„Von der Gewalt die alle Wesen bindet, befreit der Mensch sich, der sich überwindet!“ Mit diesem berühmten Ausspruch Johann Wolfgang von Goethes im Hinterkopf wagten sich am Samstag, dem 12. Februar die beiden Ellricher Ausdauersportler Mario Pelzel und Sebastian Kurch an eine der größeren Herausforderungen im Ausdauersport – die Brocken-Challenge.
Dabei handelt es sich um einen Ultramarathon über 82 Kilometer und 2.200 Höhenmeter von Göttingen bis auf den Brockengipfel. Der Lauf auf den höchsten Berg Norddeutschlands fand in diesem Jahr bereits zum achten Mal statt und zog über 150 Extremsportler magnetisch an. Zudem wusste jeder, dass die Startgebühr vollständig für wohltätige Zwecke gespendet wurde. Begünstigte sind das Hospiz an der Lutter, der Kinderschutzbund, der sozialpädagogische Volleyball-Club „Come Together“ und ein soziales Projekt der Tuspo Weende.
Nach dem Start um 6 Uhr im Göttinger Hainholz passierte das Feld noch geschlossen den mit Fackeln ausgeleuchteten Weg durch Forstflächen und kleinere Ortschaften, bis ein traumhafter Sonnenaufgang oberhalb des Seeburger Sees bestaunt werden konnte. Petrus hatte es scheinbar gut gemeint. Nach den regnerischen Vortagen blieb der Himmel wolkenfrei, nur die starken und eisigen Winde machten den Sportlern und den freiwilligen Helfern zu schaffen.
Die fleißigen Helfer hatten am Seeburger See den ersten Verpflegungsstand aufgebaut, der einigen Sportlern als willkommener Frühstücksstand entgegenkam. Von Seeburg führte die Strecke weiter über Wanderwege und Hügel bis zur Rhumequelle in Rhumspringe. Mit einem Blick auf die sprudelnde Quelle konnte bei einem warmen Tee und etwas Schokolade eine kurze Pause eingelegt werden, bevor es bis nach Barbis weiterging.
In Barbis waren 42 Kilometer, eigentlich selbst eine Marathonstrecke, überwunden, aber hier ging der Ultramarathon erst wirklich los: Bergauf in den Harz. Meilenweit ging es nun nur noch bergauf und das Läuferfeld riss zusehends auseinander. Auch die beiden Ellricher mussten hier der enormen Anstrengung Tribut zollen und trennten sich voneinander. So kämpften sich beide in ihrem individuellen Tempo den mystischen Berg hinauf.Als endlich die Lausebuche nach 61 Kilometern erreicht war, wussten die beiden aber: Wir schaffen das! Nach einer 5-Sterne-Verpflegung ging es auf wunderschönen, aber leider teilweise aalglatten und verschneiten Wanderwegen nach Königskrug. Der Weg schlang sich nun entlang der Achtermannloipe bis nach Oderbrück. Von hier aus sind es nur noch 8 Kilometer bis zum Gipfel, das motivierte auch die Ellricher, die im vorderen Feld lagen. Mit frohem Mut und der dampfenden Brockenbahn im Blick ging es über den Goetheweg dem Ziel entgegen.
Mario Pelzel, Bergläufer aus dem nordthüringischen Gudersleben, erreichte das Ziel nach insgesamt 9:24 Stunden. Sebastian Kurch jubelte nach 9 Stunden und 47 Minuten im Ziel. Das Unglaubliche geschafft und dazu noch im vorderen Feld – das macht stolz und glücklich.
Platzierungen? Gibt es bei diesem Lauf nicht – jeder Finisher ist ein Sieger. Egal ob nach weniger als 7,5 Stunden (erster Finisher) oder nach 14 Stunden (Zielschluss). Gerade die Sportler, die nach 11 Stunden noch unterwegs waren, mussten mit einem aufkommenden Schneesturm kämpfen, daher ist auch deren Leistung hoch einzuschätzen!
Nicht wenige Läufer gingen an jenem Tag an ihre Grenzen und einige sogar darüber hinaus. Insgesamt waren alle Sportler – auch jene, die auf der Strecke aufgeben mussten – zufrieden mit dem Lauf und der guten Organisation, auch wenn es diesmal keinen Shuttle-Dienst vom Brocken nach Schierke gab und die Sportler den Abstieg zu Fuß überwinden mussten. Aber: „Nur der Mensch der sich überwindet befreit sich von der Macht, die ihn bindet!“