Der Mathematikabsolvent der Jenaer Universität, Hans-Joachim Römhild ist völlig unerwartet am 2. Oktober 2016 verstorben. Er wurde international bekannt, als einer der vier Mitgründer des GutsMuths-Rennsteiglaufs. Zum Laufen hatte ihn sein Kommilitone Wolf-Dieter Wolfram gebracht. Sie waren an der Jenaer Universität in derselben Seminargruppe bei den Diplommathematikern. „Sport war damals (1972) ein Pflichtfach, auch für Mathematiker. Bei einer dieser Sportstunden hatte ich Hansi angesprochen und zum Orientierungslauf gebracht. Obwohl er vielleicht durch Hans-Georg Kremer und mich zu längeren Laufstrecken animiert wurde und dabei nicht schlecht aussah…“ erinnert sich Wolf Dieter Wolfram.
In dieser Trainingsgruppe entstand die Idee zum Rennsteiglauf und Hans-Joachim Römhild war schon im Mai 1972 beim zweiten Testlauf vom Bahnhof Eisenach bis zum Rondell (Oberhof) dabei. Er gehörte in der Trainingsgruppe zu den leistungsstärksten Läufern, weswegen er gerne in die Staffelbesetzung beim Orientierungslauf eingesetzt wurde. Im gleichen Monat wie der Rennsteigtestlauf, bei den 1. DDR-Studentenmeisterschaften im Orientierungslauf in Bad Berka, wurde er mit Wolf- Dieter Wolfram und Günter Krusch DDR-Vizemeister. Weitere Erfolge folgten in den nächsten Monaten. Es verwundert daher nicht, dass Hans-Joachim Römhild auch im Mai 1973 zu den vier Läufern gehörte, die auf den Rennsteig so weit liefen, wie ihre Füße trugen.
Hans-Georg Kremer (Assistent an der Sektion Sportwissenschaft), Hans- Joachim Römhild (Mathematikstudent), Jens Wötzel (Sportstudent) und Wolf- Dieter Wolfram (war zum Sportstudium gewechselt) starteten zu einem „50 Meilen Lauf“ auf dem Rennsteig, aus dem sich der GutsMuths- Rennsteiglauf entwickelte. Der Start erfolgte an der Hohen Sonne bei Eisenach, und das Ziel war nicht genau festgelegt, die Idee eines 100km-Laufs schwebte den Akteuren vor. Nach 9 Stunden 42 Minuten wurde der Lauf abgebrochen, in der Annahme, dass die 100km erreicht worden wären. Dieser Lauf wurde nachträglich zum 1. GutsMuths-Rennsteiglauf erhoben. Durch einen Glücksumstand blieben Tagebuchaufzeichnungen von Hans-Joachim Römhild erhalten, die ergaben, dass die gelaufene Strecke bei Allzunah endete und ca. 70 Kilometer betrug.
So kann man lesen: „Sonnabend war endlich unser 100-Kilometer-Lauf. Früh Pumpsessen (Haferflockenbrei H.K.) bei Hansi, dann Fahrt nach Eisenach. Schönes Wetter. Loslaufen an der Hohen Sonne. Bis zum Inselberg lief es herrlich. Keinerlei Beschwerden. Ab Inselberg wurde es zur Qual bis kurz vor Oberhof. Es meldete sich mein verknackster Fuß. Ich konnte kaum auftreten. Dann konnte man sich nicht richtig auslaufen. Ich konnte mein Genick überhaupt nicht mehr bewegen. Zudem hatte ich mir noch einen Wolf gelaufen. Ab Oberhof zur Schmücke ging es wieder besser. Zudem war es eine kürzere Etappe. Wolli und ich ärgerten langsam Hansi, indem wir anfingen zu bolzen, um unseren Schwierigkeiten Herr zu werden, was auch gelang…Zum Bahnhof Rennsteig machten dann, Wolli und ich, völlig unser eignes Ding. Als dann die Straße eine Art Kopfsteinpflaster wurde, gingen wir, da unsere Fußsohlen es nicht aushielten. Vom Bahnhof Rennsteig liefen wir noch nach Alzunah, wo wir dann Schluss machten…90 Kilometer gelaufen.“
Die sportliche Erfolgsliste aus der Studienzeit von Hans-Joachims Römhilds ist beachtlich. So wurde er mit der Mannschaft der HSG (heute USV Jena) Mannschaftsmeister bei den DDR-Studentenmeisterschaften im OL mit Erika Renner, Gabi Pannek, Karin Paukner, Karl-Eberhard Gerlach, Wolf-Dieter Wolfram, Peter Baumann, Hartwig Zörner, Jens Wötzel und Rainhard Knoch. Im Mai 1974 gehörte er zu den zwölf Ausdauerläufern aus Jena, Leipzig und Karl-Marx-Stadt die zum 2. GutsMuths-Gedenklauf starteten und mit Rainer Knoch, Hans-Georg Kremer und Jens Wötzel das Ziel in Neuhaus erreichte.
Bei einem Wettbewerb um den sportlichsten Studenten an der Friedrich-Schiller-Universität im Jahre 1974 wurde Hans-Joachim Römhild mit 597 Meilen (ca. 1180 Kilometer) der aktivste Meilenläufer der Uni und bekam den Titel „Sportlichster Student“. Bei der Organisation des ersten „großen“ Rennsteiglaufs mit fast 1000 Teilnehmern im Mai 1975 gehörte er zum engeren Organisationsteam und war für Quartiere zuständig. Dies ist der einzige Rennsteiglauf, an dem er nicht als Aktiver startete, da er privat im Ausland unterwegs war.
Bei den 43 Rennsteigläufen, wo er immer auf der langen Strecke lief, war seine beste Platzierung 1979 in der Gesamtwertung Platz 104 (6:57:25 h für 75km) und Platz 33 in der Altersklasse I. Beim Jenaer Kernberglauf startete er 20 Mal erfolgreich, auch hier immer auf der langen Strecke, erst 50km später 27km. 1997 hatte er seine beste Altersklassenplatzierung mit Platz sechs. In den Rang- und Ergebnislisten im OL konnte man seinen Namen bis vor einigen Jahren regelmäßig finden. 1991 gehörte er zu den ersten, die zum Ehrenmitglied des GutsMuths-Rennsteiglaufvereins ernannt wurden.
Schon als Mathematikstudent interessierte er sich für die Datenverarbeitung und war dem Autor der Serie mit einigen statistischen Berechnungen bei der Abfassung seiner Dissertationsschrift sehr behilflich. Beruflich war Hans-Joachim Römhild als Leiter für Datenverarbeitung an der Staatsoper Berlin tätig. Er hinterlässt seine Ehefrau, die aktive Orientierungsläuferin ist, einen Sohn, der auch schon erfolgreich am Rennsteiglauf teilgenommen hat und eine Tochter.