Nach längerer Krankheit verstarb im Alter von 84 Jahren Anfang vergangener Woche in Erfurt der einstige Weltrekordler und Meistertrainer Siegfried Herrmann. Als Läufer kämpfte der Südthüringer vergeblich um olympisches Edelmetall, dafür konnte er als Trainer 1980 den Olympiasieg seines Schützlings Hartwig Gauder im 50 Kilometer Gehen in Moskau feiern.
Siegfried Herrmann galt als Lauf-Ästhet mit Kämpferherz. Er war bereits Ende der 50er Jahre für viele Menschen ein Idol. Als 19-jähriger Hobbyläufer verbesserte er den DDR-Rekord über 1500 Meter. Er wurde zum Sportclub nach Halle geholt und wechselte später nach Erfurt.
1956 reiste der Unterschönauer als Weltjahresschnellster und Mitfavorit zu den Olympischen Spielen nach Melbourne. Doch schon im Vorlauf kam für ihn das Aus: Die Achillessehne war gerissen. In dieser Zeit konnte solch eine Verletzung das Karriereende bedeuten, doch knapp ein Jahr später war er wieder auf der Laufbahn zurück. 1960 verpasste er das Olympia-Ticket für Rom, 1964 in Tokio kam er auf Platz elf über 10.000 Meter.
Siegfried Herrmann wurde auf unterschiedlichen Laufstrecken insgesamt achtmal DDR-Meister und stellte 21 DDR-Rekorde auf. Seinen wohl größten Triumph feierte der Turbine-Läufer im August 1965, als er auf der Aschenbahn des Sportplatzes im Erfurter Rieth mit 7:46,0 Minuten Weltrekord über 3000 Meter lief. Unvergessen auch der legendäre 4×1500 Meter Staffel-Weltrekord zwei Jahre zuvor mit seinen Klubkollegen Manfred Matuschewski und Jürgen May sowie dem Berliner Siegfried Valentin.
Mitte der 70er Jahre übernahm Herrmann als Trainer die Erfurter Geher und führte Hartwig Gauder in die Weltspitze. Der Sieg Gauders in Moskau war für den Trainer auch die späte Erfüllung des in seiner aktiven Zeit selbst verpassten Olympiatraums. Noch bis zur Jahrtausendwende trainierte er Athleten, von seinen Erfahrungen profitierten viele Trainer-Kollegen und etliche Sportler-Generationen. Er war ihnen Wegweiser und Vorbild, er wird uns immer in Erinnerung bleiben.