Im Dezember 2010 entstand bei einer feuchtfröhlichen Weihnachtsfeier des Kitzbühler Sportclubs die Idee, die weltbekannte Hahnenkamm-Abfahrt auf Schnee und Eis hinauf zu rennen. Vergangenen Samstag stellte sich bei der 4. Auflage das Rekordstarterfeld von 664 Teilnehmern der Aufgabe, die 3.312 Meter lange Streif mit ihren 860 Metern Höhenunterschied zu bezwingen. Zum zweiten Mal war Matthias Franke vom Rennsteiglaufverein/LG Süd dabei. Den 31-jährigen Bergläufer hatte es vor anderthalb Jahren beruflich in die Alpenregion verschlagen, wo er sich mit seinem Hobby nun richtig wohl fühlt. Die Schlacht am Hahnenkamm war auch für ihn eine Herausforderung.
Pünktlich um 18:30 Uhr fiel im Zielgelände des weltberühmten Hahnenkamm-Rennens in Kitzbühel der Startschuss. Zur Ausrüstung gehörte unbedingt die Stirnlampe. Frei war die Materialwahl für den Aufstieg. Mit Tourenski, Schneeschuhen, Steigeisen oder – wie bei Matthias – mit selbstgebastelten Spikes-Laufschuhen (aus alten Laufschuhen, Schrauben, Druckplatten und Panzertape) und Stöcken ging es die Hahnenkamm-Abfahrt hinauf. Das Ziel war für die Läufer das Starthaus. 250 Teilnehmer konnten in der Speedklasse starten, deren Startplätze zur Anmeldung im November innerhalb von einer Stunde vergeben waren. Die Rucksackklasse ließ es dagegen im Startgelände etwas gemütlicher angehen. Bei teilweiser Streckenbeleuchtung wurde die originale Weltcup-Abfahrt – mit Zielhang, Hausbergkante, Mausefalle und dem Steilhang – für den Lauf genutzt.
Da Matthias die sehr schwierige und extrem steile Strecke mit bis zu 85% Steigung (das entspricht fast einem 45 Grad-Winkel ) vom Vorjahr kannte, ging er das Rennen nicht ganz so schnell an, „wobei der Puls kurz nach dem Start trotzdem bei 190 war und auch danach eher Richtung 200 tendierte“, berichtete er später. „Gerade der glatte, schmierige, teilweise mit Eisplatten behaftete Untergrund in Kombination mit der brutalen Steigung sind einzigartig und – falls man das noch als (Berg-)Lauf bezeichnen kann – wohl das absolute Gegenteil von einem flachen Stadtmarathon. Letztes Jahr war ich zwar vor der ersten Frau im Ziel, aber nach 10 bis 15 Minuten so platt, dass ich schon vorzeitig total alle war. Dieses Jahr war ich oben zwar auch kaputt, aber es war nicht ganz so derb wie im vergangenen Jahr.“
Matthias konnte einige, teilweise abrutschende, Läufer unterwegs überholen und war mit Rang 41 und einer Zeit von 42:58 Minuten etwas schneller als im Vorjahr (49. in 44:26 min). Und das in einem internationalen Topstarterfeld, in dem der Sieger Ingemar Wibmar das Ziel nach 34:18 Minuten erreichte. Bei den Frauen gewann die mehrfache Berglaufweltmeisterin Andrea Mayr in 39:41 Minuten. Oben angekommen, gab es im Hochkitzbühel bis in die Nacht hinein noch eine schicke, aber etwas überfüllte Party mit viel Rummel und Eventcharakter.