruchung der Beugemuskulatur zuführende Störung des Unterschenkelgefüges in Folge wiederholter Laufbelastung auf harten Böden
- Symptome:
- Schmerzen bei schnellem Antritt, Lauf und Sprüngen
- Laufen auf den Zehenspitzen fast unmöglich
- starke Druckschmerzen an der hinteren inneren Schienbeinkante
- Ursache
- Laufstil
- ungenügende Erwärmung
- harte Böden
- steil ansteigende Strecken
- Versorgungsaspekte:
- Korrektur mittels Einlage mit guter Fersenführung
- spezielle Sportschuhzurichtung
8. Chondropathia-Patella
= Kniescheibenschmerz- Symptome:
- Druckschmerz im inneren Bereich unter der Kniescheibe
- Reibegeräusche hinter der Kniescheibe bei Bewegung
- treten häufig erst dann auf, wenn die Belastungsintensität gesteigert wird
- Ursachen:
- allgemeine sportliche Überbelastung (häufige Kniebeugung, übertriebenes Hügeltraining und zu hoher Trainingsumfang auf harten Böden)
- individuelle anatomische Formvarianten der Patella (ungünstige Pattelaform)
- Statikstörungen (unter Belastung vermehrte Pronation im Fuß)
- Versorgungsaspekte:
- individuelle Einlagenversorgung
- Laufschuh mit niedriger Absatzsprengung
- Kniescheibenbandage
- Kinesio-Taping
9. Patellaspitzensyndrom
= chronischer Überlastungsschaden an der Kniescheibe ansetzenden Sehnen- Symptome:
- Schmerzen bei Kniestreckung gegen Widerstand
- Beschwerden beim Treppensteigen
- Schwellung an der Patellaspitze
- Ursache:
- Überlastungsschaden bei intensiven Bergabläufen
- Laufstil
- Laufen auf zu harten Böden
- Versorgungsaspekte:
- Einlagen mit spezieller Anhebung des Vorfußes
- Bandage für Patellasehne
- Kinesio-Taping
10. Morton’sche Neuralgie
= Entzündung der Nervenenden zwischen den Mittelfußköpfchen 2 und 3, 3 und 4- Symptome:
- stechender Schmerz bei Belastung
- häufige Verwechslung mit Spreizfußbeschwerden (entzündete Mittelfußköpfchen)
- Ursachen:
- zu schmales Schuhwerk im Vorfuß
- Versorgungsaspekte:
- Einlagen mit spezieller Quergewölbeabstützung
- spezielle Sportschuhzurichtung
- im akuten Fall Silikonorthesen zwischen den betroffenen Zehen
11. Beinlängendifferenzen
A) echte bzw. absolute Beinlängendifferenz
= erkennt man durch die unterschiedliche Knochenlänge
- Ursache:
- Wachstumsstörung
- Schädigung der Epiphysenfuge (Wachstumsfuge)
- X-Bein, O-Bein; messbar durch Röntgen der Knochen (Hüftkopf – oberes Sprunggelenk)
B) funktionelle Beinlängendifferenz
= beide Beine sind gleich lang, Ursachen resultieren aus anderen Krankheitsbildern z.B. Fußdeformitäten, X-oder O-Bein, Streck- oder Beugekontraktur im Knie- bzw. Hüftgelenk
- Ursachen:
- künstliches Hüftgelenk
- Gelenksversteifung (nach OP)
- Auflösung der Epiphysenfuge
- Folgen unausgeglichener Beinlängendifferenz:
- Verkrümmung der Wirbelsäule
- Beckenschiefstand
- Muskelverspannung
- Kopf-, Rücken- und Gelenkschmerzen
- Versorgungsaspekte:
- für den Laufsport bis 10 mm mit speziellen Einlagen ausgleichen
- ab 10 mm am Laufschuh durch spezielle Zurichtungen ausgleichbar
Richtiges Schuhwerk!
1. anatomische Gründe
Passform – Damenleisten, Herrenleisten
Der optimale Frauenlaufschuh
Aufgrund des geringen Gewichts und der geringeren Laufgeschwindigkeit muss der Frauenlaufschuh besonders flexibel und leicht sein. Außerdem sollte der Schuh ausreichend Stabilität bieten, da das Bewegungsausmaß in den Gelenken größer ist als bei Männern. Auch Hüfte, Knie und Sprunggelenk beugen sich mehr in der Laufbewegung als bei Läufern. Zu dem setzt das Fußgelenk tiefer an, weshalb der Schaftabschluss tiefer geschnitten sein sollte. Frauenfüße sind zum Teil schlanker als Herrenfüße. Sie haben eine schmale Ferse aber eine breiteren Vorfuß. Da Frauen über ein breiteres Becken verfügen, knickt der Fuß weiter nach innen, weil beim Abrollen eine stärkere Pronation erfolgt.
2. Einsatzgebiet
- Training
- Wettkampf
3. Laufuntergründe
- Asphalt
- Naturstraße
- Waldpfad
- Gras
- Eis und Schnee
- Laufband
- Kunststoffbahn
- Sandstrand
4. Schuhe für den Rest des Tages
Die Schuhe, die wir den ganzen Tag über tragen, haben einen großen Einfluss auf die Gesundheit unserer Füße und des Bewegungsapparates. Wenn sie eine Verletzung haben, die sie gerade auskurieren, kann die Wahl des richtigen Alltagsschuhs von größerer Bedeutung sein. Schlecht sitzende Alltagsschuhe haben bei Sportverletzungen eine verheerende Wirkung.
Leider werden Alltagsschuhe mehr nach Aussehen als nach Funktion gekauft, Passform, Sitz und Komfort werden nachrangig beurteilt. Achten sie bei allen Schuhen die sie tragen auf Leistenkonstruktionen, sie entscheidet ob der Schuh passt.
Der Nike Free zum Beispiel besitzt maximale, dem Fuß nachempfundene Beweglichkeit in der Mittelsohle. Optimaler Trainer für die kurze Fußmuskulatur des Fußes. Einsetzbar bei Lauf-ABC.
Geox-Schuhe haben eine belüftete Sohle mit feuchtigkeitsabweisender Membran, da der Fuß über die Sohle den meisten Schweiß abgibt. Diese Schuhe verfügen meist über niedrige Absatzhöhen, die wiederum den Knie zu gute kommen.
Suecos Clogs sind vom Material her Schadstoff frei, sehr leicht, haben ein sehr gutes Abrollverhalten und sind für Einlagenträger geeignet.
Besser läuft’s mit Kompressionsstrümpfen!
Diese Socken sind die am meisten unterschätzten Ausrüstungsgegenstände der Läufer. Viele Läufer sparen am falschen Ende, dabei entwickeln zahlreiche Hersteller spezielle Funktionsstrümpfe für Läufer. Ihren Ursprung verdankten Kompressionsstrümpfe der Behandlung von Durchblutungsstörungen in den Beinen. Hier sind positive Wirkungen wissenschaftlich nachgewiesen. Das Funktionsprinzip ist jeweils gleich. Die Socken haben einen langen Schaft in Kniestrumpfform. Sie sind vom Knöchel bis unterhalb des Knies mit engen, elastischen Materialien gestrickt, die einen Druck je nach Hersteller auf die Wade ausüben. Wie bei den orthopädischen Kompressionsstrümpfen wird somit der Umgebungsdruck gesteigert je nach Hersteller. Die Muskulatur entspannt sich und der venöse Rückstrom des Blutes zum Herzen wird verbessert. Außerdem können sich die Arterien weiten und mehr Blut durch lassen, also mehr Sauerstoff zum Muskel transportieren.
Ich habe mit X-Socks, CEP und Bauerfeind sehr gute Erfahrungen gesammelt, deshalb kann ich diese nur empfehlen.
Hallo Frank,
ich glaube sehr viele Läufer haben deinen Artikel schon gelesen.
Da noch keiner einen Kommentar abgegeben hat nun meiner:)
Toller Artikel und gute Recherche.
Macht weiter so.
Gruß Patrick
es gibt für alles eine Lösung…… >> Einlagen<<
na toll
Danke für diese Gute und schön illustrierte Aufstellung der häufigsten Läuferleiden.
Die schon obengenannte, alles erschlagene Lösung – Einlagen – mag ja stimmen, mir hätten andere Vo(!)rsorgemaßnahmen statt dieser Versorgemaßnahme besser gefallen.
Oder gibt es denn wirklich keine Andere?
Ist Bauerfeind der bessere Hersteller oder X-Socks? Ich habe heute erste einen Beitrag in meinem Laufblog darüber geschrieben:
http://www.runningwilli.com/equipment/kompressionsstruempfe/
Hast du die Bauerfeind Strümpfe mit dem 3D Image Vermessung gemacht?
Lg
RunningWilli
Hallo Willi,
diese von Bauerfeind sind deutlich besser. Wie du in deinem Artikel schon richtig erwähnt hast, wegen der individuellen Vermessung.
Gruß Frank
Das ist ja lustig,
genau hier finde ich zwei meiner Leiden, die ich hatte und die der Arzt auch diagnositiziert hat, aber nur Schonung empfohlen hat.
Hätte ich die Seite früher gekannt, hätte ich mir die 4-5 Stunden beim Arzt sparen können.
Gefällt mir die Seite -> Wandert gleich in meine Lesezeichen!
Weiter so!
Ich bin in den Genuss gekommen eiene Haglundferse zu besitzen, na ja unschön und langwierig. Das einzige was es braucht sind viel dehnen und Ultraschall, bzw. bin ich überzeugt vom Granatapfel. Auf gar keinen Fall würde ich mir einlagen in den Schuh legen, verkürzen nur die Sehne und ein bizzl später is das Problem wieder da.
Insgesamt um Verletzungen einzusparen einfach mehr Schuhe kaufen. Ein bisschen zwicken und zwacken tut immer was und gehört auch dazu.
Hallo Frank,
deine Seite ist wirklich sehr gut und informativ. Was ist allerdings mit Schmerzen die hinter dem Knöchel entlanggehen? Vielleicht kannst du dazu auch noch einmal etwas schreiben und ergänzen.