2013 lief die gebürtige Sömmerdaerin Tina Donder über die 1500 Meter Hindernis der weiblichen Jugend B auf den Bronzerang der Deutschen Jugendmeisterschaften. Ihre Saisonbestleistung von 4:51,50 Minuten ist die schnellste jemals gelaufene Zeit über diese Strecke einer Thüringerin dieser Altersklasse. Zu Beginn der Wintersaison zog sie sich jedoch ein Knochenmarksödem am linken Oberschenkelknochen zu, weshalb sie 3 Monate ausfiel und kein Lauftraining absolvieren konnte. Bei der Regensburger Sparkassengala am 07.06.2014 lief die Athletin des Landestrainers Enrico Aßmus in 10:25,64 Minuten bei ihrem Debüt über die 3000 Meter Hindernis zum Sieg und unterbot dabei die vom DLV geforderte Junioren-WM-Norm für Eugene/USA.
Im Interview mit Laufszene Thüringen spricht die Neuerfurterin über ihr Comeback und dem Alltag einer Sportschülerin.
Tina, vorne weg erst einmal herzliche Glückwünsche zur Norm für die Junioren-Weltmeisterschaften in Eugene/USA! Wie hast du das Qualifikationsrennen in Regensburg erlebt?
Mein Trainer war davon überzeugt, dass ich die U20-Weltmeisterschaftsnorm über die 3000 Meter Hindernis laufen kann und gab mir dementsprechend die Zwischenzeiten durch. Da ich die 3000 Meter Hindernis aber zum ersten Mal gelaufen bin, war ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt ins Ziel komme. Deshalb habe ich mir einfach vorgenommen zu schauen, wie schnell ich laufen kann und habe mich überraschen lassen. Bei der 2000 Metermarke rief mein Trainer 6:58 Minuten rein, was 2 Sekunden schneller als der Split für die Norm war. Ab da wusste ich, dass ich sie laufen werde, denn ich fühlte mich gut und konnte sogar noch einmal beschleunigen. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich das Rennen nur noch gewinnen! Da machte sogar der Sturz meiner Konkurrentin Antonia Hehr nichts mehr aus, der mich bei Hälfte des Rennens etwas aus dem Rhythmus brachte, da ich über sie hinweg springen musste.
Was ich sehr schade finde ist, dass ich leider noch nicht sicher für die Weltmeisterschaft qualifiziert bin, da der Deutsche Leichtathletik Verband nachträglich die Festlegung getroffen hat, dass alle Normerfüllerinnen am kommenden Wochenende noch einmal in Regensburg bei den Süddeutschen Meisterschaften gegeneinander laufen müssen. Die besten zwei werden dann nach Eugene fliegen.
Wie fühlst du dich bei dieser Entscheidung des Deutschen Leichtathletik Verbandes?
Es ist schon schade, noch einmal laufen zu müssen, immerhin herrscht jetzt ein sehr großer Druck Aber ich freue mich auch, diese Erfahrung vor der Weltmeisterschaft sammeln zu können und über die Chance meine persönliche Bestleistung noch einmal zu verbessern. Immerhin hätte ich so, sollte ich mich qualifizieren, nicht nur ein Rennen über die 3000 Meter Hindernis absolviert.
Kannst du das Gefühl beschreiben, wie es sich anfühlt nach einer langen Leidenszeit auf Grund von Verletzungen eine solches Rennen zu laufen?
Als ich ins Ziel lief war ich einfach überglücklich. Ich habe das Rennen gewonnen und das auch noch mit dieser Zeit und der Norm. Das war ein sehr schönes Gefühl nach der langen Zeit des harten Alternativtrainings. Es hat sich endlich ausgezahlt.
Welche Lehren und Stärken hast du aus der Verletzungszeit mitgenommen?
Vor allem Durchhaltevermögen und eine neue Form des Ehrgeizes. Es gab wirklich Tiefen, in denen ich mich immer wieder fragte, wieso ich mir das überhaupt alles antue. Ich habe sie aber sehr gut überwunden, indem ich mir gesagt habe: „Irgendwann wirst du dafür belohnt werden!“. Genauso ist es zum Glück auch gekommen.
Gibt es Tipps, die du unseren Lesern mit auf den Weg geben möchtest, mit denen sie sich in einer solchen Leidenszeit motivieren können, um z.B. ebenfalls ein starkes Comeback zu feiern?
Das Alternativtraining ist wirklich sehr monoton. Ständig fährt man auf dem Ergometer, der Radrolle oder läuft durchs Wasser. Deshalb ist es sehr wichtig, viel mit seinen Freunden zu unternehmen, auch mit außersportlichen Aktivitäten. Sie haben mich wieder aufgebaut, immerhin lief ich anfangs wie ein Trauerklos durch die Welt.
Du bist bis 2012 für deinen Heimatverein SV Sömmerda gestartet. Was waren die Beweggründe für den Wechsel zum Erfurter LAC?
Ich habe durch meinen Wechsel auf das Erfurter Sportgymnasium im Schüleralter natürlich meinen Trainingsschwerpunkt nach Erfurt verlegt. Dadurch wurde es sehr umständlich mit der Fahrtkostenabrechnung und den Absprachen mit meinem alten Verein. Ein anderer Grund war aber auch ganz einfach die gleiche Vereinszugehörigkeit des Großteils meiner Trainingsgruppe.
Du trainierst in der Laufgruppe um Sebastian Keiner bei deinem Trainer Enrico Aßmus. Was sind aus deiner Sicht die Stärken dieser Gruppe?
Die größten Stärken meiner Trainingsgruppe sind der bedingungslose Zusammenhalt, der nötige Spaß im Trainingsalltag und der Ansporn mit Topläufern, wie Sebastian Keiner oder Kevin Stadler zu trainieren. Mein Trainer Herr Aßmus strukturiert das Training sehr gut. Ich habe das gerade jetzt erst wieder gemerkt, denn ich fühlte mich trotz der Verletzung im Winter schnell wieder wohl und fit.
Ein solcher Trainingsaufwand in jungen Jahren erfordert viel Disziplin und eine perfekte Verbindung zwischen Schule und Leistungssport. Diese Bedingungen liefert dir das Sportgymnasium in Erfurt. Wie ist der Alltag einer Sportschülerin?
Ich stehe morgens um 06:30 Uhr auf, mache mich fertig und gehe zum Frühstück. Danach geht es um 07:30 Uhr zum Unterricht in die Schule. Dienstag, Mittwoch und Freitag findet nach den ersten 3 Schulstunden die erste Trainingseinheit statt, danach geht es zum Mittagessen. Meistens sind es dann nur noch 2 bis 3 Stunden Unterricht. Danach geht es in der Regel wieder zum Training. Ist das auch geschafft, haben wir Zeit für regenerative Maßnahmen, wie Physiotherapie, Sauna, Erholungsbecken oder wir haben einfach Freizeit. Nach dem Abendessen um 19:00 Uhr wird zum Abschluss des Tages natürlich „gelernt“.
2016 wirst du hier in Erfurt voraussichtlich dein Abitur absolvieren. Was sind deine Pläne für die berufliche Laufbahn in Verbindung mit dem Leistungssport?
Bisher ist mein Plan, mich für die Sportfördergruppe der Thüringer Polizei zu bewerben. Einen Alternativplan habe ich noch nicht, es ist ja noch ein bisschen Zeit.
Dein Hauptaugenmerk liegt natürlich auf den Mittelstrecken und der 3000 Meter Hindernisdistanz. Wirst du in naher Zukunft auch bei Thüringer Straßenläufen am Start stehen?
Natürlich! Immerhin sind Straßenläufe über 5 und 10 Kilometer im Herbst eine super Grundlage für meine Bahnsaison. Die Läufe machen Spaß und geben mir Motivation für die Vorbereitung, denn sie sind eine wirkliche Abwechslung zu den vielen Bahnwettkämpfen.
Vor einigen Monaten hat Annett Horna uns ihre absolute Lieblingstrainingseinheit genannt. Ihre Antwort war „trainingsfrei“! Kannst du uns dein liebstes Training nennen, mit dem du sie vielleicht in einigen Jahren herausfordern kannst?
Ich mache jetzt natürlich keine Kampfansage, aber meine Lieblingseinheit ist nicht „trainingsfrei“. Ich liebe die ruhigen Dauerläufe. Bei ihnen kann ich abschalten und entspannen. Das macht mir wirklich Spaß.
Vielen Dank Tina für das spannende Interview. Ich und das Laufszene-Thüringen-Team wünschen dir viel Erfolg bei deinem entscheidenden Rennen in Regensburg am kommenden Wochenende!