Schon zum 4. Mal fand in diesem Jahr der Borderland-Ultra im südthüringischen Streufdorf Nahe der ehemaligen innerdeutschen Grenze statt. 18 Läufer gingen auf die lange Strecke über 111 Kilometer. Sieger waren Nina Blisse (LG Mauerweg Berlin) in 17:21:13 Stunden und Max Bisanz in 12:02:25 Stunden. Auf der Strecke von 69 Kilometer kamen 29 Läufer in das Ziel. Claudia Müller vom Sanwald Laufteam (7:29:40 Stunden) und Dieter Ulbricht (05:41:50 Stunden) hießen die Sieger über diese Strecke. Den Nachtmarathon mit 19 Finishern gewannen Simone Gerstmayer (Theisauer Hot-Legs) in 5:13:38 Stunden und Stefan Opitz( Windsurfer Segeberg-Grüßen) in 4:11:57 Stunden. Ines Köhler beschreibt, wie sie mit ihrer Freundin die 69 Kilometer erlebte.
Samstag morgens um 7.00 Uhr – nun war es also soweit. Gleich sollte der Lauf starten, der mir schon seit Monaten Bauchschmerzen bereitet hatte und mich lange im Vorfeld mental ganz schön beanspruchte. Geplant waren ja eigentlich die 111 Kilometer mit einem Start um 2.00 Uhr in der Nacht, einer 42 km-Schleife durch bzw. über die Gleichberge, um danach auf die 69 km Strecke zu gehen. Nicht die Länge der Strecke machte mir Sorgen, sondern der Lauf in der Nacht durch den Wald und mit ca. 800 Höhenmeter auf einer sehr anspruchsvollen unbekannten Strecke. Danach durch Start und Ziel nochmal auf die 69-km-Schleife mit ca. 1150 Höhenmeter? Worauf hab ich mich da wieder eingelassen. Aber zum Glück für mich kam alles anders.
Zum Rennsteiglauf beichtete mir meine Lauffreundin Petra, dass sie gesundheitlich ein wenig angeschlagen ist und sich daher die 111 Kilometer nicht zutraut, um unsere weiteren großen Projekte nicht zu gefährden. Einerseits tat es mir für sie sehr leid, andererseits war ich mehr als erleichtert, nur noch 69 Kilometer laufen zu müssen. Nun stand ich also mit Petra und ca. 30 weiteren Verrückten in Streufdorf mit am Start. Die Stimmung war recht gut.
Das Wetter sollte in diesem Jahr zum Glück für uns wesentlich läuferfreundlicher werden als das Jahr zuvor, um die 20°, bedeckt und trocken, also perfekt. Einige Läufer vom Nachtmarathon waren bereits im Ziel und auch ein paar Läufer der 111km waren schon durch. Pünktlich um 7.00 Uhr gab der Landrat persönlich den Startschuss und das kleine Läuferfeld setzte sich in Bewegung in Richtung Burgruine Straufhain.
Zuerst ging es über Wiesen (super, meine Füße waren sofort nass) relativ moderat los bis zum Anstieg hinauf zur Burgruine, wo der erste Verpflegungspunkt auf uns wartete. Bis dahin hatte uns mein Mann auf dem Rad begleitet und fuhr nun zurück, um ins Auto umzusteigen und uns kurz vor der Feste Heldburg zu erwarten. Unsere Strategie war klar, eine 8er Pace im Durchschnitt, wo gelaufen werden kann, wird gelaufen und die Anstiege werden konsequent gegangen.
Es folgten schöne Wege durch die Landschaft und schon bald ging es auf den berüchtigten Kolonnenweg, ein Plattenweg der ehemaligen Grenztruppen. Der Weg ist sehr schwierig zu laufen, die Löcher sind tückisch, die Verletzungsgefahr sehr hoch. Dazu gab es immer wieder regelrechte Rampen sowohl nach oben als auch abwärts, die z.T. nur gehend sicher zu bewältigen sind. Trotzdem lief es für uns gut, bereits hier konnten wir einige Läufer einsammeln und unsere 8er Pace konstant halten.
Bei Kilometer 12 verließen wir den Kolonnenweg und liefen auf die Feste Heldburg zu, die es bei Kilometer 16 zu erobern galt. Auch hier wieder ein knackiger Anstieg, der mir aber im Vergleich zum Vorjahr gar nicht mehr so schlimm vorkam. Vielleicht lag es am Wetter, vielleicht an der guten Tagesform oder an der Kombination von beidem. Jedenfalls waren wir bereits am Verpflegungspunkt 3 angekommen und richtig gut drauf.
Kurz vor dem ehemaligen Ort Billmuthausen, von dem außer einer Gedenkstätte und einem alten Mühlstein nichts mehr übrig ist, war wieder ein Verpflegungspunkt und schon allein wegen der historischen Bedeutung dieses Ortes lohnt es sich, kurz innezuhalten, bevor es wieder auf den Kolonnenweg ging.
Die Stimmung war nach wie vor super, auch wenn der nächste Abschnitt des Kolonnenweges schon auf uns wartete. Es war der Abschnitt mit den steilsten Auf- und Abstiegen. Nach etwa 33 Kilometern und gegen 11.00 Uhr kamen wir in Ummerstadt, der kleinsten Stadt Thüringens, auf dem Marktplatz an. Im letzten Jahr läuteten hier gerade die Mittagsglocken, wir waren demnach bereits hier eine Stunde schneller als 2015. Die Verpflegung war wieder reichlich. Frisch gestärkt liefen wir weiter.
Das nächste Highlight war dann der Verpflegungspunkt in Einöd (der Ort trägt den Namen völlig zu Recht). Im Gatter gleich neben dem VP stand eine Stute mit einem kleinen Fohlen, das gerade erst in der Nacht zuvor zur Welt gekommen war. Kurz hinter diesem Verpflegungspunkt sammelten wir dann auch noch weitere Läufer ein.
Bereits 40 Kilometer waren absolviert und wir waren immer noch guter Dinge. Die Verpflegungspunkte in Hellingen und Gellershausen wurden passiert. Nun folgte ein langer Weg durch Wiesen und Felder fast schnurgeradeaus. Die Feste Heldburg nun im Rücken, liefen wir in Richtung Stausee Westhausen. Was haben wir letztes Jahr auf diesem Abschnitt in der Sonne bei fast 35°C geschwitzt und geflucht. Auch jetzt kam die Sonne etwas hinter der Wolkendecke hervor, aber es hielt sich alles glücklicherweise in Grenzen.
Ab Stausee Westhausen waren es noch ca. 15 Kilometer bis zum Ziel. Ich schaute auf meine Uhr und begann zu rechnen. Wenn wir die Pace tatsächlich so halten, könnten wir theoretisch in unter 9 Stunden ins Ziel kommen. Ich teilte meine Vermutung Petra mit. Deren breites Grinsen und das Funkeln in ihren Augen verrieten mir, dass sie bereits die gleichen Überlegungen angestellt hatte und sich der Tatsache durchaus bewusst war.
Nun hieß es, kühlen Kopf zu bewahren und ruhig zu bleiben. Bis Haubinda und dem letzten Verpflegungspunkt waren es noch etwa 6 Kilometer, gespickt mit einem letzten ordentlichen Anstieg. Danach ging es nur noch bergab bzw. auf den letzten 4 Kilometern eben. Wenn die Kräfte ausreichen, könnte man da noch mal ein wenig Tempo machen.
Und die Kräfte waren noch da. Nach 8:38 Stunden hatten wir es geschafft und liefen glücklich gemeinsam über die Ziellinie, über zwei Stunden schneller als im Vorjahr. Da in diesem Jahr mehr Frauen am Start waren, hatten wir uns keine Chancen auf einen Podestplatz ausgerechnet. Doch umso größer war dann die Überraschung, dass wir wie im Vorjahr gemeinsam auf Platz 2 eingelaufen waren.
Die Pokale wurden wieder vom Landrat persönlich überreicht, da dieser Schirmherr vom Borderland Ultra ist. Der Pokal ist etwas ganz besonderes, ein Stück vom originalen Grenzzaun der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Man hält sozusagen ein Stück Geschichte in den Händen. Schicke Finisher-Shirts gab es auch noch dazu.
Eigentlich wollte ich den Lauf aus meiner Laufliste streichen, aber nach diesem Tag werde ich mir das wohl noch mal überlegen. Alles in allem ein sehr liebevoll organisierter anspruchsvoller Lauf, den man auf jeden Fall weiterempfehlen kann.