Das Jubiläum „20 Jahre Kirschlauf in Kleinfahner“ feierten am 24. August die Organisatoren vom USV Erfurt zusammen mit zahlreichen Helfern und Unterstützern im Bürgerhaus „Rautenkranz“ in Kleinfahner. Eigentlich gibt es den Kultlauf schon seit dem Jahr 2001. Die ersten beiden Veranstaltungen fanden auf dem Sportplatz in Großfahner statt. Unter dem Motto: „Wer läuft, erlebt was!“ liefen im ersten Jahr 147 Teilnehmer über die Fahner Höhe. Dem Betreiber der Fahner Mühle war es zu verdanken, dass der Kirschlauf 2003 nach Kleinfahner kam. Am 15. Juni 2003 wurde erstmals an der Fahner Mühle gestartet.
Die Strecke verlief zunächst durch den Ort Kleinfahner. Vor der Kirche ging es dann steil bergauf. Oben angekommen, musste dann noch das Imtal durchquert werden. Ein anspruchsvolles Profil. Als Streckenposten fungierten die Kameraden der Feuerwehr Kleinfahner. Sie kümmerten sich um die Parkplätze und die Absperrungen im Ort. Es gab einen neuen Teilnehmerrekord von 320 Startern und erstmals eine professionelle Zeitmessung mit der Arnstädter Firma SPORTident.
Gemeinsam mit den Bürgermeistern der Region und dem Chef der Verwaltungsgemeinschaft „Fahner Höhe“ übergab die Kirschkönigin die Pokale an die Sieger. Dazu gab es Kirschen, Kirschsaft und Kirschwein von Fahner Obst und Fahner Frucht sowie Läuferbier von der Köstritzer Schwarzbierbrauerei.
Überregionale Ausstrahlung
In den nächsten Jahren wuchs die Teilnehmerzahl kontinuierlich. Der Kirschlauf wurde Wertungslauf im Klassiker Cup und im Köstritzer Thüringen Cup. Zum Kirschlauf kam eine Festwoche mit Kirschkernweitspucken, Kirschball und Wahl der neuen Kirschkönigin. 2005 siegte erstmals der aus Döllstädt stammende Lokalmatador Marcel Knape, der es in den folgenden 15 Jahren auf insgesamt 10 Siege brachte. Der MDR filmte 2006 die riesige Läuferschlange nach dem Start aus einem Hubschrauber. Knape gewann erstmals den vom Vorsitzenden der Verwaltungsgemeinschaft gestifteten Pokal. Im Jahr 2007 wurde mit mehr als 600 Teilnehmern der absolute Rekord verzeichnet.
Wer läuft, erlebt was!
Bei dem einmaligen Landschaftslauf über den Kammweg ging es aber nie nur um sportliche Höchstleistungen. Das Gros der Teilnehmer kam immer wieder, um die wunderbare Natur der Fahner Höhe zu genießen. Mit dem Laufladen Erfurt wurde im Rahmen des Hauptlaufes über 14 Kilometer ein Erlebnislauf ohne Zeitnahme organisiert. Bis zu 80 Erlebnisläufer und Nordic Walker gingen so zeitweilig auf die Strecke. Beim Verpflegungspunkt an der „Schönen Aussicht“ bei Kilometer 9 gab es neben musikalischer Unterhaltung alles, was das Läuferherz begehrt, bis hin zu Kirschwein. Auf den letzten Metern durch die Plantagen wurden die Läufer von Trommlern und Cheerleadergirls angefeuert.
Pannen und Rückschläge verkraftet
Natürlich gab es auch Pannen und Rückschläge. 2008 verlor der Kirschlauf die Fahner Mühle als gastronomischen Partner. Im Jahr darauf konnte nur noch der Parkplatz des Mühlengeländes genutzt werden. In dem Jahr verlief sich zudem ein Teil der Spitzenläufer, weil ein Streckenposten fehlte und die Verfolgergruppe über den ehemaligen „Disco-Weg“ abkürzte. Die Veranstalter vom USV Erfurt und der Feuerwehr Kleinfahner zogen daraus Konsequenzen. Ab 2010 verstärkten die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Bienstädt das Team und sicherten die Streckenführung auf den Kammwegen.
Kirschlaufromantik am Waldrand
Der Waldsportplatz wurde zum Jubiläumslauf neues Start- und Zielgelände. Ein Zelt musste gestellt werden, Strom und Wasser gelegt werden, aber die vielen Helfer stemmten die Herausforderung und konnten zum Jubiläumslauf auf neuer Strecke wieder rund 450 Startern begrüßen. Durch einen 600-Meter langen Schlussanstieg war die Strecke noch etwas anspruchsvoller geworden. 2011 gab es eine Wachablösung bei den Männern. Marcel Knape unterlag dem Erfurter Sven Praetorius. Dafür gewann Kristin Hempel erstmals den Lauf bei den Frauen. Im Jahr darauf hatten die Sanitäter alle Hände voll zu tun. Eine schwülwarme Wetterlage sorgte dafür, dass mehrere Läufer kollabierten und sogar noch ein zweiter Rettungswagen gerufen werden musste. Eine Ärztin aus dem Läuferfeld hatte zudem im Wald beherzt erste Hilfe geleistet und damit schlimmeres verhindert. Seitdem steht beim Kirschlauf ein Quad für die Bergung verunfallter Läufer aus unwegsamem Gelände bereit.
Neustart im Feriendorf
2013 gab es einen erneuten Umzug. Der Aufwand am Waldsportplatz war auf Dauer zu groß, so dass die Organisatoren gern das Angebot von Oliver Bosse annahmen, mit dem Start und Ziel in das Feriendorf Kleinfahner umzuziehen. Die um einige Höhenmeter entschärfte neue Strecke, fand Anklang bei fast 500 Läuferinnen und Läufern. Erstmals spendeten Teilnehmer und Zuschauer sowie die Gäste der Kirschparty am Vorabend für das Kinderhospitz in Tambach Dietharz. Im Jahr darauf gewann Marcel unter dem neuem Familiennamen Krieghoff zum 8. Mal und bekam von Bürgermeister Ulf Henniger das Versprechen: „Beim zehnten Sieg bekommst du von mir die Vitrine dazu“. 2015 zum kleinen Jubiläum konnte er mit dem neunten Sieg nachlegen, musste dann aber doch noch fünf Jahre auf das Möbelstück warten.
Zur Abwechslung mal andersrum
2016 gewann nämlich Kirschlaufneuling Samsom Tesfazghi Hayalu das Duell mit dem Seriensieger. Die Erfurter Studentin Marie Brückner trat erfolgreich in die Fußstapfen von Vereinskameradin Kristin Hempel, die Mutter von Zwillingen geworden war, und gewann bei ihrer Kirschlaufpremiere auf Anhieb. Ausgehend von dem Motto „Wer läuft, erlebt was!“ hatte Streckenchef Ingo Weidenkaff die Idee, den Hauptlauf bei der 17. Auflage mal andersherum zu führen. Gelaufen wurde im Uhrzeigersinn, um den Läufern noch schönere Aussichten auf das Thüringer Becken und den Thüringer Wald zu bieten. Samsom ließ sich nicht beirren und fand seinen Weg zum 2. Sieg. Der Eritreer, der für Sömmerda startet, schaffte 2018 bei der Rückkehr des Kirschlaufes an die Fahner Mühle sogar den Hattrick und stellte den bis heute bestehenden Streckenrekord von 47:12 Minuten auf.
Rückkehr an die Fahner Mühle
Die mehr als 400 Teilnehmer waren von der neuen Strecke begeistert, die zum Abschluss durch die dicht behangenen Kirschplantagen mit wunderbarer Aussicht auf die Fahner Mühle führte. Mit Unterstützung der Generali-Versicherung am Dom konnte auch der spezielle Kirschpokal mit dem Kirschlaufmaskottchen und der Mühle wieder an die Altersklassen-Sieger ausgereicht werden und die Siegerehrung mit der neuen Kirschkönigin fand natürlich wieder vor der historischen Bockwindmühle statt. Im Jahr darauf verpasste Samsom die Abholung durch seine Mannschaftskameraden und damit den vierten Sieg. Den schnappte sich nach mehreren 2. und 3. Plätzen erstmals der aus Dachwig stammende Sohn des Organisationschefs Adrian Panse. Die Bockwindmühle wurde saniert und sollte pünktlich zum Jubiläumslauf 2020 wieder in altem Glanz erstrahlen. Doch es kam anders.
Zwei Jahre Warten auf das Jubiläum
Die Mühle wurde zwar fertig, aber Corona machte den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung, Der Jubiläumslauf musste zweimal verschoben werden. 2020 versammelten sich dennoch einige Kirschläufer zu ihrem „individuellen Kirschlauf“. Im nächsten Jahr wollten die Organisatoren ihren Jubiläumskirschlauf unbedingt durchführen, um damit ein Hoffnungszeichen für die Läufer in Thüringen zu setzen. 500 Jubiläumsmedaillen waren bestellt und ein Schutz- und Hygienekonzept eingereicht. Dennoch gab es keine Genehmigung. Die Organisatoren und Kirschläufer trafen sich aber wieder traditionell an der Mühle für einen gemeinsamen Kirschlauf.
Rekordsieger an der Fahner Höhe
Die Medaillen waren zum Glück in Voraussicht ohne Datum bestellt worden, so dass sie 2022 noch an die Teilnehmer übergeben werden konnten. Marcel Krieghoff holte sich endlich seinen 10. Sieg und die Vitrine. 2023 gewann „Mister Rennsteiglauf“ Marcel Bräutigam bei seiner Kirschlaufpremiere in 47:53 Minuten souverän vor Adrian Panse. Der hatte den Angriff des wiedererstarkten Samsom Tesfazghi Hayalu erfolgreich abgewehrt. Kirschprinzessin Marie Brückner siegte bereits zum fünften Mal und wurde anschließend zur Thüringer Kirschkönigin gekürt. Der Vorsitzende der Verwaltungsgemeinschaft Lucas Gürtler setzte seine Ankündigung aus dem Vorjahr um, und ging selbst zum ersten Mal an den Start.
Comeback der Kirschlaufsieger
Beim 22. Kirschlauf war Samsom dann zurück und gewann das hochkarätig besetzte Rennen der Rennsteiglaufsieger. Der Mann vom SV Sömmerda setzte sich in glatt 48 Minuten gegen den Vorjahressieger Marcel Bräutigam durch. Auf den 3. Platz kam der zehnfache Kirschlaufsieger Marcel Krieghoff, der sich im Spurt auf den letzten Metern knapp gegen Adrian Panse behaupten konnte. Bei den Frauen gab es einen Doppelsieg der Gastgeber. Die Supermarathonsiegerin Kristin Hempel sicherte sich in neuer Streckenrekordzeit von 1:00:29 Stunden den siebten Sieg vor der Kirschkönigin Marie Brückner. Der 23. Kirschlauf wird am 15. Juni 2025 in Kleinfahner stattfinden. So viel steht fest. Ob die Organisatoren aber noch weitere 20 Jahre schaffen, wie es Schirmherr Landrat Onno Eckert in seiner Videobotschaft dem Kirschlauf wünschte, ist nicht gesichert.
Ausblick und Dank
Die meisten der am 24. August geehrten Helfer wären dann um die 80 Jahre alt. Nachwuchs ist daher dringend erforderlich, damit der Präsident und Organisationschef irgendwann mal die „Schwarze Mappe“ mit allen wichtigen Unterlagen an einen Nachfolger übergeben kann. Als eine Voraussetzung bekam er zum Jubiläum von den Helfern des Feuerwehrvereins Dachwig eine Ersatzmappe geschenkt. Honig aus Kleinfahner gab es dazu vom Kulturverein Kleinfahner, denn die Bienen sind schließlich Voraussetzung, dass es weiter so schön an der Fahner Höhe blüht. Eine blühende Zukunft wünschte der Veranstalter des Kirschkernweitspuckens dem Kirschlauf in Kleinfahner, der in 20 Jahren ein Markenzeichen für den kleinen Ort und die Region geworden ist. Ohne das großartige Team, die vielen fleißigen Helfer und Unterstützer aus der Region wäre das so nicht möglich gewesen.
Fotos: Kirschlaufarchiv (Anna Lena Panse, Theo Willing…)