Was treibt die Menschen an, vermehrt bei Cross- und Hindernisläufen teilzunehmen, durch Schlamm zu robben, durch dreckiges Wasser zu schwimmen und über Holzwände zu klettern? Vielleicht ist es ein bisschen der Kindheitstrieb und der Reiz, der von Matsch offensichtlich noch immer ausgeht, vielleicht ist es der Wunsch ein bisschen selbst ein Schwein zu sein. Nein, ein Keiler und eine Bache!
So gibt es nun bereits im 3. Jahr den Harzer Keiler Lauf vor den Toren Thüringens in der Nähe von Herzberg im Harz, im sonst so beschaulichen Hörden. Wo sonst Kühe in aller Ruhe weiden, Pferde auf Ihren Koppeln traben, der Geruch von Stroh und frisch geschlagenem Holz an Wandertage aus der Kindheit erinnert, im beschaulichen Hörden, verwandelte sich der Fußballplatz eines Vereines aus der Kreisliga B und das angrenzende Gelände am 15. Juni in einer Schlachtfeld eben für diese Keiler und Bachen. Auf einem 8 Kilometer langen Rundkurs mussten 18 Hindernisse über- oder unterbunden werden, dabei gibt es in Hörden eine Schwimmgarantie! Dieser Rundkurs musste entweder einmal (Frischlingsfährte) oder 3 mal (Keilerfährte=24km) überwunden werden.
Am Sonntag, den 15. Juni wurden die ca. 850 Teilnehmer von einem sonnigen Wetter bei 20 Grad Celsius, einer Wassertemperatur von ca. 18 Grad auf dem Sportplatz empfangen. Die beiden „Anmeldefenster“ im Vereinshaus wirkten zwar etwas provisorisch und zogen lange Warteschlangen mit sich (hier wäre ein weiteres offenes „Fenster“ wünschenswert), die Möglichkeit die Startnummer mit einem Filzstift an Armen und Beinen kenntlich zu machen ist erfahrungsgemäß aber sehr sinnvoll (häufig reißen die Startnummern an Hindernissen ab). Der Start wurde pünktlich um 11 Uhr vollzogen, die Aufteilung in Startblöcke (a 200 Läufer/-innen) war absolut begrüßenswert. Offensichtlich sortierten sich die meisten Teilnehmer auch entsprechend ihrer Selbsteinschätzung ein, dabei sind Ordner, wie man sie von Marathonveranstaltungen kennt nicht notwendig.
Auf der Strecke wurden abwechslungsreiche und anspruchsvolle Hindernisse geboten: neben Flussdurchquerungen (Achtung: Erschwerung durch Autoreifen!), Eskaladierwänden, Kiesgruben und Strohballenbergen standen auch Lastkraftwagen, beladen mit Baumstämmen im Weg. Ferner gab es eine Freiluftrutsche durch eine ca. 20 Meter lange befeuchtete Plastikplane, die auch auf jedem Kindergeburtstag der Renner gewesen wäre – bitte im nächsten Jahr wieder! Auch ein sonderbarer Holzkasten mit Löchern (ähnlich der Torschusswand des Sportstudios) war aufzufinden. Hier bestand die Schwierigkeit nicht darin, durch dieses Loch in den Kasten hinein zu klettern, sondern darin, aus den kleinen Löchern an der Decke wieder herauszuklettern.
Das Sambahindernis (mit Schwachstrom geladene Bänder die von einem überdimensionalen Türrahmen hingen) sah sicherlich spektakulärer aus, als es für die Teilnehmer tatsächlich war. Am unangenehmsten waren sicherlich die Wasserlöcher, wobei die braune Flüssigkeit mehr als Schlamm zu bezeichnen wäre. Hier mussten die Teilnehmer/-innen von einem ca. 2 Meter hohen Holzturm in das Loch springen, immer wieder unter Baumstämmen oder anderen Hindernissen hindurchtauchen, bevor man vom Schwimmen zum Krabbeln (unter einem ca. 50 Zentimeter hohem Metallgitter, bei einem Wasserstand von ca. 30 Zentimetern) wechseln durfte.
Insgesamt war die Strecke anspruchsvoll, durch einen steilen Berg (Anstieg ca. 700 Meter für ca. 200 Höhenmeter) profiliert und fast durchgehend mit Zuschauern gut besucht. Diese besondere Atmosphäre heizt die Sportler/-innen natürlich noch mehr an – der Fußgänger der die Ideallinie stört ist dabei weniger schlimm. Also bitte: Zuschauer auf die Strecke!
Im Ziel war ebenfalls eine herausragende Atmosphäre, den Zuschauern wurde ein ganzes Verpflegungsdorf (Bratwurst, Fischbrötchen, Eis und Kuchen, sowie natürlich ein umfangreiches Getränkeangebot) geboten, der Moderator lies jeden Zieleinlauf zum besonderen Erlebnis werden. Die Teilnehmer/-innen durften sich über eine schöne Keilermedaille und ein eng anliegendes Finishershirt freuen.
Auf der 8 Kilometer langen Frischlingsfährte, welche zeitgleich mit der Keilerfährte startete, tummelten sich 460 Sportler (259 Männer, 161 Frauen). Siegreich waren bei den „Bachen“ Maika Bepperling (vereinslos) in 52 Minuten und 6 Sekunden vor Diana Thormeier vom Team „Harz Energie“ in 54:14 Minuten und Katrin Solcher vom „Getting Tough e.V.“ Team aus Rudolstadt in 56:55 Minuten. Bei den „Keilern“ siegte der Lokalmatador Chris Lemke (Team „Harzer Keiler“) in 37:15 Minuten vor Jens Lüddecke (Team „Pedo Schweißtechnik“) in 38:01 Minuten und Markus Ertelt („Getting Tough e.V.“ Team) aus Rudolstadt in 38:21 Minuten.
Nicht nur auf der kurzen Strecke, auch auf der 24 Kilometer langen Keilerfährte mischte das Team „Getting Tough e.V.“ aus Rudolstadt in Thüringen eifrigsten mit. Allein unter den besten 25 Läufern über 24 Kilometer waren 8 Teilnehmer vom „Getting Tough e.V.“! bei den „Bachen“ siegte auf dem langen Kanten unter 48 Teilnehmerinnen allerdings Christiane Lehmberg vom Team „Asics Frontrunner“ in 2:29:01 Stunden vor Lokalmatadorin Agata Kraftczyk vom „Läufer-Team Oker“ (2:33:46 Stunden) und Chelsea Meyer (vereinslos) in 2:36:50 Stunden. Auf der Königsstrecke siegte bei den 348 „Keilern“ Robin Rechant eben vom „Getting Tough e.V.“ Team aus Rudolstadt in sensationellen 1:53:49 Stunden souverän vor Stephan Holesch (LC Jena) in 2:01:10 Stunden und dem lokalen Laufhelden David Hasert vom Team „Harzer Keiler“ in 2:06:47 Stunden. Der Nordhäuser Reporter Sebastian Kurch landete in 2:21:43 Stunden dreckig aber glücklich auf Platz 14.
Fotogalerie (Harz Kurier – Mark Härtl)