Was für ein Start ins Jahr 2019, statt Böllern und Trinken stand für drei Thüringer ein Marathon fernab der Heimat auf dem Plan. Der Startschuss fiel pünktlich zum Jahreswechsel um genau null Uhr. Da es der weltweit erste Marathonwettkampf im Jahr war, konnte sich der Sieger mit der Jahresweltbestzeit schmücken. Ein Plan, den schon Marcel Krieghoff bei seinem Start 2014 verfolgte. In 2:44:56 Stunden kam er damals aber nur als Zweiter ins Ziel. Zu schwierig waren die Bedingungen zwischen Qualm, Böllern und Raketen. Schnellster der vier Thüringer unter den mehr als 1000 Startern war diesmal der Südthüringer Triathlet Kai Malzahn (KS Sportsworld), der eher zufällig einen Silvesterbesuch in Zürich zum Start nutzte und nach 3:14:07 Stunden als 15. das Ziel erreichte.
Marcel Ernst (Lauffeuer Fröttstädt) folgte in 3:19:36 Stunden mit persönlicher Bestzeit als 19. nur wenig dahinter und auch die anderen beiden Thüringer Marcel Bilek (ebenfalls Lauffeuer Fröttstädt) und Mario Schiffauer (Roadrunners Frauensee) schlugen sich als 51. in 3:43:33 Stunden bzw. 55. in 3:44:12 in der Neujahrsnacht beachtlich. Es siegt der Brite Nikki Johnstone in einer Zeit von 2:26:51 Stunden vor dem Schweizer Philipp Arnold (2:41:16) und dem besten Deutschen Tobias Hegmann (2:52:57). Die Jahresweltbestzeit bei den Frauen schnappte sich die Russin Nina Zarina (3:05:16 Stunden) vor der Deutschen Katrin Ochs (3:08:23) und der Schweizerin Jatharina Hediger-Weiss (3:10:52).
Hier der Bericht von Teilnehmer Marcel Ernst:
Punkt null Uhr war der Countdown abgelaufen, schnell umarmt und gesundes neues Jahr gewünscht und schon ging es los. Vor dem Eingang standen Fontänen und Schwedenfeuer, welche uns erstmal die Luft zum Atmen nahmen und nach einem kleinen Schlenker ging es Richtung Fluss. Der Kurs ist relativ leicht erklärt: es geht über 4 Runden à 10,55km mit Start und Ziel in einer Halle. Nach gut 500 Metern erreicht man das Ufer des Limmat, dem Ausfluss des Zürichsees. Es geht einmal im Uhrzeigersinn Richtung Zentrum Zürich, unter diversen Brücken hindurch, an vielen weiteren vorbei und nach gut 4 Kilometer über den Fluss zur Verpflegung und Kontrolle. Am anderem Ufer entlang bis Kilometer 8, wieder über den Fluss und nach ein paar Windungen bis Kilometer 10 und zurück in die Halle.
Ich kam ordentlich in Tritt, fand einen guten Rhythmus und überholte trotz meiner vorderen Position noch viele andere Läufer. Marcel Bilek hatte ich sofort verloren und somit kämpfte ich mich alleine durch die Nacht. Ein tolles Bild, das Feuerwerk über Zürich und die 1000 Stirnlampen am Ufer des Flusses. Die ersten Kilometer verliefen nach Plan und auch die Verpflegung aus warmen ISO-Getränk bekam mir gut. Ich konnte dann in einer kleinen Gruppe mitlaufen. Der Untergrund gestaltete sich mit vielen spitzen Steinen und Pfützen schwierig und verlangte ständige Konzentration – während der Nacht, ohne Lampe nicht belaufbar. Nach gut einer Dreiviertelstunde war die erste Runde geschafft und nach dem stimmungsvollen Durchlaufen der Halle ging es auf die Zweite.
Ich lief die Kilometer nun zwar 10 bis 20 Sekunden langsamer als in Runde eins konnte aber meine Platzierung halten. Runde 3 war dann schon etwas zäher und ich kämpfte mit einem 12-er Schnitt bzw. 5 Minuten pro Kilometer. Mittlerweile gab es ständig Überrundungen und somit war die Einsamkeit der Nacht etwas weniger schlimm. 500 Meter vor dem Ende meiner dritten Runde erwischte es mich dann auch selbst: der Sieger und flog an mir vorbei ins Ziel. Ich rechnete kurz und merkte, dass trotz der schweren Bedingungen mit Dunkelheit, Müdigkeit und mittlerweile auch schweren Beinen meine Bestzeit fallen könnte. Ich musste grob einen Schnitt von 5 Minuten halten, um sicher unter 3:21 durchs Ziel zu laufen. Ich feuerte mich immer wieder selbst an, legte mir Läufer zurecht um sie einzuholen und zu überholen. Der Schnitt fiel wieder auf 4:50 Minuten. Letzter Kilometer: noch gut 6 Minuten hatte ich Zeit. Glücksgefühle überkamen mich beim letzten Einlaufen in die Halle und unter großem Jubel erreichte ich mein Ziel in neuer persönlicher Bestzeit.
Nach einer erholsamen Dusche und der Siegerehrung ging es kurz nach 5 Uhr morgens auf die 600 Kilometer zurück nach Thüringen. Ein toller Ausflug in die Schweiz mit einer super organisierten Veranstaltung. So ein Start in ein neues Jahr hat man halt auch nicht alle Tage und wer weiß, vielleicht kommen wir zum Jahreswechsel 2019/20 zurück und bringen noch weitere Lauffreunde mit zu dieser schönen Veranstaltung.