Sommerpause in der Thüringer Laufszene: Während der Ferien finden nur einige wenige Volksläufe im Freistaat statt. Viele Läufer sind im Urlaub oder gönnen sich nach den Frühjahrsläufen eine Wettkampfpause. Doch nicht alle legen in den Urlaubswochen nur die Beine hoch. Einige suchen auch am Urlaubsort nach läuferischen Herausforderungen. Auch unser Autor Frank Thomas hat während seines Urlaubs in Österreich die Laufschuhe geschnürt und dort einen anspruchsvollen Berglauf absolviert. Wie er diese alpine Laufherausforderung gemeistert hat und wie gut ihn seine Läufe im Thüringer Wald darauf vorbereitet haben, schildert er in seinem Erlebnisbericht.
Der 10. Widdersteinlauf in Österreich im idyllischen Bergort Baad bei Mittelberg fand am 25. Juli 2010 statt. Der Veranstalter, das TRI-Team Kleinwalsertal, bot einen 15-km-Rundkurs um den Widderstein an, bei dem fast 1000 Höhenmeter bewältigt werden mussten. Insgesamt starteten 151 Teilnehmer, davon 22 Frauen und 129 Männer aus 4 Ländern. Um 9 Uhr fiel der Startschuss.
Die meisten begannen den Lauf sehr schnell, was für mich wegen der bevorstehenden Höhenmeter sehr überraschend war. Zunächst ging es etwa 2 Kilometer bergab, Richtung Mittelberg. Dort folgte der erste Anstieg – eine Steigung, wie ich sie von Thüringer Wettkämpfen gewohnt war. Ab Kilometer 4 ging es dann richtig zur Sache: Die Läufer sah man in Serpentinen wie auf einer Perlenschnur gefädelt den Berg hinauflaufen oder -gehen.
Der Weg war sehr schmal, steinig und rutschig. Ich versuchte immer wieder zu laufen was mir mehr oder weniger gelang. Ein Bergbach fiel neben der Strecke ins Tal, was auf mich sehr imposant wirkte. Dann lief Wasser sogar an der Laufstrecke entlang. Ich versuchte auszuweichen, um keine nassen Füße zu bekommen. Mit viel Glück gelang mir das auch. Nachdem wir dann aber einen Bergbach durchqueren mussten, war meine Aktion „Füße trocken halten“ letztlich doch vergebens. Die Laufschuhe waren voll mit kaltem Bergwasser.
Immer noch ging es bergauf. Bei Kilometer 6 schaute ich auf die Uhr: Da stand „44 Minuten“. Mein Ziel, etwa 1:30 Stunden zu laufen war damit nicht zu schaffen, denn es ging immer weiter bergauf. Bei Kilometer 7 lag meine Zeit schon bei 1:04 Stunden.
Dann war der höchste Punkt auf 2015 Metern Höhe erreicht. Hier lagen die Temperaturen bei etwa 3 Grad über Null. In meinen kurzen Laufsachen fror ich deshalb etwas. Doch die Entscheidung, in Kurz zu laufen war nicht falsch: Man lief sich eben warm.
Nun ging es endlich bergab – aber nicht, wie ich mir das vorgestellt hatte. Die Wege waren voller Matsch. Es ging teilweise über Wiesen, die sehr nass waren. Man rutschte schnell aus. Die Laufschuhe und die Waden waren voller Matsch. Auf dem Weg und den Wiesen lagen Steine, was ein schnelles Laufen für mich unmöglich machte. Immer wieder mussten Bäche durchquert werden, wo die Laufschuhe wieder sauber wurden – verrückt! Dann ein langer, steiler, steiniger Abstieg – wieder war schnelles Laufen nicht möglich. Einige Läufer überholten mich, die ins Tal wortwörtlich hinunterflogen. Ich bewunderte sie für ihr hohes Tempo.
Steine, rutschige Felsen, Matsch und Bäche begleiteten die Läufer bis Kilometer 13. Nun endlich kam für die letzten 2 Kilometer ein richtiger guter Laufweg, auf dem man das Tempo erhöhen konnte. Nach 1:52:20 Stunden kam ich als 71. noch vor der ersten Frau überglücklich ins Ziel.
Mein Resümee zum Widdersteinlauf: Ein sehr anspruchvoller Berglauf, bei dem teilweise mehr Bergsteiger- denn Lauftalent gefragt ist. Dieser Lauf ist in keiner Weise mit unserer Thüringer Wettkämpfen zu vergleichen. Man benötigt mehr Kraft in den Oberschenkeln, um die langen Anstiege zu bewältigen. Ich kann jedem, der eine echte Herausforderung sucht diesen Lauf nur empfehlen.
Siegerliste
Männer
1. Urs Jenzer (Lauftreff Bircher/Schweiz) 1:17:18
2. Sepp Neuhause (Tri-Team Kleinwalsertal/Österreich) 1:20:39
3. Florian Endress (SC Gunzesried/Deutschland) 1:20:48
Frauen:
1. Simone Philipp (TV Jahn Kempten/Deutschland) 1:53:11
2. Gwendolin Iglodan (Vertical Feeling/Deutschland) 1:53:31
3. Kathrin Siebenrok (TSV Talheim/Deutschland) 1:53:38