Am vergangenen Dienstag fand in der Erfurter Leichtathletikhalle die zweite Auflage des Laufmeetings des Erfurter LAC statt. Nach der sehr guten sportlichen Resonanz des Vorjahres über die Mittelstreckenläufe kündigten sich auch in diesem Jahr einige Spitzenathleten samt der deutschen Sprintelite an. Vor einer selbst für die Veranstalter überraschenden Kulisse von etwa 1000 Zuschauern glänzten die Thüringer Läufer mit deutschen Spitzenleistungen.
Über die 800 Meter der Frauen belegte Annett Horna vom LC Rehlingen den zweiten Platz in 2:08,62 Minuten hinter Ariane Ballner von der LG Elmshorn in 2:08,37 Minuten . Gerade einmal 7 Minuten später sorgte Annett bis zur Hälfte des Rennens über die 1500 Meter für das Tempo der späteren Siegerin Konstanze Klosterhalfen von der TSV Bayer 04 Leverkusen. Diese lief neue deutsche Jahresbestleistung in der U20 in 4:21,53 Minuten vor der gebürtigen Sömmerdaerin Tina Donder vom Erfurter LAC. Tina benötigte 4:28,60 Minuten und darf sich als Zweite der deutschen Jugendbestenliste berechtigte Hoffnungen auf eine Medaille bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Düsseldorf am nächsten Wochenende machen.
Bei der Siegerehrung des 800-Meter-Rennens der Frauen wurde Annett schließlich mit einer „Erfurter Puffbohne“ geehrt und verabschiedet. Seit Anfang diesen Jahres hat sie zusammen mit ihrem Freund Marcus Schöfisch ihren Lebensmittelpunkt ins sächsische Leipzig verlegt. Marcus ist außerdem zu Jahresbeginn zum LAZ Leipzig gewechselt. Die Redaktion von Laufszene Thüringen wünscht beiden einen erfolgreichen neuen Lebensabschnitt in ihrem neuen Umfeld.
Im Anschluss an die Mittelstreckenrennen der Damen kam es zu einem Comeback, das die Lautstärke in der Erfurter Leichtathletikhalle deutlich anheben ließ. Sebastian Keiner vom Erfurter LAC startete nach einer langen Verletzungspause zum ersten Mal seit Sommer 2013 über seine Paradestrecke, den 1500 Metern. Nachdem sein Tempomacher, Vereinskollege Tim Stegemann nach 900 Metern die Bahn verließ, drehte Sebastian noch einmal auf und kämpfte sich leidenschaftlich in einem einsamen Rennen von der Spitze zu einem neuen Erfurter Hallenrekord in 3:42,93 Minuten und zeigte sich im Ziel als glücklicher Sieger. Diese Zeit bedeutet Platz 3 in der aktuellen deutschen Bestenliste und liegt lediglich knappe 2 Sekunden über der Hallen-EM-Norm für Prag.
Mit dieser starken Leistung sicherte sich Sebastian zumindest für einige Minuten den Titel „Mann des Abends“, er sollte allerdings ernsthafte Konkurrenz bekommen. Der Wahlerfurter Julian Reus vom TV Wattenscheid legte mit einem Sieg über die deutsche Sprintelite in 6,63 Sekunden und EM-Norm einen europäischen Spitzenlauf über 60 Meter auf die Bahn, um knapp eine Stunde später seine Konkurrenz mit einer neuen deutschen Jahresbestleistung von 20,90 Sekunden über die komplette Hallenrunde zu demontieren. Spätestens nach diesem Lauf kochte die Stimmung in der Erfurter Leichtathletikhalle.
Diese 3 Topleistungen sowie weitere persönliche und saisonale Bestleistungen auch von anderen Thüringer Läufern dürften Athleten und Zuschauern Lust auf mehr gemacht haben. Es ist ein Jahrzehnt her, dass in Erfurt wirkliche Spitzenleichtathletik in Form eines Meetings präsentiert wurde. Ob das Abendsportfest das organisatorische und finanzielle Potential für einen Nachfolger des TEAG Indoors hat steht zwar noch in den Sternen, sowohl Athleten als auch Zuschauer am Dienstagabend haben jedoch gezeigt, dass die Leichtathletik immer noch am Leben ist und die Vereine und Verbände in der Pflicht stehen der Olympischen Kernsportart eine neue Basis, auch in Erfurt, zu geben.
Die genannten Ergebnisse und sämtliche weitere Leistungen finden sie auf der Seite des Erfurter LAC.