Einmal Arnstadt – Washington – und noch ein paar Meter mehr. Die Luftlinie zur US-Hauptstadt wird von einschlägigen Seiten mit 6639 Kilometern angegeben. Die Läuferinnen und Läufer beim 1. Arnstädter Virtuell Run & Walk schafften in gut zwei Wochen sogar 6903,79 Kilometer und damit mehr als das Dreifache der als Ziel ausgegeben Jahreszahl von 2021 Kilometer. „Eine beeindruckende Leistung“, fand Bürgermeister Frank Spilling bei der kleinen Siegerehrung und meinte damit auch die Siegerleistung von 340,43 Kilometern, die Henrik Stutzig zu Buche stehen hatte.
„Wir haben uns gedacht, wenn schon keine Wettkämpfe möglich sind, dann kann man sich wenigstens auf diesem Weg miteinander messen. Außerdem wollen wir die Menschen so zum Sporttreiben animieren“, erklärt Heiko Herzer, bei der Stadtverwaltung für den Sport verantwortlich, die Idee hinter dem Arnstadt Virtual Run & Walk 2021. 17 Tage lang hatten die Teilnehmenden Zeit auf beliebigen Strecken fleißig Kilometer zu sammeln. Mindestens 2021 Kilometer sollten so zusammenkommen. Ein Ziel, dass bereits zur Halbzeit überschritten war.
101 Sportler hatten mit ihren zurückgelegten Kilometern am Ende in die Liste eingetragen. Auffallend ist der hohe Frauenanteil von 42 Damen, der sich sonst bei realen Läufen nicht zeigt. Und die Frauen „schrubbten“ ordentlich Kilometer. 250,94 hatte ihre Beste Catrin Jacob (U50) aus Dannheim zu Buche stehen. Nur drei Männer wiesen mehr auf.
Der fleißigste Kilometersammler war Hendrik Stutzig (U50) von der Katholischen Laufjugend Arnstadt. 340,43 Kilometer hatte er am Ende zurückgelegt oder anders ausgedrückt Luftlinie fast bis Rostock. Mit Wolfram Kneise (U40) folgte ein weiterer Vertreter der Laufjugend, der 300,50 Kilometer zu Buche stehen hat. Platz drei sicherte sich der Ichtershäuser Manfred Kretzschmar (Ü60) mit 255 Kilometern. Drei weitere Athleten schafften über 200 Kilometer, 17 über 100 Kilometer. Darunter mit den Arnstädterinnen Katja Röder (188,78 km) und Stefanie Bille (beide U40, 154,03 km) auch die nächsten Frauen.
„Ich habe gemerkt, wie Wolfram von hinten ankam und habe dann die letzten Tage noch mal einen draufgesetzt“, berichtete Henrik Stutzig vom Fernduell. „Mittlerweile trainiere ich eigentlich für den Triathlon und mische normalerweise Laufen und Radfahren, in den zwei Wochen bin ich dann aber nur gelaufen“, verriet er sein Erfolgsrezept. Jeden Tag wurden die Laufschuhe geschnürt, um vor allem auf den Strecken rund um die Alteburg Kilometer „zu fressen.“
Auch Manfred Kretzschmar aus Ichtershausen lief jeden Tag. „Am Anfang bin ich jeden Tag zehn Kilometer gelaufen, später dann mehr, so dass es im Schnitt 15 Kilometer pro Tag waren“, sagte er. Kretzschmar war übrigens auch der Beste im Schätzspiel. Dort sollte vorab getippt werden, wie viele Kilometer die Teilnehmer am Virtuell Run & Walk am Ende schaffen würden, 6900 schätze der Ichtershäuser. Oder war es doch eher Berechnung des ehemaligen Mathematiklehrers? Jedenfalls lag er nur drei Meter daneben und darf sich nun gemeinsam mit Wolfram Kneise, der auf 7650 Meter tippte, über ein Lauftraining freuen.
„Ich bin vor allem in den Reinsbergen gelaufen, die liebe ich“, verriet Cathrin Jacob. Auch sie hatte in den letzten Tagen „noch mal Gas gegeben, falls noch jemand aufholt. Aber jeden Tag bin ich nicht gelaufen, nach längeren Etappen habe ich auch mal einen Tag Pause eingelegt. „Schade, dass jetzt kein Rennsteiglauf ist, nachdem Training wären wir gut in Form“, bedauerte Wolfram Kneise und versicherte, wie auch die anderen vier: „Wir würden uns freuen, wenn es nächstes Jahr eine zweite Auflage gibt. Oder auch schon in diesem Sommer, als Training für den Rennsteiglauf.“
Gelaufen wurde aber nicht nur fürs eigene Training und die Gesundheit sondern auch für den guten Zweck. Die Stadtwerke und die Sparkasse spendeten als Kilometer-Sponsoren 800 Euro. 200 kamen von den Teilnehmern selbst. Geld, das der Verein zur Förderung der Palliativmedizin im Ilm-Kreis erhielt. „Wir danken allen herzlich und haben großen Respekt vor den Leistungen“, sagte Matthias Keschke. Das Geld kann der 2010 gegründete Verein, der sowohl die Palliativstation in den Ilm-Kreis-Kliniken in Ilmenau wie auch mobile Hilfen unterstützt, gut gebrauchen. Einen Teil werde man in ein Tablet mit entsprechender Software investieren, kündigte Keschke an, damit schwerkranke Patienten leichter mit ihren Angehörigen Kontakt halten können. Der Rest fließe Liegehilfsmittel, wie sie unter anderem für Lymphdrainagen benötigt werden.