„Wie wird man Laufheld?“, wollte die Laufszene-Redaktion von Heike Fritzlar erfahren, die im November 2014 von „Runnersworld“ und einem Arzneimittelhersteller zur Laufheldin des Jahres gekürt wurde. „Indem man sich bewirbt. Dann unter bundesweit 5.000 Bewerbern in die Endauswahl der letzten 9 gelangt und schließlich im Internetvotum genau 1001 Klicks erhält“, erklärte die Mühlhäuserin im Gespräch und merkte bescheiden an, dass sie die Auszeichnung eigentlich als eine Würdigung des „Röblinglaufes“ und des organisierenden Vereins ansieht.
Mit dem Preis – einer tollen Laufreise in internationale Metropolen– sollten nämlich vor allem sportliche Fairness und der Einsatz von Läufern für den guten Zweck gewürdigt werden.
In der Jugend bis zum Abitur war Heike Fritzlar als Kugelstoßerin aktiv. Danach engagierte sie sich als Trainerin in der Leichtathletik. Erst 1996 begann sie, motiviert von ihrem Mann Helge, mit dem Laufen. Anfangs ausschließlich nur zum Wohlbefinden auf kürzeren Strecken unterwegs, traute sie sich 2001 erstmals auf die Marathonstrecke. Beim Weinmarathon von Jena nach Bad Sulza stand aber noch der Genuss am Laufen ohne Zeitmessung im Mittelpunkt. Sportlichen Ehrgeiz entwickelte sie dann erst ein Jahr später mit der Teilnahme am Rennsteiglauf und am Zermatt Marathon.
Doch allein das Laufen reichte der Lehrerin da schon nicht mehr aus. Sie wollte die Freude am Laufsport weitergeben, andere damit anstecken und Kindern helfen.
2002 initiierte sie in Mühlhausen erstmal selbst einen Lauf für Schüler. Wie beim Weinmarathon sollten dabei nicht der sportliche Wettbewerb, sondern der Spaß und das Laufen für einen guten Zweck vorrangig sein. Der Erlös des 1. Röblinglaufes wurde an Kindereinrichtungen der Stadt gespendet. In den nächsten Jahren unterstützten die Organisatoren Fluthilfeopfer und die SOS-Kinderdörfer. Seit 2011 wird für das Kinderhospiz Mitteldeutschland gesammelt.
Das betreibt in Tambach-Dietharz eine stationäre Einrichtung, die todkranke Kinder mit ihren Eltern betreut. „Die Unterstützung der Arbeit ist so wichtig, dass wir dabei bleiben wollen“, sagt Heike Fritzlar. Außerdem habe das den Vorteil, dass man nicht jedes Mal den Sponsoren das Anliegen neu erklären müsse.
Da der Lauf auch als Unternehmenslauf ausgeschrieben ist, kommt einiges an Startgeldern zusammen. Diese gehen nahezu komplett als Spenden an das Kinderhospiz. 2014 gingen 3.200 kleine und große Läufer auf die Runde am Schwanenteich. 25.700 Euro Spenden konnten so übergeben werden.
Die 11. Auflage des Laufes ist kurz nach dem Meldestart zum Jahreswechsel schon stark nachgefragt. „Die zwei Kinderläufe für Grundschulen sind mit insgesamt 1040 Teilnehmern bereits ausgebucht“, freut sich Heike Fritzlar. Doch bevor am 24. April der Startschuss am Schwanenteich in Mühlhausen erfolgt, will sie im Frühjahr selbst noch mindestens dreimal starten.
Am 8. März in Paris, eine Woche später in New York und zum Abschluss am 22. März in Lissabon geht es für sie jeweils auf die Halbmarathon-Distanz. Ein ehrgeiziges Ziel, zumal sich Heike Fritzlar im Dezember gerade erst einer Knie-OP unterziehen musste. In der Erfurter Sportklinik wurde der Meniskus geglättet. Danach musste sie 4 Wochen Ruhe bewahren und hat gerade erst wieder mit Walken und Radfahren begonnen.
Sie hofft, dass sie pünktlich im März wieder fit ist und vielleicht im Mai sogar wieder am Rennsteigsupermarathon teilnehmen kann, den sie bislang schon zweimal erfolgreich absolviert hat. „Den würde ich gern mal vor dem Aufrücken in die neue Altersklasse unter 8 Stunden laufen“, umreißt sie ihr sportliches Ziel für die nächsten zwei Jahre.
Den New-York-City-Marathon schaffte sie 2007 in 3:45 Stunden. Der zählt bislang zu ihren größten Lauferlebnissen. Deshalb freut sie sich riesig, im Rahmen ihrer zweiwöchigen Laufreise in die Stadt zurückzukehren und über ihren – nach dem aus Mühlhausen stammenden Konstrukteur der Brooklyn Bridge benannten „Röblinglauf“ – zu berichten.