Die Idee einen schönen Landschaftslauf zum Saisonabschluss zu laufen, brachte mich Ende Oktober nach Schwäbisch Gmünd zum Alb-Marathon. Aufgefallen war mir der Lauf da er, wie früher auch der Rennsteig-Supermarathon, zum Europacup der Ultramarathons gehört. Wegen meinem „Trainingsrückstand“ ging ich die Anmeldung allerdings bescheiden an und meldete für die 25 Kilometer-Distanz, stockte dann jedoch am Vorabend noch ganz spontan und unproblematisch auf die große Strecke, den 50 Kilometer-Lauf, auf.
So stand ich am Samstagmorgen mit ca. 800 Läuferinnen und Läufern, die sich in die drei Wettbewerbe 50 Kilometer, 25 Kilometer und 50 Kilometer Stafettenlauf aufteilten, in der Gmünder Innenstadt am Johannisplatz, vor dem Prediger. Dieses ehemalige Dominikanerkloster, jetzt Kulturzentrum mit Galerien und Museum, war für den heutigen Tag das Wettkampfzentrum für den Alb-Marathon und bot bei den kühlen 6 Grad und stark bewölktem Himmel einen warmen Unterschlupf bis zum Start.Ein Blick auf das Höhenprofil verriet, dass die Strecke über die Ostalb sehr anstrengend und abwechslungsreich werden würde. Schließlich galt es die drei Kaiserberge (Hohenstaufen, Hohenrechberg, Stuifen) und einige kleinere Hügel zu erklimmen, was insgesamt 1100 Höhenmeter ergibt.
Nach dem Startschuss gab es eine kleine Ortsdurchquerung durch die Gmünder Altstadt, vorbei am Markt, dem Forum für Gold&Silber und dem Stadtgarten mit Rokokoschlösschen. Bereits nach 2 Kilometern folgte die Strecke dem Radweg entlang der Rems und tauchte in den herbstlich gelb und rot gefärbten Laubwald ein. Nach 8 Kilometern ist der erste Anstieg hinauf zum „Wäscherschlössle“ zu bewältigen, von wo aus erstmals der Blick auf den ersten der drei Kaiserberge, dem 684 Meter hohen Hohenstaufen, fällt. Als sanfter, bewaldeter Kegel hebt sich der Staufen von der Umgebung ab und sieht aus wie ein Vulkankegel. Ein Mitläufer erklärte mir jedoch, dass es sich um einen Zeugenberg handele, der durch Erosionsvorgänge von umliegenden Gesteinsschichten abgetrennt wurde.
Ab Kilometer 15 nimmt die Steigung auf dem Haidweg dann deutlich zu. Der Hohenstaufen ist sehr nahe gekommen, doch bevor es dann auf den Berg hinauf geht, ist noch eine rutschige Grasrampe zu bewältigen. Dann ist es zu steil zum Laufen und so setzt eine kollektive Wanderung ein. Auf dem Gipfel sind noch Fundamente der Staufenburg, der im 11 Jh. errichteten Stammburg des Adelsgeschlechtes der Staufer, zu sehen. Die Läufer umrunden die Burg, genießen kurz die herrliche Aussicht und schon geht es den gleichen Weg wieder herunter. Bei strahlendem Sonnenschein wäre wohl die Aussicht und der herbstliche Wald noch imposanter, aber Kaiserwetter gab es in diesem Jahr leider nicht auf den Kaiserbergen. Aber als ein Mitläufer vom Nebel und Neuschnee beim Lauf vor vier Jahren berichtete, fand ich das Wetter schlagartig wunderbar.
Das nächste Zwischenziel war bei Kilometer 25 auf dem Hohenrechberg (700 m). Hier ist Halbzeit bzw. das Ziel für die 25 Kilometer-Läufer. Auch ein offizieller Ausstieg mit Wertung und Medaille wäre hier möglich. Eine Musikkapelle im Ort Rechberg mit Guggenmusik beflügelte die Läufer nochmals für den Aufstieg. Ich fühlte mich noch richtig gut und war froh, dass der Lauf für mich noch weiterging. Nach einer kurzen Pause und sehr guter Verpflegung ging es steil wieder nach unten, der nasse und vom Laub rutschige Weg gebot äußerste Vorsicht und Gehpausen.
Schon bald lag der dritte Kaiserberg, der Stuifen (757 m) vor uns. Kilometer 28 war erreicht. Auf dem nun folgenden schmalen, morastigen Trailaufstieg (Ho-Chi-Minh-Pfad betitelt) nach oben folgend, war selbst das Gehen anstrengend und glich eher einem Kriechen auf allen Vieren. Meine Oberschenkel glühten. Es folgte eine kraftraubende 2,5 Kilometer-Runde um den Berg, bevor die Bergkuppe mit dem Stuifen-Kreuz erreicht wurde und es wieder bergab ging.
Wieder unten angekommen geht es auf sanft gewellter Straße weiter. Allmählich werden die Beine schwer und auch kleine Anstiege werden nach 35 Kilometern für Gehpausen genutzt. Meine Vorfreude, dass die weitere Strecke nun größtenteils flach wird, verfliegt schnell, es folgen noch kleinere knackige Hügel. Durchhalten hat ab jetzt die oberste Priorität.
Die letzten 12 Kilometer führen dann zum Glück auf einem ehemaligen Bahndamm sanft bergab. Schon bald ist Schwäbisch Gmünd in Sichtweite, aber die Beschilderung sagt erst km 45. Es folgen lange 3 Kilometer endlos wirkender Radweg um den Ort herum und endlich geht es wieder stadteinwärts.Die Markierung war auf der gesamten Strecke top, aber nun freue ich mich doch, dass an jeder Abbiegung zusätzlich ein Ordner steht, denn mein Orientierungssinn hat vollends aufgegeben. Auf den letzten Metern durch die Einkaufspassage Richtung Prediger wird nochmals ordentlich angefeuert. Endlich im Ziel! Überglücklich bekomme ich die Finisher-Medaille umgehängt, und von den Mädels im Ziel den Chip vom Fuß entfernt, damit ich mich nicht bücken muss.
Fazit: Der Albmarathon ist ein wunderbarer, abwechslungsreicher Landschaftslauf und ein schöner Saisonausklang. Aber auch als Premiere für Marathonläufer, die sich mal an einen Ultra wagen wollen, genau richtig. Bei 1100 Höhenmetern kann man guten Gewissens immer wieder Gehpausen einlegen. Organisation und Verpflegung sind perfekt, die Ausstiegsvariante bei km 25 eine Option.