Marcel Krieghoff hat zum dritten Mal in Folge den Thüringer Landesmeistertitel im Halbmarathon geholt. Bei dem am Sonntag, dem 8. April im Rahmen des 40. Apoldaer Moorentallaufes ausgetragenem Meisterschaftsrennen siegte er in einer Zeit von 71:42 Minuten mit 9 Sekunden Vorsprung vor Theodor Popp. Bei den Frauen holte sich Marie Brückner in 1:31:20 Stunden mit 27 Sekunden Vorsprung den Titel vor Alice Stieber. Bestzeiten wie beim Berlin-Halbmarathon waren freilich auf dem mit 155 Höhenmeter gespickten Kurs nicht möglich. Vielleicht auch mit ein Grund dafür, dass viele Thüringer Spitzenläufer lieber in der Hauptstadt oder bei den ebenfalls am Sonntag veranstalteten Deutschen Meisterschaften in Hannover an den Start gingen.
Man muss sich allerdings schon etwas über die Terminplanung des TLV wundern und das ist nicht einzige Merkwürdigkeit der diesjährigen Landesmeisterschaft. Die sportlichen Leistungen der Teilnehmer soll das aber keinesfalls schmälern. Theodor Popp, der für den TSV 1860 Gera-Zwötzen, startet, lieferte Marcel Krieghoff vom SC Impuls Erfurt einen beherzten Kampf und blieb während der drei Runden immer auf Sichtkontakt. Auch wenn der Bad Langensalzaer anschließend von einem „kontrollierten Rennen“ sprach, konnte er es lediglich auf den letzten Metern etwas austrudeln lassen.
Theodor Popp, der erst vor einer Woche stolzer Vater eines kleinen Mädchens geworden ist, ließ den Start in Hannover aus, um sich nicht soweit von seiner jungen Familie zu entfernen. Das bezahlte Startgeld von 45 Euro schoss er in den Wind und investierte nochmal 13 Euro für Apolda. Die 20 Euro Nachmeldegebühr, die der TLV für eine Meisterschaftsnachmeldung verlangt, waren dem Lehramtsstudierenden dann aber doch zu viel. So kam der Drittplatzierte Adrian Panse vom USV Erfurt in 1:17:58 Stunden zu Meisterschaftsehren in der AK Männer vor Florian Lecht vom SV Schott Jena (1:18:13 Stunden).
Spannend ging es auch bei den Frauen an der Spitze zu. Alice Stieber vom SV Victoria Mechterstädt setzte sich vom Start weg an die Spitze und führte schon relativ souverän. Doch die mit einer leichten Erkältung etwas defensiv ins Rennen gegangene Marie Brückner vom USV Erfurt holte Runde für Runde auf und schnappte sich kurz vor dem Ziel im Hans-Geupel-Stadion noch ihre Konkurrentin, die nicht mehr gegenhalten konnte. Bei Sonne und fast sommerlichen Temperaturen zollten einige Starter ihrem hohen Anfangstempo Tribut.
Toni Keller vom Rennsteiglaufverein musste noch kurz vor dem Ziel David Münch (SC Impuls) passieren lassen, der in 1:29:13 mit 3 Sekunden Vorsprung in der AK M30 Platz 2 hinter Sieger Krieghoff Platz belegte. Bei den Frauen konnte Janett Pertsch vom SV Blau-Weiß Bürgel auf der Schlussrunde noch Anja Baron vom gastgebenden AC Apolda abfangen und auf den undankbaren vierten Platz verweisen. Pertsch gewann mit 41 Sekunden Vorsprung auf Baron in 1:43:41 Stunden auch die Landesmeisterschaft in der W45.
In der Teamwertung siegte der SC Impuls Erfurt in der Besetzung Krieghoff, Münch und Ingo Thurm, der in starken 1:20:43 Stunden Landesmeister in der M45 wurde, souverän vor dem SV Blau-Weiß Bürgel und dem USV Erfurt. Bemerkenswert der „Bürgeler-Mannschafts-Express“ von Micha Bähr (Landesmeister M40 in 1:21:41), Jürgen Löschner (Vize M45 in 1:21:42) und Frank Kunze (LM M35 in 1:21:50). Bei den Frauen gewann der AC Apolda vor Triathlon Gera. Dem USV Erfurt fehlte leider die dritte Frau am Start. Das kann sich nächstes Jahr ändern, denn die mehrfache Landesmeisterin Kristin Hempel befindet sich nach ihrer Babypause wieder im Aufbautraining. Wie man hört, könnte es zum Rennsteigmarathon ein Comeback der zweifachen Mutter und Rennsteiglaufsiegerin geben.
Jetzt noch etwas Manöverkritik: Den schicken Kugelschreiber als Jubiläumsgeschenk in Ehren, aber die Läufer hätte etwas Kleingeld für die Duschen in der neuen Sporthalle, zumindest aber ein Hinweis, dass man die alten im Stadion umsonst benutzen kann, sicher mehr gefreut. Dafür bleibt die in der Startgebühr inkludierte Apoldaer Bratwurst unschlagbar. Die Veranstalter um den rührigen Jürgen Rockstroh, der zum letzten Mal in dieser Funktion amtierte, waren wohl sehr bemüht, einen exakt vermessenen Kurs zu präsentieren, aber sowohl die zweimal zu durchlaufende Schleife vor der neuen Sporthalle als auch die 180-Grad-Wende kurz vor dem Ziel („einmal um den Basketballkorb“) waren schlichtweg unnötig und bremsten die Läufer aus – von der Verletzungsgefahr ganz zu schweigen. Wenn man stattdessen noch ein Abschlussrunde durchs Stadion eingebaut hätte, wäre es wahrscheinlich auch aufgegangen und die Läufer hätten Zeit gespart. Da es bereits im letzten Jahr eine solche merkwürdige Wende vor dem Ziel gab, kann man sich das nur mit den Anforderungen der Zeitmessfirma erklären.
Bei einer Landesmeisterschaft geht das aber so nicht. Umso verwunderlicher, dass TLV-Präsidiumsmitglied Ralf Hafermann schon bei der Siegerehrung verkündete, die Meisterschaft werde auch in den nächsten Jahren in Apolda ausgetragen. Vielleicht sollte der Verband zunächst einmal die Auswertung der zuständigen Laufkommission und mögliche Bewerbungen anderer Veranstalter abwarten. Immerhin achtete er streng darauf, dass die Wettkampfordnung eingehalten wurde. „Wer die Startnummer nicht auf der Brust trägt, wird disqualifiziert!“. „Läufer, die bereits im Ziel sind und dann noch einen Mannschaftskameraden beim Zieleinlauf begleiten, werden beim nächsten Mal disqualifiziert“, drohte der TLV-Präsidiale vorsorglich schon mal. Kaum zu glauben: mein Sohn wäre seinen Meistertitel um ein Haar losgeworden, weil er mir beim Auslaufen entgegenkam und vom Rennverlauf berichten wollte…
Fotos: Antje Lorenz, Jens Panse, Anke Siebert-Held