Wunderschön und hart soll er sein; heißt es, wenn die Sprache auf diesen Lauf kommt. Um es vorweg zu nehmen: Ich zähle ihn emotional zu den großen Landschaftsläufen wie den Saaletallauf (Saalfeld–Jena) oder den Städtelauf (Jena–Gera), die leider nicht mehr existieren. Als Thüringer Frühjahrsklassiker zur Formüberprüfung vor dem Rennsteiglauf hat er leider seit Jahren große Konkurrenz im Kyffhäuser-Berglauf und der Harzquerung.
Im Startbereich wuseln die Helfer und die Teilnehmer bereits. Ich ergänze meine Meldung, damit ich eine Ergebnisliste bekommen kann und zahle 8 Euro. Vorstartszenario: Wer ist so da? Tiefstapeln, Scherze und Tipps machen die Runde. Fühle mich pudelwohl in der Lauffamilie. Eine Leistungsgesellschaft, die nicht ausgrenzt. Ich blicke in bekannte Gesichter. Etwa 90 Prozent der Athleten gehören zu den Cracks der Region und kennen sich hier bestens aus. Die Stimmung ist wohltuend; hier weiß jeder, was zu tun ist. Die Organisatoren mahnen zur Vorsicht bei Straßenquerungen und wünschen allen viel Erfolg.
Das Wetter macht gute Laune und als der Startschuss fällt machen sich 60 Aktive mit optimistisch glänzenden Augen auf ihren Weg. Schnell entfernt sich eine kleine Gruppe mit allen Favoriten. Das Feld sortiert sich ein und jeder versucht sein Tempo zu finden. Ich werde von einer großen Läufergruppe überholt und meine musternden Blicke und mein Instinkt raten mir, sie ziehen zu lassen. Relativ schnell entschwinden sie und ich kann nicht widerstehen mal nach hinten zu schauen. Aha, die Meute jagt mich, offensichtlich biete ich vielen Startern ein gutes Tempo und eine Motivation.
Ich werde überholt und frage mich, ob ich langsamer werde. Es geht links vom Weg ab und wie Orientierungsläufer schlängeln wir uns durch Bäume und springen über Wurzeln. Alles ist perfekt mit Sägespänen kenntlich gemacht. DANKE! Schon wieder bergan und noch nicht oben. Auf einem Wanderwegweiser steht Hohe Reuth und zeigt zum Anstieg. Na klar – sonst wäre es ja wohl kaum die „Hohe“ Reuth.
Ah – Getränke und Energie nachtanken, es ist warm geworden und ich erblicke sie, die ersehnte Namensgeberin. Ist es eine SIE ? – dabei heißt es doch „der Berg ruft“?. Also doch ein ER?
Egal, nun geht es nur noch bergab, der Wald tut gut, der Weg wird schmaler, Nadelboden, die Schritte federn und ich werde schneller, überhole und plötzlich ist es passiert – Wahnsinn …es läuft mich…bin schwerelos.. boahhhh, was für ein Feeling. Momente des Glücks. Ich „erwache“, weil es nun auf Wiesen steiler abwärts geht und ich besser aufmerksam bin. Anschließend führt ein Asphaltweg über eine Anhöhe. Nur nicht überziehen. Es ist noch weit bis zum Ziel.
Die Vorsicht zahlt sich aus, denn da ist er, der Mörderanstieg über eine Wiese und steil durch den Wald. Die Muskeln wollen krampfen, Tempo raus, locker bleiben, weiter, Ziel – komm bitte, wenigstens geht es abwärts. Dann bin ich angekommen.
Getränke, Bratwürste, Kuchen, Duschen alles da, was jetzt gut tut. Mein Freund Raimund ist schon in Zivil und lacht mich erholt an. Auch er ist zufrieden und erzählt mir, das Jan Burzik, unser beider Favorit, gewonnen hat. Alle scheinen auf ihre Weise glücklich und zufrieden.
Hildegard Zorn erzählt mir aus 32 Jahren Laufgeschichte. In den „besten Jahren“ gab es dreistellige Starterfelder. Auch die Mitstreiter schaffen diesen Aufwand nur, weil die ganze Familie und Freunde helfen. Erhardt, ihr Mann, ist der Streckensucher. Ich lächle und lob ihn in Gedanken. Beeindruckt von der Holzspanmarkierung, die mir so gefallen hat, frage ich und erfahre, dass „Abschnittsbevollmächtigte“ das immer so perfekt hinbekommen. Eins sei noch erwähnt, der Käseschenkenlauf wird auch vom kleinen Team der OTG organisiert.
Siegerliste:
Frauen:
1. Gerith Alletsee, LAV Elstertal, 2:29:23 h
2. Edith Kowalski, Triathlon Gera, 2:33:55 h
3. Angela Klausnitzer, ?, 2:36:18 h
4. Susanne Voigt, SV Hermsdorf, 2:40:08 h
5. Barbara Erler, Lusaner SC, 2:47:28 h
6. Marion Geißler, Köstritz, 2:49:20 h
Männer:
1. Jan Burzik, (Laufladen Jena), 1:45:17 h
2. Sebastian Seyfarth, 1. SV Gera, 1:51:26 h
3. Frank Roßmann, Pörsdorf, 1:53:19 h
4. Lutz Sypli, (Lusaner SC), 1:55:20 h
5. Raimund Klitz, (HSV Weimar), 2:01:46 h
6. Timm Kühne, (VfL 28 Ellrich), 2:03:52 h
Streckenrekord: 1:38:53 Std. Jan Burzik (2001)
Wo gibt es denn die kompletten Ergebnisse und vielleicht auch paar Bilder die gemacht wurden?
Lieber Martin,
Ein wirklich toller Lauf. Leider findet man im Internet kaum Infos.
Es gibt zwar eine Homepage der OTG
(Ostvorstädtische Turngemeinschaft 1902 Gera e.V.)aber die Laufabteilung wird nur namentlich aufgeführt.
Im Volkslaufkalender Thüringen steht lediglich Kontakt über Hildegard Zorn Tel. 0365-22532.
Fotos wurden reichlich geschossen, weiß nicht, wie man an die rankommt.
Gruß Jürgen
Hallo Martin,
danke für den schönen Bericht über unseren Lauf. Ich will versuchen Bilder auf die Seite der OTG zu bringen.
Mit freundlichen Grüßen
Spfr. Graf Abt. LA OTG
Es gibt eine Ergebnisliste im Internet vom 32. Hohe-Reuth-Lauf. Gewusst wo, hier der Link: http://www.geraer-laufcup.de/reuth10.html
War ein toller Lauf.
Großen Dank an die Organisatoren. Bis 2011.
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