Seitdem der GutsMuths-Rennsteiglauf 1975, von der Uni Jena ausgehend, zum „Massenlauf“ wurde, nahmen auch jedes Jahr viele „Alterssportler“ daran teil. Mit 78 Jahren war 1975 der Jenaer Turner Eduard Malcolm Jena nicht einmal der Älteste. Seine Geschichte von der Anreise per Fahrrad und der Übernachtung auf dem Rennsteig ging durch die Medien. Er und der noch ältere Gothaer Carl Weber (80) schafften es aber nicht bis zum Ziel.
In den folgenden Jahren waren bis zu 80-jährige keine Seltenheit. Kurt Ost aus Saalfeld hält mit 102 Jahren den Altersrekord. Er beteiligte sich an der Prominentenwanderung. Eugen Hainlein war 2013 mit 85 einer der Ältesten bei der 17-Kilometer-Wanderung.
2014 gehörten auf der Supermarathonstrecke von mehr als 73 Kilometern 26 Starter den Altersklassen „über 70“ an. Wahrscheinlich der Älteste war diesmal Werner Sonntag aus Ostfildern, der in den letzten Tagen seinen 88. Geburtstag feiern konnte. Er stammt eigentlich aus Görlitz, wo er nach dem II. Weltkrieg der SED beitrat, um ein besseres Deutschland mit aufzubauen. Er ließ sich als Neulehrer ausbilden, wechselte aber bald als Journalist nach Berlin.
Nachdem er mehrfach mit der stalinistischen Parteidisziplin kollidiert war, siedelte er 1952 in die Bundesrepublik Deutschland über, wo er eine Journalistenlaufbahn einschlug. Unter anderem war er viele Jahre bei der Stuttgarter Zeitung, auch bei anderen Blättern, wie der ZEIT, dem Laufmagazinen Spiridon, Runner’s World und als Chefredakteur von der Condition. Seit 2002 schreibt er wöchentlich eine Kolumne im Internet-Magazin „LaufReport“. 2003 wurde er mit dem Medien-Award des München-Marathons ausgezeichnet.
Als Läufer pflegte er die langen Strecken, und besonders die Ultramarathons hatten es ihm angetan. Zur Legende wurde er mit dem Buch „Irgendwann musst du nach Biel“. Erstmals hat er am Rennsteiglauf 1981 illegal teilgenommen. Die Teilnahme an Veranstaltungen in der DDR war damals „Westbürgern“ verboten. Dank der Vermittlung von Dr. med. Hansmartin Bresch (Wuppertal) und Wolfgang Winkler (Berlin-Ost) hatte ein DDR-Läufer seine Startnummer zur Verfügung gestellt. Im Jahr darauf konnte Sonntag das wiederholen. Ein anderer DDR-Läufer schenkte ihm seine Startnummer.
Einschließlich der beiden illegalen Läufe zu DDR-Zeiten war er 21 Mal beim Rennsteiglauf, davon 15 Mal beim Supermarathon. Als Traditionsläufer kann er sich noch nicht bezeichnen, da dafür 25 erfolgreiche Teilnahmen nötig sind. Auf Grund seiner ungewöhnlichen Starts zu DDR-Zeiten ist aber ein Traditionsläufer „h. c.“ (ehrenhalber).
Für 2014 hat er den Organisatoren des Rennsteiglaufs in Schmiedefeld einige interessante Vorschläge gemacht, die auf ein zunehmendes Problem der letzten Jahre hinweisen. Die Traditionsläufer, von denen es derzeitig über 800 gibt, haben es auf Grund ihres steigenden Alters immer schwerer, erfolgreich beim Rennsteiglauf auf den Laufstrecken zu starten. Der Altersdurchschnitt liegt deutlich über 70 Jahre. Die gesetzten Zeitlimits auf den verschiedenen Strecken sind nur noch von einigen zu schaffen. Die angebotenen zwei Wanderstrecken (17 und 35 Kilometer) spielen sich am Rande der Veranstaltung ab und werden kaum angemessen gewürdigt.
Werner Sonntag schrieb dazu unter anderem: „Grundsätzlich: Das Angebot der beiden Wanderungen beim GutsMuths-Rennsteiglauf ist zu begrüßen. Beide Wanderstrecken ermöglichen die Begegnung mit Rennsteigläufern. Daher eignen sie sich hervorragend für Läufer, die an den Lauf- und Walkingwettbewerben nicht mehr teilnehmen können. Auf diese Weise, zum Teil auch durch das gemeinsame Ziel Schmiedefeld, bleibt die aktive Verbindung zu der Laufveranstaltung erhalten…
Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass den Wanderern die Einbindung am Ziel fehlt… Mein Vorschlag ist, die Wanderer an ihrem Ziel in irgendeiner Form zu begrüßen. Nach meiner Ansicht kämen dafür in Frage: Die Überreichung der Anstecknadel, die jetzt mit der Übergabe der Startnummer geschieht, in den Zielbereich der Wanderer zu verlegen…
Ebenso wäre zu erörtern, ob man für die Wanderer ein Zelt aufstellen könnte, in dem sie untereinander kommunizieren können. In gewissen Zeitabständen könnten sie von einem Sprecher der Organisation begrüßt werden… Die Teilnehmer der 35-km-Wanderung müssten vom Grenzadler nach Schmiedefeld transportiert werden, damit die Gemeinsamkeit der Wanderer beider Strecken hergestellt wird. Auf diese Weise fänden die beiden Wanderungen ähnlich wie bei den Läufern einen krönenden Abschluss. Damit würde auch eine gewisse Werbewirkung für ehemalige …Läufer und (den) Familienangehörige(n) von Wettbewerbsteilnehmern ausgehen.“