Jedes Jahr ruft Telfes im Stubaital zum renommiertesten Berglauf der Szene, dem Schlickeralmlauf. In diesem Jahr folgte nun bereits zum zweiten Mal nach 2011 eine kleine Thüringer Auswahl vom MEDLETIK Laufteam dem Ruf des Laufes. Der Schlickeralmlauf hat seit vielen Jahren zu Recht die Berechtigung in der Berglaufszene. Der Veranstalter konnte bereits zweimal die Berglauf Weltmeisterschaften (1990 / 1996) sowie einmal die Berglauf Europameisterschaften (2009) austragen. Eine Bewerbung für die Austragung der Senioren Berglauf Weltmeisterschaften läuft zudem.
Neben den Profis liegen dem Veranstalter auch die Kinderläufe sowie ein Benefizlauf am Herzen. 300 Teilnehmer waren bereits am Vortag (28.07.2012) am Start. Die Motivation bei den Kindern ist riesig und es ist in jedem Jahr erneut schön zu sehen wie viele junge und alte Menschen gemeinsam diesen Lauf genießen und ein buntes Volksfest daraus machen.
Der Veranstalter bietet für die Kinder Strecken von 300 bis 2.400 Meter mit jeweils einem deftigen Schlussanstieg zum Ziel an. Jedes Kind erhielt ein Erinnerungsgeschenk, ein Laufshirt sowie einen eigenen Verpflegungsbeutel. Die drei Klassenschnellsten bekamen Ehrenpreise und einen schönen Pokal. Über die 300m Strecke konnte sich der Thüringer Mika Abraham in der Altersklasse M5 2007/2008 deutlich vor dem Rest des Feldes durchsetzen und einen kleinen aber feinen ersten Erfolg an diesem Wochenende verzeichnen. Die Pokalübergabe durch den Skispringer Andreas Kofler ließ Ihn und alle anderen Kinder die Anstrengungen auf der doch recht anspruchsvollen Kinderstrecke vergessen lassen.
Im anschließenden Benefizlauf über eine 1,2 km Runde wird immer für einen guten Zweck gesammelt. Nachdem im letzten Jahr das Kenianische Laufprojekt: Laufteam run2gether Austria unterstützt wurde, gingen in diesem Jahr die Einnahmen an die Drillinge und Ihre Mutter Vanessa, deren Mann kurz vor der Geburt durch einen tragischen Unfall verunglückte und gestorben war. Für jede gelaufene Runde innerhalb von 20 Minuten spendete ZIPFER BIER 2 Euro. Mit dem Erlös von knapp 1000€ konnte der Familie ein wenig geholfen werden, was sichtlich alle Teilnehmer freute.
Beim Start des Hauptwettkampfes am Sonntag den 29.07.2012 um 10 Uhr regnete es dann in Strömen. Hier würde so mancher normalerweise im Bett liegen bleiben, nicht aber die hartgesottenen Bergläufer. Unbeeindruckt vom Wetter machten sich in diesem Jahr 150 Läufer für den Wettkampf bereit. Unter ihnen nun bereits zum zweiten Mal eine kleine Thüringer Auswahl vom MEDLETIK Laufteam. Peter uns Sven Jaekel, Monique Benkenstein sowie Cornelia Abraham versuchten ihr Glück.
Zu den Favoriten zählten wie in den letzten Jahren der Weltklasseläufer und 6-fache Berglaufweltmeister Jonathan Wyatt (Salomon Running Team) aus Neuseeland sowie Athleten aus Kenia die versuchten ihren Vorjahresdoppelsieg zu verteidigen. Die Hauptstrecke mit Start am Dorfplatz Telfes führte durch Wälder, entlang eines Wildbaches bis in die Almregion hinauf. Unter professionellen Läufern gilt der Schlickeralmlauf als schwerste Strecke im Weltcup. Die Strecke ist seit dem Jahr 2009 11,2 km lang und hat einen Höhenunterschied von 1270 m. Ziel ist das Sennjoch. Bei KM 3 beginnt der eigentliche Anstieg mit bis zu 28 Prozent in der Spitze zur Schlickeralm.
Schon kurz nachdem Start setzte sich die Gruppe aus Kenia zusammen mit dem deutschen Berglaufmeister Timo Zeiler (LG Brandenkopf) gefolgt von Jonathan Wyatt ab. Nach nur ca. 15 Laufminuten hatte sich die Führungsgruppe minimiert und die beiden Vorjahressieger Geoffrey Ndungu und Kosgei Isaac konnten sich leicht absetzen. Eine Minute später folgten die anderen Kenianer sowie Jonathan Wyatt der seine Stärke meist im letzten Steilstück ausspielen möchte. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich die Führungsgruppe noch einmal kurz Erblicken bevor sie in einem unglaublichen Tempo im Wald verschwand.
Auf den ersten 7,5 km versuchten unsere Teilnehmer ohne Sturz den schlammigen Waldboden, die nassen Holzbrücken und kleinen Wildbäche zu passieren. Außerdem galt es trockene Füße zu behalten und die Kräfte vor dem extremen Schlussanstieg zu bewahren.
Beim Gasthof Schlickeralm wurde eine Zwischenzeit gestoppt sowie der Zieleinlauf der kurzen Strecke (7,5 KM/650 HM) organisiert. Die beiden Führenden des Hauptlaufes liefen hier bereits nach 35:55,7 Minuten durch das Zwischenziel. Zum Vergleich: Der Sieger auf der kurzen Strecke Francis Wangari aus Kenia benötigte für diese Strecke 36:45,8 Minuten und lag damit deutlich vor dem ersten Österreicher Lorenz Peer (45:12,8) somit aber auch weit hinter den beiden Langstreckenläufern.
Nach 44 Minuten Schulter an Schulter, setzte sich Geoffrey Ndungu von seinem Trainingspartner ab und lief einem unglaublichen Sieg entgegen. Auf den letzten 1,2 km langen Extremanstieg konnte er sein Tempo halten und lief in neuer Streckenrekordzeit von 0:59:59,4 Minuten durch das Ziel am Sennjoch. Somit ist er der erste Läufer in der Geschichte dieses Berglaufes, der die 1270 Hm in unter einer Stunde bewältigte. (Strecke Berglauf Weltmeisterschaft!) Zweiter wurde Kosgei Isaac aus Kenia (1:00:39,3), vor dem siebenfachen Sieger Jonathan Wyatt (1:02:25,3). Der schnellste Deutsche an diesem Tag war Timo Zeiler in sehr guten 1:06:11,7 Stunden gefolgt von dem Kenianer Hillary Mutai und dem ersten Österreicher Richard Obendorfer vom LSV 1990 Kitzbühel (1:10:07,4).
Als die Sieger durch den Zielsprecher begrüßt wurden, befand sich der Großteil der Läufer einschließlich alle Thüringer noch bei Kilometer 9-10 und bereitete sich auf den schweren Schlussanstieg vor. Im Schluss-Anstieg zum Sennjoch auf knapp 2.300 Meter sind auf den letzten 2,5 km ca. 580 Höhenmeter mit bis zu 30 Prozent zu überwinden.
Selbst ein zügiger Wanderschritt führte jeden Teilnehmer recht schnell an seine persönlichen Grenzen und ließ die Oberschenkel brennen. So benötigte ich auf den letzten 1,2 Km unglaubliche 15 Minuten und kam mit einer Zeit von 1:44:20,0 h ins Ziel. Dies bedeutete einen 60 Gesamtrang sowie 15 AK-Platz in der M20. Somit war ich viertbester Deutscher in dieser Altersklasse, wenn man es positiv schreiben möchte.
Peter Jaekel lief nach seinem Vorjahreserfolg in diesem Jahr in 1:32:45,3 h auf einen 2 Platz in der AK 55 ein und sicherte sich somit den 39 Gesamtrang. Dies bedeutete die siebtbeste deutsche Platzierung bei dieser sehr international geprägten Laufveranstaltung.
Die schnellste Dame kam ebenfalls aus Kenia. Lucy Murigi benötigte für die Strecke 1:13:13,6 h und siegte deutlich vor Kate Goodhead (1:15:46,7) aus Großbritannien und Susanne Mair (1:16:32,4) von der Union Raika Lienz und Salomon Austria. Unsere Thüringer Starterin Monique Benkenstein vom MEDLETIK Laufteam belegte hier in 1:45:54,1h einen sehr guten 10 Gesamtrang, was in der Altersklasse w20 für einen hervorragenden 5 Platz reichte. Sie war somit ebenfalls die viertbeste deutsche Frau an diesem Tag. Unsere Thüringer Starterin Cornelia Abraham lief die kurze Strecke bis zur Schlickeralm und konnte bei ihren ersten Internationalen Berglauf völlig überraschend gleich den ersten Platz in der w30 erlaufen.
Nach einer unglaublich guten Verpflegung im Zielbereich auf 2300m, einem beheizten Umkleidezelt, einer kostenlosen Talfahrt mit der Kreuzjochbahn sowie Busshuttle von der Schlickeralm zur Froneben folgte eine Sachpreisverlosung unter allen Teilnehmern sowie die Auszeichnung für die 10 schnellsten Herren und 7 schnellsten Damen auf der langen Strecke. (Geldpreise für Herren: 700, 500, 300, 150, 100, 80, 65,50,30,20 €/ Damen: 700, 500, 250, 100, 75, 50, 25 €).
Die Ehrenpreise für die 3 schnellsten jeder Klasse sowie einem Funktions-Shirt für jeden Teilnehmer rundete die unglaubliche Startgebühr von € 20,- ab. So ging der Schlickeralmlauf 2012 nass aber immerhin ohne Schnee wie im Vorjahr zu Ende. Im nächsten Jahr findet dieser Lauf am 28.07.2012 statt und wir würden uns freuen wieder mit einer Thüringer Gruppe am Start zu sein.
Am 09.09.2012 werden wir zur letzten Etappe der MEDLETIK Extrem Run Serie aufbrechen und den Drei Zinnen Alpin Lauf in Italien in Angriff nehmen.
Ort: Sexten – Dolomiten Strecke: 17,5 km – 1300 Hm