Am Sonntag fand beim Hainichlauf ein Ereignis statt, welches sich wohl so schnell nicht wiederholen wird. Waldemar Pidde, Thüringer Läufer-Urgestein und wohl fast jedem Laufsportler hierzulande bekannt, absolvierte seinen 1000. dokumentierten Wettkampf. Ein Grund für Laufszene Thüringen, den 1934 geborenen Waltershäuser einmal genauer vorzustellen.
Als erstes stellt sich natürlich die Frage, wieso unser Sportfreund überhaupt weiß, dass er nun genau 1000 Wettkämpfe zu Buche stehen hat. Nun, die Antwort ist leicht: „ zu Buche stehen“ ist hier wörtlich gemeint: Waldemar schreibt immer alles genau auf und kann in seinem gut gefüllten Laufbüchlein nach kurzer Suche jedes Ergebnis zu jedem Lauf liefern. Dazu hat der Statistikfreund noch viel mehr interessante Zahlen ausgerechnet, z.B. an welchen Orten er wieviel Wettkampf-Kilometer zurückgelegt hat. So kommt er in Erfurt beispielsweise bei 124 Läufen auf 1302,472 km. „Die 472 Meter kommen von den Stundenläufen“, berichtet er stolz. Zu der Gesamtzahl zählen natürlich auch alle 37 Erfurter Silvesterläufe! Ebenso hat er unter anderem alle Wartburgläufe, alle Ohratalsperrenläufe in Luisenthal und natürlich alle Hainichläufe bestritten. „Der letzte Hainichlauf ist natürlich noch nicht eingetragen, ich bin ja noch nicht wieder zu Hause!“, meint Waldemar.Natürlich hat Waldemar auch von einigen kuriosen Erlebnissen seit seiner 1974 begonnenen Laufkarriere zu berichten. Zum Beispiel hat er 1998 seinen Urlaub aufgegeben, um am 18. Mai am Freiheitslauf zum 150. Jahrestag der ersten Deutschen Nationalversammlung teilzunehmen, da dieser Lauf nur alle 50 Jahre stattfindet.
Auch von seinen Erlebnissen beim Rennsteig-Supermarathon, der damals noch 75 km lang war, berichtet er gern. Beispielsweise, wie er nach viel entbehrungsreichen Training 1980 die 7:30 Stunden-Marke knacken wollte und sich nach 7:02 trotzdem ärgerte, dass er nicht unter 7 Stunden bleiben konnte. Oder wie er auf den Ratschlag hörte, das Bier der Verpflegungsstelle zu trinken, was dazu führte, dass kurz danach „die Straße plötzlich weg war“.
Seinen unbändigen Willen zu laufen hat er ja nicht nur in den letzten Jahren bewiesen, in denen er sich immer näher an den 1000. Lauf herangetastet hat (z.B. mit insgesamt 20 Wettkämpfen im Jahr 2010), sondern auch in früheren Jahren war er für einige verrückte Aktionen gut. So konnte er eines Tages aufgrund einer entzündeten Blase am Fuß keine Laufschuhe anziehen. Aber keine Schuhe anziehen zu können heißt bei Waldemar natürlich noch nicht, dass er nicht laufen kann: So startete er beim Stundenlauf in Erfurt ohne Schuhe, nur in Socken. Die Tartanbahn sorgte aber schon nach einer Runde dafür, dass die Socken schnell verloren gingen, und so lief er 15144 Meter in einer Stunde barfuß…
Besonders bewegt war Waldemar nicht nur heute, wo er vom Veranstalter natürlich eigens geehrt wurde und standesgemäß mit der Startnummer 1000 ins Rennen ging. Auch als sein Freund und Namensvetter „Waldi“ Cierpinski ihn neben vielen internationalen Größen des Sports zum Jubiläum seiner Firma nach Halle eingeladen hat, und dort der Journalist beim Interview nicht mitgeschrieben hat, sondern eine tolle Karikatur von Ihm angefertigt hat, die er natürlich in Ehren hält, war er sehr gerührt.
Abschließend soll allen, die unseren Sportfreund vielleicht noch nicht kennen oder genauer kennenlernen möchten, gesagt sein, dass Waldemar die Laufschuhe nicht an den Nagel hängt. Schon nächstes Wochenende startet er erneut in Niedertreba. Wahrscheinlich kann er dort dann seine Bilanz von 463 Altersklassen-Siegen noch weiter verbessern. Und gerne spricht der umgängliche Waltershäuser auch über seine Erlebnisse, davon konnte ich mich selbst überzeugen. Und in seinem Büchlein sind ja auch noch ein paar Seiten frei…