Strahlender Sonnenschein am gesamten National Bank Holiday in Irland vergangenen Montag. Und das, obwohl die Vorhersagen alles andere als stabile Verhältnisse prognostiziert hatten. Das frühe Aufstehen machte mir an diesem Morgen nichts aus. Mit Zeitverschiebung und Zeitumstellung war ich automatisch zwei Stunden eher wach. Bereits beim ersten Blick aus dem Fenster meines 6-Bett-Hostelzimmers war blauer Himmel zu erkennen. Doch bloß nicht zu früh freuen. Wer schon Mal auf der Insel war weiß, dass sich minütlich die Wetterlage ändern kann.
In die Küche traf ich zum Frühstück Marcin aus Polen. Er will sämtliche Marathons in europäischen Hauptstädten binnen der kürzest möglichen Zeit absolvieren. Ehe wir uns verplauderten, traten wir den unweiten Weg zum Start an. Immer noch war keine Wolke in Sicht. Beutel abgegeben und ab durch das Gate für Wave One. Über mir an der Straßenlaterne knatterte aus dem Lautsprecher der Teilnehmerrekord von über 14.000 Läufern (2012 waren es 12.000). Danach folgten die Hymne zum Nationalfeiertag und wenig später bereits der Startschuss.
Na dann mal los. Mit viel Respekt ging ich in diesen anspruchsvollen Stadtmarathon. Es erwartete uns ein welliges Profil mit vielen windanfälligen Stellen an, was sich auch schnell bewahrheiten sollte. Aber wo war eigentlich der angekündigte Regen? Zunächst ging es durch das Zentrum, vorbei am Sankt Stephen’s Green, Trinity College und O’Connel Street. Ab Meile vier endlich ein wenig Grün links und rechts. Auf asphaltiertem Grund ging es durch den weiträumigen Phoenix Park. Und was sehe ich da? Ein Typ mit dem diesjährigen grünen Rennsteiglauf T-Shirt. Es stellte sich heraus, dass der Sportfreund aus Bremen angereist war. Zusammen gaben wir in unseren Hemden ein gutes Bild ab und philosophierten über die Thüringer Berge.
Wenig später kam zum zweiten Mal ein Kilometerschild. Die Iren hatten für Kontinentaleuropäer freundlicherweise alle 5 Kilometer Markierungen angebracht. Nach acht Meilen verließen wir den Park und überquerten den River Liffey. Es folgten der irischen Bauweise gerecht werdende Straßen. In Reihe gesetzte, maximal dreistöckige Backsteingebäude mit bunten Fenstern säumten die Strecke. Deren Bewohner sammelten sich auf den Gehwegen und feuerten fleißig und sehr kreativ an. Immer wieder wehte der Wind kräftig den Läufern entgegen.
Weiter ging es vorbei am Brickfield Park, an der Guinnes Brewery und durch den Bushy Park. Hier, bei Meile 15.5, war längst über die Hälfte geschafft. Die Verpflegungspunkte waren nur sehr dürftig ausgestattet. Alle drei Meilen Wasser, irgendwann gab es Isotrink aus der Flasche sowie zweimal Gel. Aufgrund der Situation an den Verpflegungsstationen war ich auf die Hilfe der Zuschauer angewiesen. Sie reichten Bananen, Süßigkeiten, andere hilfreiche Dinge und motivierten immer wieder durch Anfeuerungsrufe, absolut top!
Gestärkt, leicht bergab, und nun mit Rückenwind lief es gleich etwas besser in Richtung University College Dublin, Elm Park Golf Course und River Dodder. Die letzten 2 Meilen ging es stets bergan. Was sich hier abspielte ist eigentlich unbeschreiblich. Es war eine Mischung aus Tour de France Bergankunft und Weimarer Stadtlauf Finish. Streckenweise bildeten die Zuschauer an den uneingezäunten Abschnitten ein 3 Meter breites Spalier und jubelten den Läufern zu. Noch einmal rum ums Trinity College, auf die Nassau Street und dann das Ziel in der Clare Street – Jubel! Juhu!
Und was sagt die Zeit? 4:27:41 Stunden Netto. Dass bei diesem Profil und dem Wind keine Bestleistung drin sein würde, war eigentlich vorher klar. Also Zeit ausblenden und einfach über das gelungene Event freuen! Mit Medaille um den Hals und Finishershirt strahlte ich gerne mit der Sonne um die Wette. Am Abend philosophierte ich noch mit Marcin und Phil aus Manchester bei reichlich Guinnes über den Tag.
Von weiteren Thüringer Teilnehmern ist mir leider nichts bekannt. Sicherlich werden einige neben mir am Start gewesen sein. Gewonnen haben bei den Damen sowie bei den Herren die Lokalmathadoren Maria McCambridge in 2:38:51 Stunden und Sean Hehir in 2:18:19 Stunden. Nicht verwunderlich, dass zwei Iren gewinnen, wenn keine ausländische Elite zugelassen wird. Zusammenfassend kann ich die Veranstaltung absolut empfehlen!