Der 50. Rennsteiglauf hat die erwartete Rekordbeteiligung gebracht. Mit den Nachmeldungen in Neuhaus und Eisenach konnten sich die Veranstalter über einen neuen Melderekord von insgesamt 19.704 Aktiven freuen. Auf den verschiedenen Strecken waren bei bestem Wetter und Sonnenschein insgesamt 17.207 Aktive an den Start gegangen, von denen 16.915 ins Ziel kamen. Die Streckenrekorde gerieten nicht in Gefahr, dennoch gab es viele spannende Rennen. Zum Teil konnten sich die Vorjahressieger erneut durchsetzen, auf einigen Strecken trugen sich aber auch neue Athleten in die Siegerlisten ein. Deutschlands größer und schönster Landschaftslauf konnte zudem eine ganz besondere Marke reißen. Jeanette Altermann war die 500.000ste Teilnehmerin, die in Schmiedefeld über die Ziellinie lief.
Kristin Hempel und Janosch Kowalczyk Könige des Rennsteigs
Kristin Hempel vom USV Erfurt und Janosch Kowalczyk (Team addidas TERREX) haben den Lotto Thüringen Supermarathon beim 50. Rennsteiglauf gewonnen. Der 29-jährige Profiläufer aus Stuttgart siegte bei seinem ersten Rennsteiglaufstart in 05:05:11 Stunden vor dem Sieger von 2019 Steffen Justus (05:13:42 Stunden) und dem Dreifachsieger Frank Merrbach (05:22:45). „Es war richtig verrückt. Nach 10 Kilometern konnte ich nicht mehr und habe Steffen Justus vollgejammert“, sagte der Sieger im Ziel. Der habe ihn dann ein paar Kilometer „mitgenommen“, aber am Inselsberg sei er locker davongelaufen. „Da war ich stehend k.o., später ging es wieder besser und ich habe ihn am Rondell wieder überholt, was mir ein bisschen leid tat.“ „Nicht jammern, mein Guter, geht doch“, begrüßte ihn sein Konkurrent im Ziel.
Die Thüringer Daniel Greiner (SV Sömmerda) als 6. in 05:33:11 Stunden und Adrian Panse (USV Erfurt/GMRLV) als 7. in 05:46:59 Stunden waren mit ihrer Premiere beim Supermarathon sehr zufrieden. Der zehnfache Rennsteiglaufsieger und Rekordhalter auf der Strecke, Christian Seiler, der überraschend kurzfristig auf den Supermarathon umgemeldet hatte, belegte Rang 10. Er lief mit seinen beiden Kindern nach 05:52:31 Stunden über den Zielstrich. An seine Bestzeit von 04:50 Stunden kam bisher keiner heran.
Auch die Bestzeit bei den Frauen blieb unangetastet. Das hatte die Siegerin Kristin Hempel aber auch nicht vor. Die 40-jährige Erfurterin holte sich ihren dritten Sieg auf dem Rennsteig. Nach den Erfolgen beim Marathon 2012 und beim Supermarathon 2015, machte sie ihren großen Traum vom Triple wahr und gewann erneut auf der Königsstrecke. „Für mich ist das total emotional. Ich wollte unbedingt gewinnen“, sagte die glückliche Siegerin. Sie hatte sich die Zwischenzeiten von 2015 mit Kuli auf ihren Unterarm geschrieben. „Vom Start an lief alles gut, am Inselsberg bin ich gegangen und habe mir meine Kräfte eingeteilt.“ So baute sie ihren Vorsprung kontinuierlich aus. In 06:17:39 Stunden blieb sie am Ende nur knapp über ihrer Bestzeit und hatte im Ziel rund 23 Minuten Vorsprung auf die Zweitplatzierte Antonia Müller (LG eXa Leipzig e.V.). Jana Seel (LAV 07 Bad Harzburg) lief wie im Vorjahr in 06:46:15 Stunden auf Rang 3 ein.
Anne Barber und Erik Hille gewinnen den Marathon
Mit Erik Hille (LT Haspa Marathon Hamburg) gewann auch beim INTERSPORT-Marathon ein Erststarter auf dem Rennsteig. Der Dritte der Deutschen Meisterschaften im Marathon 2022 wurde seiner Favoritenrolle gerecht und siegte nach einem intensiven Duell mit Tom Thurley auf der Strecke. Der Potsdamer hatte schon mehrfach auf dem Podium beim Rennsteiglauf gestanden. Diesmal lief er in 02:35:15 Stunden auf Rang zwei, knapp vor dem schnellsten Thüringer Marcel Bräutigam (02:35:54 Stunden). Der Mann von GutsMuths-Rennsteiglaufverein war nach vierwöchiger Verletzungspause dennoch sehr zufrieden. „Das Jubiläum ist was ganz Besonderes – da wollte ich unbedingt mitmachen. Es war eine harte Konkurrenz“, sagte der 35-Jährige erfahrene Rennsteigläufer, der zwischenzeitlich sogar mal kurz in der Hohle bei Masserberg geführt hatte. Sieger Hille bereute seine spontane Startentscheidung nicht. „Es ist schön zu laufen, ohne immer auf die Zeit zu schauen“, sagte der gebürtige Klingenthaler.
Mit der Berlinerin Anne Barber siegte eine erfahrene Rennsteigläuferin, die schon zweimal erste im Halbmarathon war. Beim Marathon im vergangenen Jahr lief sie auf Rang 2 ein. „Die Strecke gefällt mir besser“, begründete sie den Wechsel. Beim zweiten Versuch gewann sie in 03:07:42 Stunden mit mehr als 3 Minuten Vorsprung auf Sindy Kermer (SC DHfK Leipzig) und Laura Michel (TG trizack Rostock/ 03:11:01), die nach 03:18:08 Stunden ins Ziel lief. Schnellste Thüringerin war Katja Voigtmann (VfB Torpedo Ichtershausen) als Vierte in 03:22:18 Stunden.
Vorjahressieger Roman Freitag und Nadine Hübel erste Sieger beim 50. Rennsteiglauf
Roman Freitag (LAC Erfurt) und Nadine Hübel (TV 1924 Dipperz) waren die ersten Sieger beim 50. Rennsteiglauf. Der 21-jährige Freitag siegte wie im Vorjahr auf der Halbmarathonstrecke und war in 1:11:35 Stunden dabei sogar noch eineinhalb Minuten schneller. Auf den Plätzen folgten der Geraer Theodor Popp (1:14:38 Stunden) und Marcel Krieghoff (1:15:00 Stunden) vom GutsMuths-Rennsteiglaufverein, die damit für ein komplettes Thüringer Podium sorgten. Freitag hatte sich bereits am Rondell gelöst und bis zur Schmücke einen Vorsprung von drei Minuten auf die beiden Verfolger herausgelaufen, den er bis ins Ziel verteidigte. „Es war schwerer als im Vorjahr, aber ich war ja auch etwas schneller“, freute er sich im Ziel. „Natürlich wollte ich den 50. Rennsteiglauf gewinnen. Für mich als Thüringer ist der etwas ganz Besonderes.“
Bereits zum dritten Mal hintereinander gelang das Nadine Hübel. Die 40-jährige Hessin war in 1:26:18 Stunden rund dreieinhalb Minuten schneller als im Vorjahr und siegte mit großem Vorsprung auf die Biathletin Antonia Horn (1:30:58 Stunden), die für den WSV Asbach startet. Auf Rang drei kam mit der Langläuferin Lara Dellit (1:33:47 Stunden) ebenfalls eine Wintersportlerin vom WSV Asbach. „So schwer wie heute, war es noch nie“, sagte die Siegerin Hübel im Ziel. „Es hätten keine 100 Meter mehr sein dürfen. Die Beine brennen und sind hart. Jetzt bin ich einfach nur glücklich.“ Für Antonia Horn war es ihr erster Halbmarathon seit der Schulzeit. Erst am Beerberg erfuhr sie, dass sie auf Platz 2 lag. Ihre Mannschaftskameradin Lara Dellit war 2019 schon mal auf dieser Distanz beim Rennsteiglauf gestartet. Aufs Podium war sie schon beim Juniorcross gelaufen. „Da halte ich noch die Bestzeit.“
Fotos: Rennsteiglauf/Jens Panse