Vom 25. bis 26. Juni fanden im Nordrhein-Westfälischen Ahlen die Deutschen Meisterschaften der Altersklassen 30 bis 45 statt. Mit drei Mal Edelmetall landeten die Thüringer Läufer dabei einen großartigen Erfolg. Remo Reichel (1. SV Gera; AK30) konnte über 800 Meter und 1500 Meter beide Titel aus dem Vorjahr verteidigen. Bei seiner ersten Deutschen Meisterschaft schaffte Sebastian Harz (SV Hermsdorf; AK30) zudem gleich den Sprung auf das Treppchen und sicherte sich die Silbermedaille auf der 5000-Meter-Strecke.
Nachdem die Saison für Remo Reichel bislang nicht nach Wunsch verlaufen ist, ging er nur mit verhaltenem Optimismus am ersten Tag an den Start. Über 800 Meter war ein verhätnismäßig großes Feld von 13 Läufern am Start. Darunter befanden sich auch einige Läufer mit schnellen Meldezeiten, sodass es ein spannendes Rennen zu werden versprach.
Gleich von Beginn an setzte sich der Geraer Titelverteidiger an die Spitze des Feldes um so zu verhindern, dass das Tempo zu schnell wurde. Durch diese Renngestaltung wollte er sich die Chance auf das Ausspielen seiner größten Stärke, der Schlußspurt, bewahren. Nachdem die ersten 200 Meter noch in recht flotten 28 Sekunden angelaufen wurden, so standen nach 400 Metern bereits 61 Sekunden auf der Uhr.Zu diesem Zeitpunkt konnte Remo Reichel das Tempo noch recht locker bestimmen, bereitete sich aber bereits auf ein schneller werdendes Tempo auf der Gegengeraden vor. Einen Angriff seiner Gegner konterte er mit einer leichten Tempoverschärfung, bevor es dann ab der 600-Meter-Marke zur Sache ging.
Mit einem unwiederstehlichen Schlußspurt zog er dem Feld auf den letzten 200 Metern davon und brachte auf diesem letzten Abschnitt noch fast zwei Sekunden zwischen sich und seine Gegner. Trotz schwerer letzter 50 Meter, blieb er noch unter der Zwei-Minuten-Marke und holte sich in 1:59,40 Minuten die Goldmedaille.
Am zweiten Tag standen dann die 1500 Meter auf dem Programm. Ein Blick auf die Meldelisten ließ nicht unbedingt mit einer Titelverteidigung rechnen, waren doch Läufer mit 4:01 Minuten gemeldet, wärend Remo in dieser Saison bislang nur eine Zeit von 4:10 Minuten gelaufen war.
Mit der Zuversicht des 800-Meter-Titels im Kopf und der Gewissheit auf seinen Schluspurt vertrauen zu können, stand die Taktik für das Rennen allerdings schon fest. Abwarten was die Gegner machen und hintenraus alles geben.
Bis etwa zur 1000-Meter-Marke verlief das Rennen in einem sehr gleichmäßigem Tempo, was die gelaufenen Zwischenzeiten auch verdeutlichen. Die erste Runde wurde in etwa 67 Sekunden zurückgelegt. Nach 800 Metern war das Feld bei 2:15 Minuten und die 1000 Meter wurden in 2:50 Minuten zurückgelegt.
Doch ab hier sollte es deutlich schneller werden. Zwar wurde Remo nun von dem sich auffächernden Feld eingekesselt, wußte jedoch, dass er sich leicht aus dieser Position befreien kann, sobald das Tempo richtig anziehen würde.
Allerdings war dies erst bei ca. 270 Meter vor dem Ziel der Fall. Auf seine Stärke vertrauend hieß es ab jetzt nur noch Augen zu und durch. Auf den letzten 100 Metern mußte dann auch der letzte Gegner abreißen lassen und Remo lief in sehr guten 4:05,24 Minuten zu seiner zweiten Titelverteidigung.
Ebenfalls am zweiten Tag standen die 5000 Meter auf dem Programm. Mit Sebastian Harz (SV Hermsdorf) war der Thüringer Vizemeister auf dieser Strecke am Start. Mit einer persönlichen Bestzeit von 15:45 Minuten hatte er sich im Vorfeld für seine erste Teilnahme an Deutschen Seniorenmeisterschaften qualifiziert.
Mit dieser Zeit stand er allerdings nur auf Rang vier der Meldeliste. Unter anderem war auch der Seriensieger der letzten Jahre Karsten Kruck (LC Duisburg) am Start, der auch mit 14:50 Minuten die schnellste Meldezeit aufzuweisen hatte.
Mit diesem Wissen, legte sich Sebastian dann auch die Taktik für das Rennen zurecht. Da der Sieger schon so gut wie feststand, wollte er sich im Feld einreihen und sich auf den Kampf um die Silbermedaille konzentrieren. Und so kam es wie es kommen mußte, nach dem Startschuß wurde der erste Kilometer verbummelt.Gleich von Beginn an setzte sich eine Führungsgruppe um den späteren Sieger ab und lief den ersten Kilometer in 3:00 Minuten. Sebastian hielt sich hinter dem Läufer mit der zweitschnellsten Meldezeit und durchlief den ersten Kilometer in 3:11 Minuten.
Schon hier lies sich also feststellen, dass Vorleistungen nicht immer auch das wahre Leistungsvermögen wiederspiegeln, da ein deutlich schneller gemeldeter Gegner schon bald abreißen lassen mußte. Zusammen mit dem späteren Drittplazierten sorgte Sebastian ab hier für ein schnelleres Tempo. Die folgenden drei Kilometer wurden dabei in jeweils 3:07 Minuten zurückgelegt.
Durch das höhere Tempo konnte der Abstand zum Führenden konstant gehalten werden, wobei anzumerken ist, dass der Sieger wohl nur das Nötigste zur Titelverteidigung getan hat. Der direkte Gegner um Platz zwei ließ sich allerdings nicht abschütteln, sodass alles auf einen Schlußspurt auf der letzten Runde hinauslief.
Auf den letzten 200 Meter zog Sebastian dann, von der Spitze der Verfolgergruppe, seinen Schlußspurt an und konnte sich leicht absetzen. Allerdings war erst in der Mitte der Zielgeraden klar, dass es zur Silbermedaille reichen würden. In 15:31,08 Minuten konnte Sebastian als Zweiter die Ziellinie überqueren und damit seine Bestzeit um fast 15 Sekunden verbessern.
Insgesamt ist zu den Seniorenmeisterschaften noch zu sagen, dass gerade die jüngeren Altersklassen 30 und 35 mit starken Leistungen und im Vergleich zum letzten Jahr, deutlich gestiegenen Teilnehmerzahlen, zur Aufwertung der Meisterschaften beitragen und den Unterbau dieser Veranstaltung darstellen. Gerade deshalb hoffen wir, dass im nächsten Jahr diese beiden Altersklassen trotz aller Diskussionen erhalten bleiben.